Kurzballade
Samstag, Mai 30th, 2009Herr Karl ging nach USA,
Um rasch sein Glück zu finden.
Als alles war ganz anders da,
Begann er zu erblinden.
Schon schickte ihn ruck zuck der Staat
Zurück, wo einst entsproß die Saat.
Herr Karl ging nach USA,
Um rasch sein Glück zu finden.
Als alles war ganz anders da,
Begann er zu erblinden.
Schon schickte ihn ruck zuck der Staat
Zurück, wo einst entsproß die Saat.
Pfingstrosen
Weiß und rot leuchten
Die Blüten, groß wie Köpfe,
Zart wie das Leben.
Wo die Amsel singt,
Glitzern die Träume wie Schnee,
Zwischen Nacht und Tag.
Die Sonne versinkt
Hinter den fernen Bergen.
Ringsum schweigt der Wald.
Vor meinem Fenster
Blühn rot die Kastanien
Und färben den Traum.
Amseln und Finken,
Stare besuchen den Baum.
Die Kirschen sind reif.
Ein Schwarm Krähen kreist
Kreischend in eisiger Luft.
Was ist nur geschehen.
Hebst du deinen Blick,
So siehst du keine Grenzen,
Nur des Himmels Blau.
Regen wäscht Schminke
Aus dem Gesicht und dunkelt
Den Schatten der Zeit.
Den Arsch ins Gesicht
Gedrückt, werden die Tage
Zu fauligem Obst.
So elend wie ich heute bin,
So eingedrückt, so ausgebrannt,
Macht Existieren wenig Sinn,
Läuft alles nicht sehr amüsant.
So wie ich früher einmal war,
Mit Augenstern und heißem Blut,
In Sicherheit wie in Gefahr,
Ich handelte und es war gut.
So wie ich gern geworden wär,
So hat das Leben nicht gespielt.
Schwamm lang im großen Trübsalmeer,
Und Glück hat weit vorbeigezielt.
Wohin ich mich begeben werde,
Ein Gang auf blinder Abwärtsstiege.
Drei Meter tief in kalte Erde,
Wo ich bei Würmern stumm dann liege.
für Gerda
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at, 1992
Ich bin der kleine, nette Nazi,
Den ihr so gern habt insgeheim.
Nach außen aber - wie gemein -
Beschimpft ihr mich als Noppenfazi.
Ich wohne tief in euren Herzen
Und fühle mich dort heimelig,
Wenn es im Stechschritt trommelt: Sieg,
Das Maul ganz faul von Adolf-Scherzen.
Bleibt mir vom Leib mit dem Gewissen.
Das taugt doch einzig für die Pfaffen.
Wir sind Germanen, keine Affen,
Die sich die Eichel selber küssen.
Auch ist es vielen nicht bewußt,
Daß sie mich in Gedanken tragen,
Wohin ich will, indes sie sagen,
Ich hätte wirklich große Lust…
Ich bin ein Nazi - der in euch,
Voll erblich, ja, ich bin das Gen,
Das deutsche und das ist sehr schön,
Wenn dereinst kommt das stramme Reich.
Doch lieber wär ich noch ein Hund,
Der zwischen und nicht in euch lebt,
Der, wenn er will, sein Beinchen hebt,
Der bellen kann mit eignem Mund.
Wieder zurück in der morschen Stadt,
An all den vertrauten Orten,
Wo mich die Hoffnung beschissen hat,
Halt ich mich fest an den Orten.
Die Füße laufen auf zähem Asphalt
Die gleichen sinnlosen Kreise.
Die Tage werden wie Fliegen schnell alt,
Und ständig steigen die Preise.
Wieder zurück im Menschenzoo,
Die Wohnung ein häßlicher Fleck,
Das ganze Haus ein Charackterklo
Mir ekelt vor all dem Dreck.
Was sind das für Gefühle,
Wo Herz nach Wärme sinnt,
In Staub und betonierter Kühle
Das Leben nur verrinnt.
Wieder zurück in Wien, dieser Welt,
Wo Neid würgt Herrn und Proleten,
Wo rot lackiert wird jedes Feld,
Wo Politiker fressen Pasteten.
Was sind das für Gefühle,
Wo Herz nach Wärme sinnt,
In Staub und betonierter Kühle
Das Leben nur verrinnt.
für Gerda
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at, 1991
Guitarren krächzen
Und Mikros johlen,
Wenn wir mit 16
Euch rock- und rollen.
Ihr laßt euch leichter provozieren
Als mancher Hund, der ständig bellt.
So kann euch an der Nase führen
Fast jeder Narr, dem das gefällt.
Statt ärgerlich zu reagieren
Auf jeden Westentaschen-Held,
Empfiehlt es sich zu ignorieren
Die Dummheit, die als Wecker schellt.
Drum gebt euch taub und gebt euch blind,
Wenn Stänkerer im Weg euch sind.
