Archive for Juli, 2019

Hundstage (FG)

Freitag, Juli 26th, 2019

Der Morgenmund geht auf es kommen Flüche
Die Sonne steigt und sticht wie Bajonette
Aus Kebab Sandwich purzeln Maden fette
Am Gehsteig wabbeln käsige Gerüche

Und mittags fängt das Pflaster an zu glühn
Freibäder sind verstopft mit braunen Backen
Touristen schwärmen aus wie Ledernacken
In Pissoirs steht knöcheltief Urin

Der Nachmittag serviert Ozonpasteten
Infarkte fahrn mit Rentnern Straßenbahn
Fremdhäuter betteln mit geflicktem Zahn
Im Park platzt Pubertäres aus den Nähten

Am Abernd lispeln Schwärme brauner Mücken
Gastgärtner zapfen Kunden manuell
Die letzten Schwimmer trocknen ihr Gestell
Am Himmel geht der Mond auf Freierskrücken

Komm, laß uns träumen *

Samstag, Juli 20th, 2019

Bei Sonnenaufgang im taufeuchten Gras:
Einen Kranz Margeriten möchte ich
Dir flechten ins bernsteinfarbene Haar.

Auf Haselflöten spielt der Wind,
Aus dem Süden kommend. Bunte Spechte
Trommeln auf Buchen den Takt für uns.

Komm, reich mir die Hand. Komm, tanzen wir
Zwischen Himmel und Erde. Fast schwerelos
Wirbeln wir aus dem Schatten der Zeit.

Dein bernsteinfarbenes Haar im Wind;
Deine Augen sind Monde im nächtlichen Teich;
Deine Lippen, so zart und weich wie Schnee,
Und doch beim Küssen wie Flammen so heiß.

Komm, lass uns rasten am Waldesrand,
Auf dem kühlen Laub der Seligkeit,
Und träumen die Welt ohne Horizont.

*für Gerda

Juni 2019 (S)

Donnerstag, Juli 11th, 2019

Im Efeu hausen fette China-Wanzen,
In jedem Zustand, Eier, Nymphen, Stinker.
Vom Fenster gegenüber glotzt der Trinker
Auf Mücken, die um seine Fratze tanzen.

Die Hitze treibt Gewürm aus allen Poren
Und auch die Worte stinken schon im Mund.
Wer weiß, ist es ein Tag, ist es ein Hund?
Am Bildschirm ist, wie immer, nichts verloren.

Der Sommer kommt anscheinend in die Jahre.
Aus seinem Hintern wachsen spitze Zähne
Und beißen knirschend in die Arschfanfare.

Ein Dummkopf macht ganz eifrig neue Pläne,
Indes die Wälder brennen. Und wir blicken
In keine Zukunft, denn die Bomben ticken.

Wahn (TS)

Mittwoch, Juli 3rd, 2019

Aus Träumen hochgeschreckt, im Bad, vorm Spiegel,
Aus dem ein Alligator mürrisch blickt,
In meine Augen, bis der Schädel tickt
Wie eine Bombe. Hätte ich doch Flügel

Für all die Tage, Wochen, für das Leben.
Um aufzusteigen aus dem Sumpf der Leute
Und wegzubiegen vor dem hier und heute,
Statt durch den Dreck zu schlingern und zu kleben.

Ich habe das so tun als ob echt satt,
Die Ego-Filmerei, das Daseinsspiel,
Die betonierte Wüste namens Stadt.

Ich fürchte schwarze Bärte unter Steinen.
Ein Sichelmond verstopft das Hauptventil.
Und dicke Hunde landen auf acht Beinen.