Archive for the ‘01 Prosa’ Category

Aphorismus

Dienstag, Oktober 25th, 2011

Die Zukunft Europas ist seine Vergangenheit.

Gott ist nicht tot - Aphorismus

Sonntag, Oktober 23rd, 2011

Gott ist tot, sprach Nietzsche einst und irrte dabei, wie in manch anderem auch. Denn Gott ist nicht tot, sondern untot, ein Zombie, der seit Anbeginn kreuz und quer durch den Verlauf der Zivilisationen eine menschenvertilgende Blutspur hinterläßt. Und genauso wie jener Pseudogott, den sich die Menschen in frühen Zeiten schufen, um ihre Angst und ihr Unwissen zu kanalisieren, ist auch dieses Monster männlich; Hodensack und Penis hängen als Ausstülpung zwischen den Beinen, als gäbe es keinen Platz für sie in der Harmonie des Körpers.
Als Seinsform ist der Pseudogott, an den so viele Menschen glauben, oder an ihm verzweifeln, da er nie an jenen Orten anwesend ist, wo er dringend benötigt wird, sondern stets dort, wo ihn niemand braucht, ebenso eine Perversion, wie der reale Gott, das Ungeheuer.

Aphorismus

Montag, Mai 24th, 2010

Wer heute noch an den Fortschritt glaubt,
Ist ziemlich weit zurückgeblieben.

FROHE WEIHNACHTEN

Donnerstag, Dezember 24th, 2009

Wir wünschen allen Lesern der Versfabrik ein beschauliches Weihnachtsfest.
e. und g.

