Archive for August, 2019

Vorm Fenster späte Rosen

Samstag, August 31st, 2019

Vorm Fenster späte Rosen
Die Birke trägt heut gelb
Am Himmel Krähen
Voll Hohn ihr Geschrei
Ein roter Maulwurf
Gräbt in Gedanken ein Schloss
Zwischen die Wolken nachts
Wenn der Mond erwacht
Suche ich in den Winkeln
Vergessener Tage
Nach Spuren im Staub

Banditen (TS)

Freitag, August 23rd, 2019

Der Mond, der alte Gauner, will nicht beichten,
Versteckt sich hinter Wolken, daß der ganze
Geblähte Himmel aussieht wie ´ne Wanze
Mit roten Lippen, die die Luft befeuchten.

In gelben Gummistiefeln gehn die Stunden
An mir vorbei, hinab die Stufen in
Den Keller, gehn zu Ende. Kein Gewinn
Für mich, nur närrisches Gebell von Hunden.

Am Trottoir versammeln sich Passanten
Und lachen sich die vollen Augen leer.
Wir gleiten durchs Gewühl auf weichem Teer.

Die Ruder schlagen Wellen, Konsonanten
In hohle Köpfe, dann folgt Körperpflege
Mit stumpfem Hackebeil und Motorsäge.

Pissoir (FG)

Freitag, August 16th, 2019

Den Anfang machen stur und steif Gerüche
Das Zückfeld spreizen Porzellankokotten
Am Spülrand hausen Steh-Greif-Hottentotten
Die Wände tragen schwer obszöne Sprüche

Hier rüttelt mann das Ding bis es entleert
Und schamlos wird des Nachbarn Scham begafft
Vom Spiegel blinzelt trüb die Körperhaft
Im Rinnstein läuft das Leben ungeklärt

Manch Bengel streikt und treibt den Herrn zur Wut
Manch einer spritzt freihand auf fremdes Bein
Gar viele fühlen sich zu kurz und klein
Am Boden Staub auf den Bestecken Blut

Ein Mageninhalt stürzt sich ins Geschehen
Ein Suchstrahl findet seinen Bräutigam
In Ruh und Schweigen harrt der saure Damm
Indes nach hinten blaue Winde gehen

Die Trauerweide

Samstag, August 10th, 2019

Der Baum ist eine alte Trauerweide,
An deren Stamm gelehnt ich gerne sitze,
Am Abend, wenn die Sonne rot vor Freude
Den Horizont verfärbt in eine Pfütze.

Der Wind spielt mit den Zweigen, mit den Haaren,
Und fern im Osten steigt ein schlanker Mond.
Ich hör die Grillen, denk nicht an den Narren,
Der lange schon in den Gedanken wohnt.

Die Füße baumeln in den kühlen Wellen
Des großen Stroms. Am andern Ufer blinkt
Ein Lichtermeer. Die Stadt der Spießgesellen,
Derweil das Dunkel lautlos auf mich sinkt.

Ein Käuzchen schreit. Ich habe nichts zu sagen.
Im Wasser treibt ein unbemannter Kahn.
Für Augenblicke kann ich alles tragen.
Sogar den Menschenmob in seinem Wahn.

Strandparty

Samstag, August 3rd, 2019

Zu Schlagzeug und Gitarrenriffs versinkt
Am Horizont die Sonne in den Wellen.
Ich lehne an der Bar, ein jeder trinkt.
Im Wasser johlen braungebrannt Gazellen.

Mit Reaggy-Rhythmen, Rum und frischem Pot
Wird aufgetanzt vorm Schnäbeln wie die Tauben.
Dem Nachher, dem Entspannen dient ein shot.
Ich gleite ab. Ich hör die Stunden schnauben

Und wache auf, von fern her heult ein Köter
Zum Mond. Der Strand ringsum ist menschenleer.
Die Schuhe weg. Doch daran denk ich später.
Jetzt gibt es mich nur und das weite Meer.