Nicht erst seit dem Roman von Charlotte Roche ist die dt. Gegenwartsliteratur ein einziges, riesiges Feuchtgebiet. Als wären die aus allen Medien, dem Internet, der Werbung, der Filmindustrie, der Pornoszene auf einen niedergehenden Wogen verbal und visuell dargestellter Sexualität noch nicht genug, -die so aufdringlich sind, daß mensch von permanenter Belästigung sprechen kann,- gibt es in der dt. Gegenwartsliteratur keine andere Thematik, die damit nur annähernd Schritt halten kann. Was mag die Schreibenden veranlassen, vier Jahrzehnte nach der “sexuellen Revolution” in den 60er Jahren, quasi in Konkurrenz zu den trivialen Säfte-Transporteuren tretend, jeden zweiten Roman, der auf die Leser losgelassen wird , - und das ist eine statistische Untertreibung, - mit 100fach, ja 1000fach bemühten, total abgenutzten Darstellungen sexueller Abläufe, in einer Endlosschleife des immer Gleichen, anzufüllen, als sei Literatur eine Peep-Show, und die Leser Voyeure. Literatur als Ersatzbefriedigung? Sind tatsächlich alle Schreiber neurotisch und alle Leser Voyeure? Ich will es nicht glauben, und es gibt ja auch einige wenige Beispiele, also Romane, die völlig darauf verzichten, ihre Protagonisten und mit ihnen die Leser mit solch feuchtem Material zu quälen. Dies wäre eine Thema, das sich längst schon eine Diplomarbeit verdient hätte.
Haben die Schreibenden so wenig Vertrauen in ihre eigene Arbeit, so sollten sie eine andere Tätigkeit ausüben. Halten sie die Leser bzw. das Lesen für Voyeure bzw. für einen voyeuristischen Akt, dann sollten sie gleichfalls den Beruf wechseln. “Tropic of Cancer” (”Wendekreis des Krebses”) von Henry Miller, der Klassiker feuchter Literatur schlechthin, ist heuer immerhin 70 Jahre alt geworden.
Mit der raschen Ausbreitung des Internets ist die kommerzielle Ausbeutung der Sexualität, wie auch die Pornographie richtiggehend explodiert. Aber als wäre die Literatur eine Parallelwelt für verklemmte Triebtäter, wird in einem Buch nach dem anderen der Helden Sexualleben dargestellt. Wahrlich kein Gütesiegel für den gesellschaftsrelevanten Anspruch von Literatur, eher ein Zeichen, daß dieser Anspruch nicht gegeben ist, zumindest nicht für die Literatur, die heute die Szene dominiert und von den Verlagen publiziert wird. Wahrlich auch kein Gütesiegel für Literaturkritik und Leser, diesem Treiben nicht mit Abscheu und Ablehnung gegenüber zu stehen. Wie sie nicht alle über Qualität in der Literatur faseln, vom senilen Pabst bis zur TV-tauglichen Kritiker-und Rezensentenrunde, wie schön und realistisch dieser und jener Koitus in Sprache gesetzt wurde. Kein Einwurf, daß das Feuchtgebiet groß und tief genug geworden ist, um die ganze (dt.) Gegenwartsliteratur darin zu ersäufen, kein Einwand, daß dies alles schon 100 000mal in den gleichen Worten und Bildern geschildert wurde, Kein Einwand, daß die gesellschaftlichen Gegebenheiten für die Autoren Herausforderung genug sein müßten, zumindest in anderer Form in ihren Büchern mit Sexualität umzugehen, wenn sie schon glauben, daß es ohne sie gar nicht geht.
Was seid ihr alle so sensibel,
Beleidigt auf das kleinste Wort,
Steht doch geschrieben in der Bibel:
Der Kummer schafft sich selbst…nicht fort.
Schenkt eurem Dasein doch Humor,
so rötet ihr die bleichen Wangen,
Und öffnet der Empfindung Tor,
Die euch in Krämpfen hält gefangen.
Großmutters Zwergdackel “Francois” gewidmet
Wie Zombis kriechen sie aus ihrer Gruft,
Verschimmelt die geballte Zitter-Faust,
Verströmen einen penetranten Duft,
Verwurmt der Leib, verwanzt und voll verlaust.
Jetzt sind sie wieder da, die linken Brüder,
So überflüssig, wie sie immer waren;
Laut jodelnd ihre abgeschmackten Lieder,
Marschieren sie im Kreis, die blinden Narren.
Auf Transparenten hinkende Parolen;
So sicher wie die Fliegen auf dem Kot,
Wolln sie die Zukunft in das Gestern holen,
Frankfurter Würstchen, Senf, drei Scheiben Brot.
Als wär die neoliberale Sippe
Nicht Unheil schon genug für diese Welt.
Drum stopft die rot bemalte Kümmer-Lippe
Samt Kopf und Körper aus als Puppen-Held.