Archive for Juni, 2011

Albtraum am Morgen

Mittwoch, Juni 15th, 2011

Ein bleicher Finger taucht in blinde Fenster
Ein blauer Reiter wiehert im Affekt
Am Küchenboden gähnt Geschirr verdreckt
Am Rand der Schläfen hasardiern Gespenster

Traumtänzer melken morsche Exorzisten
Restschläfer kompostiert die Müllabfuhr
Auf Ziffernzwang folgt Zeigerdiktatur
Bildschirme laufen mit gespreizten Brüsten

Fleischbanken mästen Turbokannibalen
Feldforscher filtern knieweich Thermokraten
Bankrott-Apostel stiften Tumor-Raten
Prothesenneid stopft Afterkathedralen

Parteiparolen schimmeln auch mit Reim
Ein wildes Röcheln steigt aus Wasserhähnen
Antennen spein den Kot von Kapitänen
Termiten lieben saftig Sex und Crime

Dichterfantasie

Samstag, Juni 11th, 2011

Ach, ich wär so gerne so was wie ein Dichter.
Möchte meine Wörter auf den Bildschirm rotzen,
Daß die Pickel nächtens leuchten wie Laternen,
Von den Käsestangen in verlausten Votzen,
Die den Juckreiz auserwähln zum höchsten Richter,
Über Schweißfußkämpen in Kausalkasernen,
Möcht ich meine Wörter in die Netze kotzen.

Täter gesucht

Montag, Juni 6th, 2011

Erst schleiften sie die Gurken vor das Strafgericht.
Die waren schuldlos, wurden freigesprochen.
Jetzt sind die Sprossen dran, der Mensch braucht ein Gesicht.
Nur haben leider auch die Sprossen nichts verbrochen.
Das geht doch nicht, wir brauchen schleunigst einen Täter,
Ganz gleich, ob´s die Karotte ist, vielleicht Tomaten,
Wir brauchen ihn sofort, schon kläffen laut die Köter,
Daß die Experten Blender sind und hilflos raten,
Derweil bei den Betroffenen der Stuhl durch die
Gedärme rast wie eine Lok so schnell wie nie.

Die Traumfrau

Freitag, Juni 3rd, 2011

Das Reich der Träume ist wild und weit.
Kein Grenzzaun steht. Am Horizont
Öffnet der Regenbogen sein Tor.

Hier hausen seltsam fremde Wesen.
Es leben die Räume. Und die Zeit
Ist glatt rasiert und bärtig zugleich.

Und mitten in diesem wüsten Treiben
Seh ich das Mädchen mit winkendem Arm
Und einem Lächeln, das Jugend heißt,

Und Augen funkelnd wie Edelgestein.
Kaum ruf ich laut, da wendet es schnell
Mir den Rücken zu und eilt hinfort.

Durch Leibergewühl in düsteren Gassen,
Der Schönen folgend, die mir entflieht
Leichten Fußes durch ein Labyrinth

Aus endlos engen Schächten, grell
Öffnen sich Mäuler in den Wänden,
Und borstige Zungen schlängeln heraus,

So flieg ich dahin als wär ich der Wind,
Dem Mädchen, der Liebe, dem Leben nach,
Von Schatten verfolgt und Nachtgeziefer.

Und hat meine Hand dich endlich berührt,
Dann dreht dein Gesicht sich langsam herum,
Mit Augen aus Glas, und die Haut ist Stroh.