Archive for Februar, 2009

Der Ort, wo wir uns treffen

Samstag, Februar 28th, 2009

Es ist der Atem, der die Worte trägt.
Es ist ein Dichter, der die selben pflegt,

Sie fügt in Verse, nicht so irgendwie,
Und diese klingen läßt als Melodie.

Es ist der Leser, den der Vers berührt,
Wenn er im Klang des Dichters Atem spürt.

Und Mode, Zeit und Raum verschütten nicht
Den Ort, wo sie sich treffen, das Gedicht.

PS: aus der Vorzeit der versfabrik.at

Die Fratze

Freitag, Februar 27th, 2009

Ach, ich hab die Schnauze voll
Von dem ganzen Welttheater.
Gestern Nacht soff ich wie toll.
Heute frißt an mir der Kater.
Nur die Fratze dieser Welt
Bleibt mir unerträglich, ist
Wie im Horrorfilm, entstellt,
Zugeschissen und verpißt.

Obama

Freitag, Februar 27th, 2009

Laut brülln alle: Yes, we can!
Feierlicher noch: Obama!
Daß die Ohren platzen, denn
Diese Welt ist kein Nirvana.

Fehlurteil der Geschworenen

Freitag, Februar 27th, 2009

In Vigo, einem Kaff in Spanien, sprachen die Geschworenen in einem Prozeß einen Mörder, der zwei Homosexuelle mit 60 Messerstichen niedermetzelte, vom
Vorwurf des Mordes frei und billigten ihm Notwehr zu. Warum: Er heulte und schluchzte vor den vorwiegend weiblichen Geschworenen so herzerweichend,
daß diese in das Geschluchze einstimmten. Dies ist zwar überaus bedauerlich, aber noch lange kein Grund bzw. Vorwand, die in Europa ohnedies schon ausgehöhlte und bei der Justiz überaus unbeliebte Laiengerichtsbarkeit abzuschaffen, die immerhin ein gewisses Regulativ gegen die Allmacht
der Richter darstellt. Davon abgesehen, irren Berufsrichter in noch weit höherem Ausmaß, nur daß diese Fälle meist nicht so spektakulär bzw. medientauglich
sind. Für die vielen, unschuldig Verurteilten ein schwacher Trost.

Nebelkrähe

Donnerstag, Februar 26th, 2009

Heut sah ich eine Nebelkrähe,
Die schon begann ihr Nest zu bauen.
Der Winter geht, doch kommt ein Grauen,
Wenn ich weit in die Zukunft sehe.

Aschermittwoch

Mittwoch, Februar 25th, 2009

Noch gestern haben wir manch Flasche
Mit Lärm und Lallen leergemacht.
Heut streuen wir aufs Haupt uns Asche,
Wie aus dem Albtraum aufgewacht,
So stehn wir wie betäubt vorm Spiegel
Und stiern ins Glas mit blödem Blick,
Weil das Gedächtnis schließt ein Riegel,
Der sich verkleinert Stück für Stück.
Indes ein kühler Morgen grüßt
So nebelbleich, so nimmersatt,
Und endlich ein Gedanke sprießt,
Der Krücken und Prothesen hat,
Dem trägen Körper zu befehlen,
Sich in das morsche Rad der Zeit
Wie jeden Tag hineinzuquälen,
Ganz gleich, obs regnet oder schneit.

Gefräßig ist das Maul der Stunden,
Und ihr Gedärm verdaut gar schnell.
Was sind wir denn: Nur Kot von Hunden.
Ich meine jetzt materiell.

Rennen müßt ihr

Mittwoch, Februar 25th, 2009

In den Schädeln sind Antennen
Für Befehle, scharf gewürzt:
Rennen müßt ihr Leute, rennen!
Und Verlierer ist, wer stürzt
Und nicht weiterrennen kann
Oder weiterrennen will.
Wisset denn, ein wahrer Mann
Definiert sich durch Gebrüll.

24.2.09

Dienstag, Februar 24th, 2009

Komm laß uns heut noch Fasching feiern,
Denn morgen ist das Fest vorbei.
Dann heißt es wieder hirnlos eiern
Durch unsern zähen Alltagsbrei.

Die letzte Straßenbahn

Dienstag, Februar 24th, 2009

Die letzte Straßenbahn ist abgefahren.
Die späten Zweifler müssen nun fest frieren.
Ein Schließer prüft die Schlösser an den Türen.
Ein Sportsmann spürt im Knie den Sand von Jahren.

Ein braver Bürger riecht ringsum Gefahren.
Ein Passagier schluckt schleimig röchelnd Viren.
Ein Biologe reibt sich an Papieren.
Die letzte Straßenbahn ist abgefahren.

Zu Hause wartet wer im stumpfen Licht.
Ein Rentner rollt aus seinem Bett benommen.
Am Bildschirm ist der Held dem Tod entronnen.
Im Spiegel dämmert heillos ein Gesicht.

Aus Wänden kreischen Fratzen wie benommen.
Im Keller wird vor Wut ein Balg erstickt.
Ein Vater baumelt vom Plafond entrückt.
Der letzte Zug ist niemals angekommen.

PS: Aus d. Vorzeit d.versfabrik.at

Auf Nein folgt Nein

Dienstag, Februar 24th, 2009

Nicht heute und nicht morgen ,nie
Werd ich dein Nein je akzeptieren.
Denn, liebe Freundin, hör und sieh:
Zum Nein nur nicken, heißt sich selbst verlieren.

Dem Selbstverlust, dem folgt kein Finden.
Und ziellos irrt das Ich, irrt weit.
Ein loses Blatt, von wilden Winden
Geweht zum Rand der Endlichkeit.

Drum dopple ich dein Ja, dein Nein.
Und Widerstand, wo er tut not,
Den leiste ich und tu´s allein,
Weil rings die Welt scheint aus dem Lot.