Oktober 17th, 2011
Einst zog ich fern mit stillen Karawanen von Kamelen,
Durch rote Wüsten, unter weißem Sternenlicht. Verdammt
Hat mich das Leben mit Dämonen, die mich lüstern quälen,
Als würde mir ein glühend heißer Pfahl ins Herz gerammt.
Ich spüre Hände, die um meinen Hals ein Kabel schlingen
Und enger ziehen, daß die Atemluft schrill stecken bleibt.
Ich höre Worte, die die guten Geister rüde zwingen,
Zu schweigen, da der Meister seinen Mund an meinem reibt.
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Oktober 16th, 2011
Als 2008, von Amerika ausgehend, die Banken weltweit krachten wie der letzte Junkerant auf Entzug, da entdeckten Neocons und Wirtschaftsliberale plötzlich den Staat als Retter in der höchsten Not, jenen Staat, für den sie zuvor nur Hohn und Verachtung übrig hatten - ein ärgerliches Hindernis für die totale Freiheit der Märkte.
Zu diesem Zeitpunkt lagen der Finanzkapitalismus und seine Träger auf dem Bauch, mit eingedelltem Kopf und gebrochenen Beinen.
Damals hätte ein kleiner Tritt genügt, um diesem komplexen Ungetüm, das auch die Fachleute nur mehr im Ansatz durchschauten, in seinem zerstörerischen Wirken den Garaus zu machen.
Doch diejenigen, die die Möglichkeit gehabt hätten, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Menschheit von einer Geißel, schlimmer als jede Seuche, zu befreien, also die Regierungen bzw. die Politiker im Allgemeinen, taten genau das Gegenteil zum Nachteil der Menschen, die sie als ihre Repräsentanten gewählt hatten.
Mit unvorstellbaren, aberwitzigen Milliardenbeträgen wurde den Banken wieder auf die Beine geholfen und das System an der Oberfläche saniert.
Das geschah ohne jede Gegenleistung, mehr noch, es gab einen perversen Wettlauf, welche Regierung schneller mehr Milliarden zur Verfügung stellte; Milliarden, die die Nationalstaaten nicht besaßen, sondern als Kredite aufnehmen mußten, wodurch ihre Verschuldung so bedrohliche Ausmaße annahm, daß einige Länder heute vor dem unmittelbaren Bankrott stehen, wie das traurige Beispiel Griechenland zeigt.
Und während weltweit krampfhaft versucht wird, die durch die “Rettung” der Banken erfolgte Verschuldung in den Griff zu kriegen, v.a. durch Kahlschlag bei den Sozialleistungen, erfährt der staunende Beobachter, daß eine Vielzahl von Banken nur drei Jahre nach ihrer “Rettung” schon wieder alles Geld verzockt hatte und dringend neue staatliche Hilfe benötigt.
Das ist der Stand der Dinge in Europa. Und wie sieht es auf der Insel der Seligen aus, die sich über eine Dreifaltigkeit aus Minderwertigkeitskomplex, Größenwahn und Provinzialität definiert?
Hier geht der Chef einer der führenden Banken des Landes, jene Bank, die sich als erste an den von der Regierung zur Verfügung gestellten Milliarden bediente, an die Öffentlichkeit, um nach enormen Verlusten durch faule Investments, der Politik und den hohen Staatsschulden für seine eigene Unfähigkeit die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Und wahrscheinlich glaubt dieser Herr sogar das, was er zum besten gibt, selbst.
Österreich ist eben anders. Hier hält sich das Mittelmaß für genial und die Gauner sitzen nicht hinter Gittern, sondern am Strand von Capri, wo sie vor den Kameras der Boulevardpresse als Rolemodels posieren.
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Oktober 14th, 2011
Noch ist es dunkel, aber in dem kalten Neonlicht
Im Bad, vorm Spiegel stehend streift ein Schatten mein Gesicht,
Indes vorm Fenster draußen still ein neuer Morgen dämmert.
Ich weiß, die Tage tragen jetzt ein eng geschnürtes Mieder,
Und was vor Wochen leicht zum Himmel stieg, fällt plötzlich nieder.
Wie jene Faust, die mürrisch an mein Haustor hämmert.
