Wasser (T)
September 4th, 2024Ich bin wie ein Teich
In dem seltsame Wesen
Schwimmen und tauchen
Manche von ihnen lachen
Und manche sagen kein Wort
Ich bin wie ein Teich
In dem seltsame Wesen
Schwimmen und tauchen
Manche von ihnen lachen
Und manche sagen kein Wort
Vom Himmel hängen
Schwarze Trauben in meinen
Aufgesprengten Mund
Am Boden zwischen Gewürm
Verwelken späte Träume
Der Morgenmund geht auf es kommen Flüche
Die Sonne hängt an einer Chemokette
Aus Kebab Sandwich purzeln Maden fette
Am Gehsteig wabbeln käsige Gerüche
Und mittags fängt das Pflaster an zu glühn
Freibäder sind verstopft mit braunen Backen
Touristen schwärmen aus wie Ledernacken
In Pissoirs steht knöcheltief Urin
Der Nachmittag serviert Ozonpasteten
Infarkte fahrn mit Rentnern Straßenbahn
Fremdhäuter betteln mit geflicktem Zahn
Im Park platzt Pubertäres aus den Nähten
Am Abernd lispeln Schwärme brauner Mücken
Gastgärtner zapfen Kunden manuell
Die letzten Schwimmer trocknen ihr Gestell
Am Himmel geht der Mond auf Freierskrücken
Die Marmorstufen führen in die Hölle,
Wo Ziegenböcke nackte Menschen mästen,
Auf langen Spießen rundum knusprig rösten.
Der Teufel ist ja jederzeit zur Stelle.
Der Himmel öffnet sich, ein schwarzer Regen
Fällt auf die Köpfe schrill maskierter Leute.
Ein Weißbart im Gewölk sucht frische Beute
Auf seinen strohbelegten Knüppelwegen.
Der Mutter geb ich Zucker, sie mir Geld
Für spitze Flöten, schneegewebte Kissen
Und Schmalz, meist aus dem linken Ohr der Welt.
Ich sehe Kids auf eine Parkbank pissen,
Auf der ein Bettler voll in Flammen steht.
Ich hör die Lache, spür den Wind, der dreht.
Wenn auf den Straßen alles stopft und steht,
Und Hausfassaden stiern wie Idioten,
Wenn per Gesetz die Wahrheit wird verboten,
Der Bauch der Zeit sich stark und stärker bläht,
Ein Wind das Laub von den Gedanken weht,
In Gummizellen landen noch Piloten,
Wenn auf den Straßen alles stopft und steht,
Und Hausfassaden stiern wie Idioten.
Die Rettung kommt und kommt doch nur zu spät,
Im Keller singen schön geschminkt die Toten,
Mit Hufen herrisch stampfend oder Pfoten,
Im Spiegel wird das schwarze Loch vernäht,
Wenn auf den Straßen alles stopft und steht,
Und Hausfassaden stiern wie Idioten.
für Gerda
Mit gierigem Maul
Verschlingt das Wolken
Gezücht die Sonne
Ein dünner Faden
Rauch verliert sich
Im Astwerk zwischen
Bleichen Platanen
Ruft die Parkbank hier
Kommt der Wein und geht
Im Kreis von Mund zu
Mund das Lied vom Glück
Im Schatten gepresst
Auf nacktes Papier
Liegen die Wörter
Rücklings im Rasen
Die Beine hilflos
Zappelnd im Aufwind
Derweil den Stunden
Die Bäuche platzen
Den Anfang machen stur und steif Gerüche
Das Zückfeld spreizen Porzellankokotten
Am Spülrand hausen Steh-Greif-Hottentotten
Die Wände tragen schwer obszöne Sprüche
Hier rüttelt mann das Ding bis es entleert
Und schamlos wird des Nachbarn Scham begafft
Vom Spiegel blinzelt trüb die Körperhaft
Im Rinnstein läuft das Leben ungeklärt
Manch Bengel streikt und treibt den Herrn zur Wut
Manch einer spritzt freihand auf fremdes Bein
Gar viele fühlen sich zu kurz und klein
Am Boden Staub auf den Bestecken Blut
Ein Mageninhalt stürzt sich ins Geschehen
Ein Suchstrahl findet seinen Bräutigam
In Ruh und Schweigen harrt der saure Damm
Indes nach hinten blaue Winde gehen
Im Efeu hausen fette China-Wanzen,
In jedem Zustand, Eier, Nymphen, Stinker.
Vom Fenster gegenüber glotzt der Trinker
Auf Mücken, die um seine Fratze tanzen.
Die Hitze treibt Gewürm aus allen Poren
Und auch die Worte stinken schon im Mund.
Wer weiß, ist es ein Tag, ist es ein Hund?
Am Bildschirm ist, wie immer, nichts verloren.
Der Sommer kommt anscheinend in die Jahre.
Aus seinem Hintern wachsen spitze Zähne
Und beißen knirschend in die Arschfanfare.
Ein Dummkopf macht ganz eifrig neue Pläne,
Indes die Wälder brennen. Und wir blicken
In keine Zukunft, denn die Bomben ticken.
Aus Träumen hochgeschreckt, im Bad, vorm Spiegel,
Aus dem ein Alligator mürrisch blickt,
In meine Augen, bis der Schädel tickt
Wie eine Bombe. Hätte ich doch Flügel
Für all die Tage, Wochen, für das Leben.
Um aufzusteigen aus dem Sumpf der Leute
Und wegzubiegen vor dem hier und heute,
Statt durch den Dreck zu schlingern und zu kleben.
Ich habe das so tun als ob echt satt,
Die Ego-Filmerei, das Daseinsspiel,
Die betonierte Wüste namens Stadt.
Ich fürchte schwarze Bärte unter Steinen.
Ein Sichelmond verstopft das Hauptventil.
Und dicke Hunde landen auf acht Beinen.
Sechs Leoparden im Geschirr vorm Wagen,
Vom Mars zum Jupiter und immer weiter.
Milchstraßen ziehn an mir vorbei. Wir jagen
Ins tiefe All, verfolgt vom blauen Reiter.
Die Sterne funkeln, die Kometen blühen.
Gedanken drehen heftig Pirouetten.
Die Wörter fallen aus dem Mund. Sie fliehen
Ins wüste Land. Ich brauche Zigaretten.
Mein kleiner Kahn treibt in den sanften Wellen
Des Archipels aus Sommersprossen. Wind
Schläft in den Segeln. Träume von Libellen,
Die sich verwandeln, plötzlich Wespen sind.