Neues aus der Marillen-Republik
Mittwoch, November 23rd, 2011Bei der raschen Durchquerung der medial inszenierten Wirklichkeit überkommt mich immer öfter ein Gefühl, als müßte mir nicht nur der Kragen, sondern gleich der ganze Kopf platzen.
Die Inkompetenz der europäischen Staats -u.Regierungschefs, die im Zeichen der scheinbar aus dem Nichts entstiegenen “Schuldenkrise” so ziemlich alles falsch machen, was sie nur falsch machen können, wird nicht nur die Europäische Union wie eine Seifenblase platzen lassen - was ohnedies ein Segen für die Menschen Europas wäre - sondern auch einen Großteil dieser Europäer in die Armut stürzen. Und so wie es aussieht, in nicht allzuferner Zeit.
Der Finanzkapitalismus und seine ihm innewohnende Gier, die ihn vor drei Jahren fast in die Luft gesprengt hätte, ist wieder obenauf, dank der politischen Kaste, die es möglich gemacht und folglich auch zu verantworten hat, daß die damals schon stürzenden Konzerne ihre Vampirzähne in die noch gesunden Adern der Staaten bohrten und ihnen das Blut aussaugten, sodaß jetzt die Staaten taumeln.
Nein, ganz so einfach ist es nicht. Derzeit sind es nämlich einzig die Euro - Staaten, die sich vor den gottgleichen Märkten krümmen wie ein getretener Hund, obwohl Länder wie Japan oder sogar die USA wesentlich höher verschuldet sind.
Die unsinnigen Strukturen der EU, ihre unfähigen Politiker und die anfangs so gepriesene Einheitswährung, sind für die Finanzjongleure weltweit das ideale Spielfeld, um in kurzer Zeit enorme Profite zu lukrieren.
Wie aufgeschreckte Hühner, deren Stall brennt, laufen die Lenker der Euro-Staaten hilf-und hirnlos und sehr zur Freude der Spekulanten durch die Gegenwart.
Und eines dieser Hühner, der Bundeskanzler der Republik Österreich, ein Mann, der, gäbe es keine SPÖ, sein Brot wahrscheinlich als Straßenkehrer verdienen müßte, so aber die Geschicke des Landes lenken darf, führt in seinem beschränkten Vokabular, seit einiger Zeit auch den Begriff “Reichensteuer”, wobei er nicht daran denkt, daß hierzulande “heilige” Eigentum bzw. die Riesenvermögen, die in Österreich vorwiegend in Stiftungen gelagert werden, tatsächlich zu besteuern. Nein, sein Gerede von der Solidarität der Reichen, die es einzufordern gilt, dient ausschließlich der Imagepflege.
Doch jetzt wurde erstmals eine konkrete Zahl bekannt. Um eine “Schuldenbremse” in die Verfassung zu schreiben, etwas, das alle kompetenten Ökonomen als demütigenden Kotau vor den Finanzmärkten ablehnen, bedarf es einer Zweidrittelmehrheit im Parlament, und folglich einer zusätzlichen Partei, die sich dafür als Handlanger hergibt.
Und die “Grünen”, eine Partei, die seit dem Wechsel an der Spitze ein Dasein in völliger Bedeutungslosigkeit fristet, freuen sich, einmal mehr als Hampelmann auftreten zu dürfen. Ihre Forderung: Eine “Reichensteuer”, genauer gesagt, Großvermögen mit einem Steuersatz von 0,5% zu belegen. Das ist kein Tipfehler. 0,5% Steuer auf Großvermögen in einem Land, wo das Arschwischen mit 20% Mehrwertsteuer belegt ist, in einem Land, wo so ziemlich alles, was denkbar ist, auch wirklich besteuert wird, mit einer Ausnahme selbstverständlich, nämlich dem Kapital.
In diesem Land, wo der Steuersatz für Erwerbstätige mehr als 50% erreichen kann, wird die Forderung der Grünen, große Vermögen mit einem halben Prozentpunkt zugunsten der Staatskassen zu belasten, von den Lohnschreibern eben dieses Großkapitals, also den Leitartiklern in den Medien, als kommunistischer Enteignungsversuch denunziert.
Das kann einem die Sprache verschlagen in unserer ach so schönen Marillen-Republik, wo sich niemand so wohl und so sicher fühlt, wie die Besitzer der Milliardenvermögen, die hier geparkt werden, um sich schnell und reibungslos weiter zu vergrößern.