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Oktober 10th, 2011
Ein Glas Tequila
Trinke ich auf das Wohl
Der Schatten im Spiegel
In einer dunklen
Bar wo Menschen sich abfülln
Um kurz nur zu glühn
Das nächste Glas platzt
An der bleichen Wand laß es
Bleiben laß es sein
Zu Hause hab ich
Besseren Stoff für Wunden
Die keine Zeit heilt
Zu Hause wartet
Ein toter Hund der heult schon
Seit Wochen nicht mehr
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September 25th, 2011
Draußen das fröhliche Zwitschern der Meisen,
Das Blau des Himmels ist klar wie ein See.
Ich spüre, noch ist nicht die Zeit zum Reisen.
Am Fensterbrett blüht rot die Orchidee.
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September 13th, 2011
Hearst du stinkst, i man i dram.
Moch an Schuah und schiab di ham.
Erst befrei vom Gwaund dein Buschn
Und daun hau di unter´d Duschn.
Hoit auf des, wos drunter hängt,
Des, wos ma in´d Hosn zwängt,
Dort, wo scho di Viecher kriachn,
Auf dein Kas, i kaun na riachn,
Voi den Strahl, wos schaust so bled?
Wer bled schaut, der is scho z´spät.
Oida tua, wos i da sog,
Weil i di sonst nimma mog.
Und des kaunst ma wirklich glaubn:
Unter ana Wossahaubn
Fühlst di fast wie neigeborn,
Hearst daun wieda mit di Ohrn,
Kaner hoit si ´d Nosn zua,
Und da Gstaunk gibt endlich Ruah.
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September 4th, 2011
Die Lippen sind weit
Nach unten gezogen, die
Augen ohne Glanz.
Durchs Fenster sehe
Ich, wie er jeden Morgen
In die Arbeit fährt.
Seit Tagen aber
Ist sein Platz leer. Heute steht
Ein anderer dort.
Tief in mir hadert
Ein Zorn, der den Mund trocken
Macht, bis etwas bricht.
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Juli 8th, 2011
Und manchmal spät zur stummen Mitternacht
Erwache ich aus grell verzerrtem Traum
Das Herz rast hin und her, zu eng der Raum
Und an den Schläfen friert der Schweiß. Es lacht
Mir voll ein Dämon höhnisch beide Ohren.
Ein Klang wie Fingernägel auf Metall
Und plötzlich stürze ich im freien Fall
In einen tiefen Schlund, aus Angst geboren
Und bin im Dunklen jetzt nicht mehr allein.
Wie aus dem Nichts tritt er an meine Seite,
Der Meister selbst, wie könnt es anders sein,
Nimmt Maß an meinem Jammer, spricht: Nicht heute,
Noch länger bleibe deines Lebens Knecht
Auf morschen Brücken zwischen gut und schlecht.
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Juli 4th, 2011
1
Das Lärmen der Motoren,
Das zieht mir Nerv und Zahn,
Zerfetzt mir beide Ohren
Und treibt mich in den Wahn.
2
Drüben läßt die Birke ihre langen Zweige
Hängen wie ein müder alter Mann,
Und ein andres geht zur Neige,
Weil es nicht mehr gehen kann.
3
Am Fenster sitzend streift mein Blick
Die Straßen hin, die Hausfassaden her,
Zum Himmel hoch, herab auf den Verkehr,
Und fällt dann wieder auf mich selbst zurück.
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Juni 15th, 2011
Ein bleicher Finger taucht in blinde Fenster
Ein blauer Reiter wiehert im Affekt
Am Küchenboden gähnt Geschirr verdreckt
Am Rand der Schläfen hasardiern Gespenster
Traumtänzer melken morsche Exorzisten
Restschläfer kompostiert die Müllabfuhr
Auf Ziffernzwang folgt Zeigerdiktatur
Bildschirme laufen mit gespreizten Brüsten
Fleischbanken mästen Turbokannibalen
Feldforscher filtern knieweich Thermokraten
Bankrott-Apostel stiften Tumor-Raten
Prothesenneid stopft Afterkathedralen
Parteiparolen schimmeln auch mit Reim
Ein wildes Röcheln steigt aus Wasserhähnen
Antennen spein den Kot von Kapitänen
Termiten lieben saftig Sex und Crime
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