Die “Krise” und ihre Beseitigung

Donnerstag, Mai 14th, 2009

Es ist in der Tat überaus deprimierend, zusehen zu müssen, was gegenwärtig im Zusammenhang mit der globalen Wirtschaftskrise geschieht, die medial zur Krise zurechtgestutzt wurde, als wäre es irgendeine, allgemeine Krise.
Nachdem ein Raubkapitalismus, bar aller Schranken, in grenzenloser Gier und Größenwahn sich selbst gegen die Wand und die globale Wirtschaft an den Rand der Katastrophe gefahren hat, hätte sich die historisch einmalige Chance aufgetan, sich von diesem pervertierten, letztendlich sich selbst und alles rundum zerstörenden System zu verabschieden, damit dieser Planet auch noch für zukünftige Generationen lebenswert bleibt. Doch was geschieht?
In noch nie dagewesener Einmütigkeit beschließen die volkswirtschaftlich relevanten Nationalstaaten und Staatenbünde in ungewohnter Schnelligkeit, das “Finanzsystem”, sprich “die Banken”, die zuvor über Jahrzehnte ihre Aktionäre mit Rekordgewinnen verwöhnten, zu “retten”, d.h. den auf dem Bauch liegenden Raffzahnkapitalismus mit Summen, die jedes Vorstellungsvermögen übersteigen, wieder auf die Beine zu stellen, damit der Kreislauf von neuem beginnen möge. Das Geld stammt von den Steuerzahlern, d.h. alle und deren Folgegenerationen müssen dafür bezahlen, daß ein System restauriert wird, durch das nur eine verschwindend kleine Menge Privilegierter profitiert, der großen Mehrheit zum Nachteil, ebenso dem Planeten, dessen Resourcen auf Teufel komm raus ausgebeutet werden.
Doch halt, höre ich jetzt schon den Einwand, in Zukunft wird es ja Kontrolleinrichtungen geben, die den Markt zügeln und lenken. Aber was bedeutet das konkret? Es bedeutet, daß die jetzt schon überbordende Bürokratie der Staaten weiter aufgebläht wird und in einer Dekade oder zwei, wenn eine neue Generation am Ruder ist, heißt es dann wieder, es gibt zu viele Beschränkungen für den Markt, er kann sich nicht entfalten und schon werden die Kontrollmechanismen zurückgefahren, genau wie es in den 80er Jahren (und danach) ablief, als die “Neocons” im Zeitgeist und der Neoliberalismus schick war. Und so dreht sich das Rad wieder in die gleiche Richtung und die Folgen werden dann noch viel katastrophaler sein.
Aber was wäre zu tun gewesen, um dies zu verhindern? Denn die Parolen der Kapitalismuskritiker und “Linken” wie “Marx hatte doch recht” und “Zwangsenteignung der Superreichen” wie überhaupt die Forderung, “den Staat” zu stärken, führen vom Problem weg statt es zu lösen. Marx hatte zwar mit seiner Einschätzung des Marktes recht, - diese Diagnose ist auch heute noch gültig - , seine Lösungsmethoden sind aber heute genauso falsch, wie sie es schon zu seiner Zeit waren.
Das tatsächliche Problem der westlichen “Demokratie” sind die politischen Parteien, die ideologisch genauso von gestern sind wie der Kommunismus, die längst zu reinen Selbstversorger-Organisationen verkommen sind, die einzig ihre eigenen Interessen verfolgen und die ihrer Klientel. Die politischen Parteien haben sich der Institutionen des Staates bemächtigt, als wäre er ihr Privateigentum. Und da es gilt, eine gierige Klientel zu versorgen und zufriedenzustellen, bläht sich der bürokratische Leib des Staates immer stärker auf, auf Kosten aller, die ihn ja erhalten müssen, aber immer weniger von ihm zurückbekommen, dafür aber immer stärker in ihren individuellen Freiheitsrechten eingeschränkt werden. Dabei muß die innere und äußere Sicherheit, - Kriminalität und Terrorismus, - als Vorwand herhalten, die Zivilgesellschaft immer genauer auszukundschaften, zu bespitzeln, einzuschränken. Denn was bleiben denn dem Bürger genaugenommen an demokratischen Rechten, außer der Möglichkeit, sich einmal in fünf Jahren zwischen fünf politischen Parteien zu entscheiden, von denen keine auch nur im mindesten seine Interessen vertritt.
Jeglicher Volksentscheid, der darüber hinausgeht, wird von den Parteien gefürchtet, wie der Teufel das Weihwasser fürchtet und folglich unterbunden. In penetranter Arroganz nennen sie sich selbst Volksvertreter, obwohl keiner von ihnen vom Volk gewählt wurde. Aber ich schieße über mein Ziel hinaus.
Wie schon gesagt, das Elend der westlichen Scheindemokratie ist die Allmacht der politischen Parteien, ihr längst nicht mehr vorhandener Vertretungsanspruch der Bevölkerung und die schiere Unmöglichkeit, dies zu ändern, da nicht einmal eine Krise wie die gegenwärtige dazu führt, daß sich die Menschen besinnen und nicht länger von der medialen Manipulationsmaschinerie vereinnahmen lassen. Das Gegenteil ist der Fall. Neben der Neugestaltung eines zeitgemäßen, die Zivilgesellschaft repräsentierenden Staates, der sich von den politischen Parteien alten Zuschnitts verabschiedet hat, wäre auch der globale Markt, also die Weltwirtschaft derart neu auszurichten, daß sie sich von der Prämisse der Profitmaximierung verabschiedet. Genauso wie der einzelne die ständige Mehrung seines Wohlstands, die auch immer auf der Verminderung anderswo beruht, nicht zum alleinigen Gebot seines Strebens macht. Also nicht der große ideologische Wurf wäre gefragt gewesen, sondern Staat und Wirtschaft so weiter zu entwickeln, daß ihre nützlichen Funktionen gestärkt, ihre, die Mehrheit schädingenden, abgebaut würden. Aber genau das Gegenteil geschieht zur Zeit und das ist, wie eingangs erwähnt, für den Zeitzeugen deprimierend.

