Archive for Februar, 2012

Poetenballade*

Sonntag, Februar 26th, 2012

In seinem Arbeitszimmer sitzt der Dichter
Und denkt und schreibt: Des Dackels harter Kern…
Durchs Fenster gaukeln zarte Lichter.
Der Dichter denkt. Ihm bleibt solch Leuchten fern.

Er formuliert. Er grübelt. Und er dichtet.
Doch nicht den Hahn, der in der Küche tropft.
Es ist sein Ego, das er scharf belichtet,
Als wer von draußen an die Türe klopft.

Ja, das erzürnt zurecht den guten Mann,
Denn echte Kunst zu fabrizieren,
Ist etwas, das nicht jeder kann!
Das muß mensch akzeptieren.

Geübt zieht er die Brille von der Nase,
Stemmt seine Kilos hoch, treibt sie in Gang,
Stößt mit den Füßen gegen eine Vase,
Da kommt vom Munde Schmerzgesang.

Er öffnet, doch kein Leibeswesen
Läßt sich im trüben Flur erspähn.
Ist Meister Unser auch belesen,
Das kann und will er nicht verstehn.

Die Zähne knirschen bis die Ohren knittern,
Und Rauch steigt aus den zerebralen Zellen.
Jetzt darf er kreativ erzittern.
Jetzt muß der “apple”, der geliebte, quellen.

Er orgelt voll Elan die Tasten,
Mit Füßen, Händen , Kopf und so,
Wie ein Berserker, ohne Rasten,
Doch seine Blase schreit: Ins Klo.

Ein jeder hat so seinen Ort,
Wo ihn frontal die Musen küssen.
Der Dichter findet dann sein Wort
Und war gottlob auch pissen.

Er wirft von Bord das Verse-Fügen.
In einem Anfall von Genie
Beginnt er Zeilen umzubiegen.
Er sprengt die Form. Er schreibt nun free.

Doch leider schreibt seit 40 Jahren
Ein jeder so: Gestaltlos frei.
Den Lesern, diesen Kunstbarbaren
Wird übel bei solch Wörterbrei.

Nur Kritikern und Germanisten
Entströmt noch Lob aus spitzem Mund,
Doch auch der Stumpfsinn wirkt in Fristen,
Die Grenzen haben, und mit Grund.

Wie Wolken ziehn die Jahre weiter.
Der Dichter wird zum Greis, senil, ein Kind.
Da endlich nahn des Himmels Reiter.
Des Dichters Sein entfleucht im Wind.

Kein Baum tränt ab, als sie die Leich entsorgen.
Drei Jünger jaulen und ein Pfarrer spricht.
Und manchmal früh im fahlen Morgen
Blüht vor dem Grabstein ein Gedicht.

* aus d. Vorzeit d. versfabrik

Fasching derb: Der musikalische Arsch

Dienstag, Februar 21st, 2012

Mein Arsch ist eine Lyra,
Die zupft euch etwas vor.
Folgt dem analen Führa
Und furzt ihm nach ihm Chor.

Mein Arsch ist ne Posaune,
Die ich nur selten blas´.
Doch bin ich mal in Laune,
Dann ist enorm der Schas.

Mein Arsch ist ein Klavier,
Das klimpert Melodien,
Die auf dem Weg zu dir,
Stets durch die Nase ziehn.

Mein Arsch, der trommelt lustvoll,
Ob Rhythmus oder Takt.
Doch seid deshalb nicht frustvoll,
Weil ihr nur formlos kackt.

Mein Arsch ist auch ein Dichter,
Der tolle Verse macht,
Die bräunen die Gesichter,
Daß Merkur schallend lacht.

Kristalle

Sonntag, Februar 19th, 2012

Sekunden sind Minuten sind Sekunden
Am Rand des Blickfelds, wo Mosquitos kleben,
Mal hier mal da an einer Wand. Das Leben
Ist ein Geschoß auf krummer Bahn. Verschwunden

Sind alle Zweifel, während die Pupillen
Den hochgedrehten Horizont verschlingen,
Gedanken durch versperrte Türen dringen,
Indes die Hausfassaden ringsum schrillen.

Kristalle überall und rote Schuhe
Entlang der Straße. Nichts ist, was es scheint,
Denn jede zweite Brücke sperrt ein Feind,
Bevor der Traum zerplatzt in großer Ruhe.

Die Gläsernen

Samstag, Februar 18th, 2012

Laßt die Flöten nicht verklingen,
Wenn der Käfer zieht den Kreis.
Den Gedanken wachsen Schwingen,
Und Gefühle werden heiß.

Weiter wandern solln die Pfeifen,
Wasserbauch aus kühlem Glas,
Bis die Träume leuchtend reifen.
Und der Wind verweilt im Gras.

Schöner Wohnen

Sonntag, Februar 12th, 2012

Glaubt mir Leute, wo ich wohne,
Wohnt der Schmutz in Menschgestalt,
Wo die Mutter mir dem Sohne…
Und der Vater mit Gewalt
Sich sein Teil der Beute schafft.

Glaubt mir Leute, ich erkenne
Dort auf hundert Meter weit,
Ob ich besser sehr schnell renne,
Wenn wer laut um Hilfe schreit,
Weil im Kopf ein Loch rot klafft.

Glaubt mir Leute, diese Ecke
Ist fürwahr der Arsch der Welt.
Zeit ist hier wie eine Zecke,
Und wer stehen bleibt, der fällt.
Doch zum Aufstehn fehlt die Kraft.

Sibirische Kälte

Samstag, Februar 4th, 2012

Es hat jetzt fünfzehn unter Null, vielleicht noch mehr,
Will sagen weniger, verdammt, es ist so kalt.
Doch leider habe ich kein Fell wie so ein Bär
Am Nordpol, nein, ich bin von trauriger Gestalt,
Ein Mensch, dem die Antennen schrumpfen bei dem Frost,
Der hier und jetzt Diktator spielt, damit wir leiden.
Ich fühle mich fast wie ein Haufen Frischkompost,
Und Kälte-Käfer fressen an den Eingeweiden.