Archive for Februar, 2019

Das Problem

Dienstag, Februar 26th, 2019

Auch wenn er´s selbst noch nicht begriffen,
Er würde es auch nicht verstehn.
Nicht Haie lauern an den Klippen.
Er selbst ist einzig sein Problem.

Schon morgens glotzt es klebrig aus den Spiegeln
Und mittags ist es schärfer noch zu sehn,
Der abend singt´s auf dunklen Flügeln,
Allein der Mensch ist das Problem.

Die Vögel zwitschern es aus allen Zweigen,
Der Wind läßt es durch Gassen wehn,
Die letzten Tiere stimmen in den Reigen,
Der Mensch ist ihres, ist der Welt Problem.

Und flußwärts strömt es in Kanälen,
In Kreisen sickernd, wenn die Zeiger schneller drehn.
Und konnte einstens er noch wählen,
So wächst er heute einzig als Problem.

Die Sonne brennt es tief in unsre Häute,
Im Regen glüht es als Ekzem.
Und was vor kurzem uns noch freute,
Ist heute krank, wird zum Problem.

Und wenn ich es vom Mond betrachte,
Das Menschsein selbst ist schizophren.
Und jeglich Denken, das Gedachte,
Ist menschlich und somit Problem.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Nachtgesang *

Montag, Februar 18th, 2019

Komm und laß uns heute nacht den Mond besingen,
Wie die Wölfe in der Wüste, der Schakal
Auf dem Felsen stehend, in die Lüfte schwingen
Wie der Adler, landen weich im Muscheltal,
Wo sich Käfer auf den Sträuchern tanzend paaren,

Wo die Blüten der Kakteen hell wie Sterne
Leuchten, legen wir uns in den kühlen Sand,
Öffnen mit der Zunge Schalen, finden Kerne,
Und erforschen uns wie unbekanntes Land,
So wie Menschen vor uns schon seit tausend Jahren,

Wolln wir süßen Wein aus dicken Schläuchen trinken,
Der das Traumgefieder spreizt in bunter Pracht;
Und so tief und tiefer zu den Wurzeln sinken,
Bis im Osten irgendwann der Tag erwacht,
Und die Peitsche knallen läßt auf Knecht und Narren.

* für Gerda

Nachts im Park *

Dienstag, Februar 12th, 2019

Selten geht ein Mensch am Abend
Gern durch diesen dunklen Park,
Wo die Zweige alter Bäume
Leise ächzend sich bewegen
Wie die Arme von Gespenstern,
Wo die Blätter windgewandet,
Unverständlich murmeln, wo
Hinter dicken Wolkenbäuchen
Sich der Mond verborgen hält,
Bis er langsam, wie durch Zauber
Leuchtend in das Sichtfeld steigt,
Unberührbar wie ein Gott,
Kurz nur und der bleiche Bauch
Einer Wolke ihn verschluckt,
Kannibalisch. Plötzlich Laute,
Schrill und warnend, ist´s ein Kauz,
Selbst ein Räuber, der vor Räubern
Auf zwei Beinen Auskunft gibt?
Meine Schritte werden schneller,
Mehrmals fällt der Blick zurück.
Täuschen mich jetzt meine Ohren,
Oder folgt mir irgendwer.
Ich verharre und ich lausche,
Aber nichts, nur tiefes Schweigen
Hüllt mich ein wie eine Haut.
Eine Viertelstunde später,
Wieder auf Asphalt, im Lärm
Vieler Menschen, sind´s Termiten
Im Verkehr? Und lichterloh
Brennt das Leben, rußt die Stadt.

* für Gerda

Götter

Sonntag, Februar 3rd, 2019

Ein jeder von uns hat so seine Götter,
Zu denen er gebückt nach oben sieht.
Von oben aber kommt ein Donnerwetter,
Das ihm die Stiefel von den Füßen zieht.

Noch immer heißt der Über-Götze Geld,
Der jedem alles Glück der Welt verspricht
Und so auch die Besitzenden gern prellt.
Denn Zahltag ist der Tag, da Glück zerbricht.

Manch einer glaubt noch an den Rauschebart,
An Kreuz, an Halbmond oder Dildo-Härte,
Vielleicht auch an den Müll der Gegenwart,
Derweil die Lunte brennt auf Gottes Fährte.

So kreiseln wir betäubt im Daseins-Tanz
Gleich Hunden, jagend nach dem eignen Schwanz.