Die Rückkehr der Mumie

Montag, März 2nd, 2009

In Kärnten wurde gestern ein Kadaver zum Landeshauptmann gewählt, das ist in der Tat einzigartig, wenn die Witwe des Helden bei der Siegesfeier der Orangen, das Bild der Leiche in die Kamera hängt, mit Tränen in den Augen “Jörg” wispert, Jörg, der Karawankensigurd, der Hero aller Kuhstallhomos, der im Vollsuff und mit 170km/h seine Limousine zu Schrott fuhr und selbst direkt in den Himmel bzw. die Hölle raste und dabei seine Buberlpartie in ihrer Not allein auf der Erde zurückließ, Jörg, der als Mumie, als Würmerspeise oder als Asche, was auch immer und wo auch immer er jetzt faulen oder stauben mag, heller strahlt als das Gros der restlichen Provinzpolitiker dieses Landes, das einer Posse ähnlicher ist als einem Staat. Jörg, wir gratulieren zu diesem sensationellen Wahlerfolg, der nicht nur die Andersartigkeit Kärntens eindrucksvoll belegt, sondern auch der Abartigkeit des Austriakentums ein bleibendes Denkmal setzt, für das uns die tiefsten Provinzen in den hintersten Winkeln der Erde beneiden dürfen.
Glück auf, du gottgleicher Inhalt einer schnöden Urne.

Fehlurteil der Geschworenen

Freitag, Februar 27th, 2009

In Vigo, einem Kaff in Spanien, sprachen die Geschworenen in einem Prozeß einen Mörder, der zwei Homosexuelle mit 60 Messerstichen niedermetzelte, vom
Vorwurf des Mordes frei und billigten ihm Notwehr zu. Warum: Er heulte und schluchzte vor den vorwiegend weiblichen Geschworenen so herzerweichend,
daß diese in das Geschluchze einstimmten. Dies ist zwar überaus bedauerlich, aber noch lange kein Grund bzw. Vorwand, die in Europa ohnedies schon ausgehöhlte und bei der Justiz überaus unbeliebte Laiengerichtsbarkeit abzuschaffen, die immerhin ein gewisses Regulativ gegen die Allmacht
der Richter darstellt. Davon abgesehen, irren Berufsrichter in noch weit höherem Ausmaß, nur daß diese Fälle meist nicht so spektakulär bzw. medientauglich
sind. Für die vielen, unschuldig Verurteilten ein schwacher Trost.

Null- oder Falschbegriffe

Montag, Dezember 8th, 2008

Trotzdem die Vielzahl jener Worte, deren begrifflicher Gehalt eine Null- bzw. eine Falschaussage ausmacht, in der Regel dem zeitgenössischen Jargon von Politik, Wirtschaft oder Medien entstammt, gibt es leider auch eine Reihe von Worten mit falscher Begrifflichkeit, die schon vor langer Zeit geprägt wurden, dessen ungeachtet aber heute wie damals weitverbreitet sind und häufig verwendet werden. Ein Musterexemplar dieser Sorte ist das “Raubtier”, womit noch immer fälschlich Beute jagende Tiere zu Lande (Großkatzen, Bären), zu Wasser (Haie, Hecht usw.) und in der Luft (Greifvögel) bezeichnet werden. Die einzige Spezies, die systematisch raubt, war und ist der Mensch, der das Rauben tatsächlich und erfolgreich als zivisilatorischen Akt kultiviert und perfektioniert hat. Denn das heute weltweit vor- und beherrschende Gesellschaftssystem, der Kapitalismus, beruht auf einem nationalstaatlich wie global legalisierten Fundament, dessen Bausubstanz Raub(mord), Ausbeutung, Unterdrückung, Sklaverei und Zerstörung sowie die Einteilung in Arm und Reich ist. Daraus ergibt sich übrigens, daß der Begriff “Raubtierkapitalismus” eine Tautologie ist, wie große Riesen und kleine Zwerge. Das wirklich absurde Element des Kapitalismus` ist seine in letzter Konsequenz selbstzerstörerische Ausrichtung.
Jahrzehntelang haben die Erzeuger “virtueller Werte” weltweit die Anleger ausgesackt und betrogen, bis sie im größenwahnsinnigen Rausch der Gier sich selbst die Eier abgeschnitten und so die gegenwärtige globale Krise ausgelöst haben. Nun werden wir zu Zeugen, welche Funktion die Nationalstaaten heute in diesem System haben. In Normalzeiten die geringgeschätzten Wasserträger, dürfen sie jetzt “Freiwillige Feuerwehr” spielen und den Flächenbrand löschen, mit Riesensummen an Geld, das kommende Generationen noch erarbeiten müssen. Aber die Massen halten still und die Medien spielen wie immer das Spiel der Kapitalisten. Das ist auch ihr eigentlicher Sinn, die Massen für blöde zu verkaufen und voll zu manipulieren, daß sie auch schön still halten. Ja, der Mensch ist das Raubtier schlechthin und zugleich auch sein Beutetier, auf diesem schizophrenen Zustand wurzelt das kapitalistische System, krank und krankmachend in einem, ein Widerspruch in sich und am Ende die Vernichtung des Planeten bewirkend.

