Archive for Juli, 2008

Die Partei

Mittwoch, Juli 30th, 2008

Es hat schon was für sich, dieses Österreich, in dem ich geboren wurden, v.a. sein Wasserkopf, die Bundeshauptstadt Wien, wo ich zur Zeit lebe, und wo eine seit Jahrzehnten fast immer absolut herrschende Partei das öffentliche, aber auch das private Leben in einem Ausmaß unterminiert hat, wie es sonst wohl nur mehr in totalitären Staaten vorkommt. Von der Gebärklinik bis zur Bestattung, vom Verkehr bis zur Mietwohnung, vom Riesenrad bis zum Scheißkanal, die Partei ist überall und überall dort, wo politische Monopole langfristig agieren, agieren sie ausschließlich zu ihrem eigenen Nutzen und so zum Schaden der Bürger, denn die Gleichstellung von Öffentlichkeit mit der Partei, also die Einverleibung des öffentlichen Eigentums, der öffentlichen Strukturen durch die Partei, entspricht ihrem antidemokratischen Selbstverständnis: Die Partei ist alles und alle anderen sind nichts! Vor den Kulissen geben sich die Parteibonzen ähnlich anmaßend wie Feudalherren im Mittelalter, hinter den Kulissen verhöhnen sie schenkelklopfend und magenvollstopfend alles Parteifremde, während sie ohne irgendwelche Skrupel das öffentliche Eigentum Freunden, Bekannten und anderen Parteilingen zuschanzen. In den Medien, die sie größtenteils bestochen und korrumpiert haben, lassen sie sich für die Wohltaten, die sie den Bürgern nicht erweisen, beweihräuchern. Und so unglaublich es auch scheinen mag, das System funktioniert: Bei der nächsten Wahl entscheiden sich die Belogenen und Bestohlenen wieder für die Lügner und Diebe, sei es aus Gewohnheit, sei es aus Dummheit, sei es aus irgendeinem anderen Grund, das bleibt dahingestellt.

Die Häuser stehen…

Dienstag, Juli 29th, 2008

Die Häuser stehen aneinand gedrängt,
Die Dächer flach, der Himmel weit,
Die Fenster blind und voll verhängt,
Die Tore zu, als ob wer scheut
Vor dieser Welt, vor dieser Zeit.

Sommerlied

Dienstag, Juli 29th, 2008

Ich rinne, rinne, rinne;
Der Körper schwimmt in Schweiß.
Was ich dabei gewinne,
Ist weder kalt noch heiß.

Ich renne, renne, renne,
Mein Herz ist vorm Zerspringen,
Wobei ich das schon kenne,
Die Flucht vor Tag und Dingen.

Ich liege, liege, liege
Am Boden und ganz flach,
Indes Gedanken fliegen
Hinfort von diesem Krach.

Ich hasse, hasse, hasse
Die Menschen allesamt,
Ganz gleich aus welcher Klasse,
Verdammt sind sie, verdammt.

Postmoderne

Dienstag, Juli 29th, 2008

40 Jahre Postmoderne,
40 Jahr´ Beliebigkeit,
Und ich würde doch so gerne
Spucken wie ein Lama weit.
Doch die Herren vom Feuilleton
Und die Herrn Verleger
Bräuchten eine Injektion
Oder Hosenträger.

In der Zeitung

Dienstag, Juli 29th, 2008

In der Zeitung steht geschrieben,
Und am Bildschirm ist zu sehen,
Wie sich Prominente lieben,
Bettler schnell wie Wachs zergehen,
Und in den globalen Netzen
Staut sich der globale Müll,
Während die Verbraucher hetzen,
Wie der freie Markt es will.

Zum Verzweifeln

Dienstag, Juli 29th, 2008

Bambusstock in einer Hand
Und die andere als Faust,
Mit dem Rücken an der Wand,
Wie mir vor dem Leben graust,
Wie mir graust vor diesem Land,
Das ist zum Verzweifeln.

