Albtraum am Morgen (FG)

Juni 25th, 2025

Ein bleicher Finger taucht in blinde Fenster
Ein blauer Reiter wiehert im Affekt
Am Küchenboden gähnt Geschirr verdreckt
Am Rand der Schläfen hasardiern Gespenster

Traumtänzer melken morsche Exorzisten
Restschläfer kompostiert die Müllabfuhr
Auf Ziffernzwang folgt Zeigerdiktatur
Bildschirme laufen mit gespreizten Brüsten

Fleischbanken mästen Turbokannibalen
Feldforscher filtern knieweich Thermokraten
Bankrott-Apostel stiften Tumor-Raten
Prothesenneid stopft Afterkathedralen

Parteiparolen schimmeln auch mit Reim
Ein wildes Röcheln steigt aus Wasserhähnen
Antennen spein den Kot von Kapitänen
Termiten lieben saftig Sex und Crime

Am Ufer des Mississippi (TS)

Juni 19th, 2025

Mit Sand hab ich dem Mond das Maul geschrubbt.
Jetzt kannst du seine Stirn mit Ruß bemalen.
Dann rollen wir im Wolkenbett, dem fahlen,
Und paaren uns, die Leiber dicht beschuppt.

An Sträuchern hängen Engel mit Trompeten.
Sie spielen eine Sternenmelodie.
Die Nacht sinkt angeschlagen in die Knie
Vorm Horizont, denn der muß stark erröten.

Wir wollen durch den Mississippi schwimmen,
Am andern Ufer Irokesen lecken,
Bis Skorpione ihre Schwänze krümmen,

Und wir uns hinterm Mammutbaum verstecken.
Ein Finger wächst aus deinem linken Ohr.
Die Stunde bricht. Ich klopf ans nächste Tor.

Unwetter (FG)

Juni 12th, 2025

Am Horizont dräun düstere Kohorten
Schafwölkchen rudeln ziellos um ihr Leben
Augäpfel wurmen hinter Wimperstäben
Rauchfahnen winden sich zu halben Worten

Senile Dächer husten Ziegelsteine
Sensible Bäume brechen sich die Zweige
Passanten kugeln über Bürgersteige
Schoßhündchen wedeln durch die Luft samt Leine

Und Blitze fahrn in Häupter und aus Händen
Ein Donnerschlag verbeult das Firmament
Die Hausfassaden krächzen impotent
Die Fensterrahmen flüchten aus den Wänden

Staub scheuert Leute ohne lang zu fragen
Windzungen lecken Ohrenschmalz in Moll
Der Regen tanzt auf Straßen Rock ‘n Roll
Den steifen Göttern platzt der sture Kragen

Reim-Kalauer

Mai 27th, 2025

Ein Bauer
Scheißt vier Kalauer
hinter die Mauer
Denkt nicht von Dauer
Ist so ein Bauer
Oder Kalauer
Sich die Mauer
Genauer
Gesagt ist die Mauer
Doch wesentlich schlauer
Als so ein Bauer
Oder Kalauer.

Träume (St)

Mai 17th, 2025

Durch Labyrinthe
Mit roten Wänden
Gehetzt und endlich
Aufgewacht seh ich
Die Sprachvitrine
Vor mir voll gefüllt
Mit dicken Fäusten
Und Geierschnabel
Schlägt ein Gnom das Ding
In Scherben Wörter
Zuvor gelagert
In Gallert fliegen
Durch die Luft oder
Rollen Köpfe in
Schwarze Löcher steckt
Ein bleicher Stiefel
Im Boden tropfen
Augen vom Plafond
In stille Ecken
Wo Dornengesträuch
Wächst an den Zweigen
Gedankenfrüchte
Halbreif bis räudig
Ja manchmal kommt ein
Schanker vor dem Punkt
Geht kein Beistrich im
Konjunktiv allein
Spazieren Föhren
Von den Tapeten
Ruft Eva Ahoi
Ihr Matrosen werft
Euch von Bord das Meer
Versickert im Staub
Und Nebel steigt aus
Rostigen Gittern
Im Rinnstein frisiert
Ein Feuer die Nacht
Im Drei Finger Takt.

Dunkle Früchte

Mai 5th, 2025

Was für ein Traum: Die Hausfassaden rot lackiert
Ringsum, die Straßen braun, der Himmel schwarz wie Kohlen,
Ein blauer Mond, der zitternd meinen Hals berührt,
Und aus den Fenstern schießen Leute mit Pistolen
Auf dicke Hunde, die von den Laternen hängen,
Am Horizont ein Schiff voll finsterer Korsaren,
Die sich in Eisenstiefeln auf den Planken drängen,
Mit Bärten bis zum Bauch und grün verfilzten Haaren,
Die Kinder kommen heim am Kopf mit Drahtgestellen,
Weil ihre Eltern im Zickzack und rückwärts rennen,
Dazwischen schlängeln sich Minuten wie Forellen
Im Strom der Zeit, wo die Gedanken heller brennen.

Der Maschinen-Mensch

April 26th, 2025

Habe an den Schuhen Räder,
Und Antennen ziern den Hut.
Bin zum Glück nicht so ein blöder
Pimpf, gezeugt von Menschenbrut.

Habe Schrauben in den Ohren,
Und ein Rüssel dient als Mund.
An den Schläfen blinken Sporen,
Zeit wirft Ecken ohne Grund.

Habe Klauen an den Fingern,
Und ein schwarzes Erektil
Schieße ich aus Daseinszwingern
Auf Gedanken, übers Ziel.

Das Manuskript (St)

April 18th, 2025

Die Nacht ist alt und grau
Geworden stundenlang
Saß ich am Schreibtisch
Zeichen Wörter Sätze
Flossen durch meine Hand
Auf Seiten aus Papier
Verwandeln sich plötzlich
In Würmer wild zuckend
Als lebten sie von selbst
Ich geh zum Fenster
Laß kühlen Wind ein
Der ein Kissen haucht
Dem heiß gewordenen
Gemüt dort steh ich
Still und schaue wie
Der Morgen sich beleibt
Indes die vollen
Seiten jetzt Asche
Sind allein im Bauch
Des Ofens nach kurzem
Aufleuchten und Verglühn

EF 9/2011

Fettflecken (St)

April 1st, 2025

In der Dämmerung
Tanzen Kängurus
Auf dem Dach Tango
In gelben Stiefeln
Treten Passanten
Den Takt im Keller
Schießt sich ein Jüngling
Kokain in die schwarze
Eichel ein Engel
Später im Schatten
Der Vernunft stolpern
Gedanken im Kreis
Und Wörter werden
Zwischen die Lippen
Geschraubt mit Speichel
Saft nackter Nonnen
Aus dem Kaukasus
Frei Haus gekarrt
Statt der versprochenen
Sandalen aus Blech

EF Mai, 2010 “Gedankenschotter”

Umsturz (T)

März 20th, 2025

Mittags der Himmel
Ist schon seit dem Morgen grau
Das Antlitz der Welt
Sieht nicht besser aus aber
Die Räder der Zeit brennen