Das Manuskript (St)

April 18th, 2025

Die Nacht ist alt und grau
Geworden stundenlang
Saß ich am Schreibtisch
Zeichen Wörter Sätze
Flossen durch meine Hand
Auf Seiten aus Papier
Verwandeln sich plötzlich
In Würmer wild zuckend
Als lebten sie von selbst
Ich geh zum Fenster
Laß kühlen Wind ein
Der ein Kissen haucht
Dem heiß gewordenen
Gemüt dort steh ich
Still und schaue wie
Der Morgen sich beleibt
Indes die vollen
Seiten jetzt Asche
Sind allein im Bauch
Des Ofens nach kurzem
Aufleuchten und Verglühn

EF 9/2011

Fettflecken (St)

April 1st, 2025

In der Dämmerung
Tanzen Kängurus
Auf dem Dach Tango
In gelben Stiefeln
Treten Passanten
Den Takt im Keller
Schießt sich ein Jüngling
Kokain in die schwarze
Eichel ein Engel
Später im Schatten
Der Vernunft stolpern
Gedanken im Kreis
Und Wörter werden
Zwischen die Lippen
Geschraubt mit Speichel
Saft nackter Nonnen
Aus dem Kaukasus
Frei Haus gekarrt
Statt der versprochenen
Sandalen aus Blech

EF Mai, 2010 “Gedankenschotter”

Umsturz (T)

März 20th, 2025

Mittags der Himmel
Ist schon seit dem Morgen grau
Das Antlitz der Welt
Sieht nicht besser aus aber
Die Räder der Zeit brennen

Albtraum (T)

März 7th, 2025

Aus bösen Träumen
Hochgeschreckt in dunkler Nacht
Die Angst als Schlinge
Eng um den Hals gezogen
Spür ich die Hand des Teufels

Tiere

Februar 25th, 2025

Am Morgen, wenn ich vor dem Spiegel singe,
Seh ich die Ratten. Anderes Getier
Verwandelt sich. Die Taube wird zum Stier.
Und aus den Poren kriechen Engerlinge.

So ist der Tag. Nicht Löwen, nicht Gazellen,
Kein Adler, der um weiße Gipfel fliegt.
Ein Grinsen, das im Staub der Ecken liegt,
Wo aus den tauben Rohren Fische quellen.

Auf jeder meiner Schultern sitzt ein Affe.
Der eine spreizt die Zehen, und der zweite
Beißt kraftvoll in die Nerven, bis das schlaffe

Geschwulst der Zeit sich spannt für frische Beute.
Ich höre aus dem aufgebrochnen Mund,
Die hohlen Wörter stürzen, mich, den Hund.

Auf Nein folgt Nein

Februar 15th, 2025

Nicht heute und nicht morgen ,nie
Werd ich dein Nein je akzeptieren.
Denn, liebe Freundin, hör und sieh:
Zum Nein nur nicken, heißt sich selbst verlieren.

Dem Selbstverlust, dem folgt kein Finden.
Und ziellos irrt das Ich, irrt weit.
Ein loses Blatt, von wilden Winden
Geweht zum Rand der Endlichkeit.

Drum dopple ich dein Ja, dein Nein.
Und Widerstand, wo er tut not,
Den leiste ich und tu´s allein,
Weil rings die Welt scheint aus dem Lot.

Die Körperfresser kommen

Januar 31st, 2025

Kleine grüne Männer kommen
Und Frauen vom Mars maskiert
Sie rauben die Luft uns
Zum Atmen verschweißen
Die Münder schießen Schimpansen
mRNA in die Venen danke
Jubeln wir laut und bitte
Noch mehr von dem Zeug kniend
Begrüßen wir die Brut
Vom Mars Heil Maske

Haarig

Januar 17th, 2025

In schweren Stiefeln wankt er durch die Pfützen,
Durch grau verfärbten Schnee, die Hände rot
Und dick wie Schwämme, die aus Löchern schwitzen,
Im Anorak. Und der Gedanken Kot

Verstopft die Rinde. An den Häuserecken
Schärft Wind mein Mundwerk. Männer tragen Bärte,
Ins Kinn geschraubte schwarze Urzeitzecken.
Ein Geist auf Schimmelpilz und Rückwärtsfährte.

Ich aber brauche schnell ein Fass Benzin.
Das macht die Beine leicht wie von Gazellen.
Dann heißt es fort, nur fort vom Friedhof Wien.
Und neu erblühn am Strand, im Spiel der Wellen.

Schein und Sein

Januar 8th, 2025

Mauern wolln wir niederreißen,
Um uns endlich zu befrein.
Doch die Hunde, die uns beißen,
Lassen uns vor Angst laut schrein
Und danach gehorsam sein.

Zugfahrt (St) *

Dezember 18th, 2024

Wir sitzen im Zug
Und rasen dahin
Die Augen bebrillt
Die Hände verkrampft
Das Glied errigiert
Auf Schienen aus Glas
Durch Länder die voll
Entlaubt sind und taub
Der Himmel hängt tief
Und purpurn gefärbt
Über der Strecke
In früherer Zeit
War mancherlei nicht
Besser im Bahnhof
Gab es noch Bettler
In den Toiletten
Die Wände gereimt
Die Spülung im Griff
Die Muschel verstopft
In früherer Zeit
War manches erlaubt
Aus Fenstern zu schaun
Felder und Bäume
Die Schwalben im Flug
Wir sitzen im Zug
Und rasen dahin
Schneller und schneller
Direkt an die Front

* Neufassung