08/7/29: ein Sommertag

Dienstag, Juli 29th, 2008

Jetzt, zwei Tage bevor der Juli der Vergangenheit angehört, scheint der Sommer endlich aus den Löchern zu kriechen, in denen er in den letzten Wochen zu verweilen beliebte, um seinerstatt einen wankelmütigen Burschen auf den meteorologischen Laufsteg zu schicken, der aufgrund seiner Launenhaftigkeit besser in den April gepaßt hätte. Und Wasser, Wasser kam in solch großen Mengen vom Himmel herab in den letzten Wochen, garniert mit stürmischen Gewittern, daß ein pessimistisch veranlagter Mensch leicht auf den Gedanken hätte kommen können, der oder die Götter da oben wollten uns alle ersäufen; Gründe dafür gäbe es ja haufenweise, aber dies auszusprechen gilt als ungehörig, also wechseln wir das Thema, gehorsam wie wir gelegentlich sind, mit der Hoffnung, die Sonne möge jetzt gehörig unsere verkästen Körper rösten oder grillen, aber nicht halb roh, sondern voll und total, denn schließlich sind wir ja wieder im verbalen Absolutum angekommen, kein postmodernes Relativgewinsel mehr, heute ist wieder alles mega, meta, ultra, überdrüber, u.s.w., und über allem strahlt die Dummheit, die individuelle ebenso wie die kollektive, sie lenkt die Lokomotive, die den Zug der Zeit möglichst schnell zu seiner Endstation bringt, und diese Endstation wird kein netter Ort sein, dies zu sehen, dazu bedarf es keines Propheten, aber wir sind schon wieder bei einem nicht korrekten Thema, und deshalb schließen wir jetzt das Notebook und legen uns zu den anderen Leuten in die Sonne und schwitzen, stinken, schwitzen…

Weiß nicht…

Sonntag, Juli 27th, 2008

Weiß nicht, ob der Tag ein guter
Ist und wird vielleicht nur Mist.
Aber was er kann, das tut er,
Und er schließt wie jede Frist.

Fünf Uhr morgens

Sonntag, Juli 27th, 2008

Im tiefen Schlaf liegt noch der Tag
Um fünf Uhr in der Früh.
Des Sommers wilder Herzensschlag
Ist kürzer, leiser, ist noch wie
Ein Stocken, Stottern vor dem Ende.

Wiener Zeitungen

Sonntag, Juli 27th, 2008

Am frühen Sonntagmorgen, während des Frühstücks am Balkon, also noch bevor das Wummern der voll aufgedrehten Lautsprecher vorbeifahrender PKWs die Flucht von ebendort erzwingt, blättere ich gelegentlich die diversen Wochenendausgaben hiesiger Tageszeitungen oberflächlich durch, bürgerliche Blätter ebenso wie den Boulevard, wobei die Erkenntnis, wie belanglos, ja, wie beliebig austauschbar die sogenannten Qualitätszeitungen bis hin zu ihren Wochenendbeilagen geworden sind, schon ein alter Hut ist, ebenso wie eine Orthographie, die auf jeder Seite von Fehlern nur so strotzt, und die stetige Nivellierung nach unten,in Richtung Boulevard, dessen drei Hauptrepräsentanten hier (in Wien) einzig noch als Stuhlgangbeschleuniger funktionieren, ob aufgrund des Ärgers, der einen beim Durchblättern dieser Machwerke unweigerlich befällt und dabei die Frage aufwirft: Für wie dumm halten Journalisten und Redakteure eigentlich ihre Leser und wie dumm sind diese Damen und Herren selbst; oder aufgrund anderer Ursachen, bleibt dahingestellt. Gewiß ist allerdings eines: jede noch so kurze Zeitspanne, die für das Lesen von solch Degenerationsbroschüren verwendet wird, ist Zeitvergeudung pur.