In eigener Sache

Samstag, Dezember 6th, 2008

In letzter Zeit hat die versfabrik.at Prosatexte leider etwas vernachlässigt, was einzig einem Mangel an Zeit geschuldet war, und im kommenden Jahr, das ja sehr bald schon das gegenwärtige in der Vergangenheit versenkt, in vollem Ausmaß nachgeholt wird. Dann gibt es neben den Gedichten sowohl regelmäßig Kommentare zum Zeitgeschehen aber auch fiktionale Prosatexte wie Erzählungen, eine Geschichte in Fortsetzungen, Aphorismen, satirische Texte u.a.m. in der versfabrik.at zu finden. Der geneigte Besucher dieser Seite möge bitte bedenken, daß die versfabrik noch sehr jung ist, daß dem Betreiber bis vor einem halben Jahr die virtuelle Welt des WWW völlig fremd gewesen ist, und daß die schwierigste Phase meistens die Startphase ist, nicht nur im Web, sondern in vielen Bereichen unseres Daseins.

Poesie im Netz ?

Mittwoch, November 26th, 2008

Alle rennen wie verrückt,
Um im Netz zu leben,
Und sie fühln sich voll beglückt,
Wenn sie dort fest kleben.

Die Zeit, sie läuft vor uns daher,
Und wir, wir wollen mit.
Doch jene, die da wolln nicht mehr,
Die kriegen einen Tritt
Von hinten in den Arsch verpaßt.

Als ich vor ein paar Monaten eine Exkursion im Netz machte, Anfänger der ich war, um die Orte der Poesie aufzusuchen, da fand ich mancherlei, das meiste von schlichten Gemütern, verfaßt für noch schlichtere Gemüter. Aber ich muß leider gestehen, ich fand nichts, das den Namen “Zeitgenössisches Gedicht” auch wirklich verdiente. Gut, dachte ich, die Oberfläche des WWW ist nahezu unendlich groß, Platz genug also für den ganzen Müll, an dem der Planet schon halb erstickt ist und bald ganz zu ersticken droht.
Als ich nun vor ein paar Wochen eine Exkursion ins Netz machte, um neuerlich die Orte der Poesie aufzusuchen und wenn möglich, auch zu finden, dieses Mal ein bißchen weniger Anfänger, da fand ich vielerlei. Und je mehr ich schaute, umso mehr sah ich, aber was ich sah, war genauso unbefriedigend wie bei meiner ersten Exkursion; weder Brüder noch Schwestern im Geiste der Poesie traf ich an, sondern eine verbale wie virtuelle Masse raubte mir den Atem und das Vergnügen. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: All den lieben Leuten, die da Gedichte schreiben und ins Netz stellen, sei eines gesagt: Gut gemacht und Weitermachen. Aber diese Texte sind keine zeitgemäße Lyrik, die gegenwärtig auch in keinen Büchern zu lesen ist, sondern Tagebucheintragungen in Vers und Strophe.
Sagt mir jetzt nicht, dies sei die Essenz von Web 2, daß jeder den eigenen Beistrich in der Unterhose nicht nur fabriziert, sondern ihn auch gleich dazu im Netz publiziert, soviel habe ich nämlich auch schon begriffen, nur interessiert es mich einen feuchten Dreck, denn das Öffentlichmachen der eigenen Nichtigkeit macht diese noch lange nicht zur Wichtigkeit, auch wenn die virtuelle Illusion lebt, daß dem so sei. Die versfabrik.at produziert zeitgenössische Gedichte, für Freunde echter Lyrik. Wie heißt es so schön: Jedem das Seine und allen das Nichts.