Archive for September, 2008

Nationalratswahl 08

Montag, September 29th, 2008

Daß Wahlkampf und Wahl endlich hinter uns liegen, ist das einzig Positive, das mir dazu einfällt. Über das Negative, das in den letzten Wochen und Monaten von Politikern und Medien abgesondert wurde, erspare ich mir jeden Kommentar, über das Resultat des Wahlgangs ebenfalls, denn es kostete genug Mühen, die letztendlich vergeblich waren, dem Stimulieren der Dumpfbacken und Hirnlosen, das wie ein tropischer Regen über Wochen ohne Unterbrechung auf uns herniederprasselte, zu entkommen.

Arschbacken

Montag, September 22nd, 2008

Die linke ist in Form und Farbe Teig,
Die rechte ist wie immer fett und feig.
Dazwischen lallt gepreßt ein braunes Loch.

Aus der Zeitung

Donnerstag, September 18th, 2008

In Genf spielen größenwahnsinnige Forscher mit dem Weltuntergang, behaupten jene, die, weil sie nichts wissen, meinen, alles zu wissen. In Österreich hat ein Jäger zwei Hirsche abgeschossen, mit einer Kugel, sagt dieses Arschloch, wahrscheinlich hat er eine Elephantenbüchse verwendet. In Deutschland läuft derzeit “Die Rückkehr der Mumie”, Teil 17, Franz Müntefering wurde exhumiert und soll als lebendige Leiche die deutsche Sozialdemokratie wieder zum Leben erwecken. In Peking findet derzeit die größte Freakschau der Welt statt, genannt Paralympics, doch heute werden die Freaks nicht mehr im Zirkus vorgeführt, heute führen sie sich selbst vor, und die Weltöffentlichkeit ist peinlich berührt und klatscht Beifall bei der Monströsitätenschau, und die Behinderten fühlen sich so richtig normal, die übrigen Meldungen, die mir vor die Augen kommen, sind ebenso idiotisch .
p.s.: Und noch einmal das Jagdgesindel. Ein 67jähriger hat von einem Hochstand die größte Wildsau geschossen, die er noch nicht einmal in seinen Träumen gesehen hat. Tatsächlich war es ein schwarzer VW-Golf, den er mit einem Blattschuß zur Strecke brachte. Da der Wagen aufgrund einer Panne nicht besetzt war, die Blinklichter hielt der senile Knallkopf für die gefährlich funkelnden Augen der Bestie, kam nur die Karosserie des Autos zu Schaden, der Schütze darf weiter herumballern, zumindest so lange, bis er einen Menschen umlegt, den er für einen Fuchs oder gar einen Wolf hält, denn in Niederösterreich genießt das Abknallen wehrloser Tiere einen hohen Stellenwert, den die Spitzen der dortigen Gesellschaft zu würdigen wissen.

p.s.: Die Freakschau in Peking ist nicht als Beleidigung Behinderter aufzufassen, sind wir doch alle irgendwie behindert, sondern als Kritik an der globalen medialen Verwurstung des Themas Behindertensport, wie es bei den Paralympics in Peking zelebriert wurde.

Ein verflixter Tag

Mittwoch, September 10th, 2008

Ja, manchmal gibt es wirklich solche Tage,
Da ein verdrehter Teufel alles lenkt,
Was immer ich auch tue oder sage,
Was immer irgend jemand andrer denkt.
Mein erster Blick fällt auf die Armbanduhr,
Schon sehe ich, mir läuft die Zeit davon.
Schnell geht´s ins Bad, zur Pflege der Frisur,
Das Wasser rinnt ins Becken, und im Spiegel
Erscheint ein streßgetriebenes Gesicht,
Verschwollen und gerötet wie ein Ziegel,
Brutal und häßlich macht uns Neonlicht.
Gefrühstückt wird im Zeitdruck und im Stehen;
Das Resultat ist Fruchtsaft im Kaffee.
Der ist zum Schmeißen, davon abgesehen
Find ich die Schlüssel nicht zum PKW.
So reiht sich Mißgeschick an Mißgeschick,
Vom Teufel inszeniert, was soll ich machen.
Doch irgendwann kommt dann der Augenblick
An diesem Tag, da kann ich nur mehr lachen.

Österreich-die Zeitung

Dienstag, September 9th, 2008

Die Zeitung mit dem provokant geistlosen Titel “Österreich”, also jenes Fellner`sche Machwerk, das nicht einmal durch massenweises Verschenken und Gratis-Verteilen vor allen U-Bahnabgängen seine stagnierende Auflage steigern kann, sodaß der Herausgeber derzeit jedem, der die Zeitung abonniert, 100 Euro bar auf die Hand oder aufs Konto verspricht, was beinahe originell ist - bei 1000 Euro bin ich im Boot - ,diese Zeitung also, die sich nicht entblödet, ein und denselben Artikel ein zweites oder drittes Mal in die Zeitung zu stellen, als wäre das Gedächtnis noch nicht erfunden, die im Selbstlob schwelgt und sich in einem Ausmaß abfeiert, daß dem Leser der Mageninhalt unwillkürlich aus dem Maul schwappt, die die wackeligen Standards der Austro-Presse Tag für Tag in punkto Hirnlosigkeit, Peinlichkeit, Geschmacklosigkeit und Dreistigkeit weit unterbietet, dieser Zeit-Dung also berichtet heute seinen Lesern auf der Titelseite mit Fotos und im Blattinneren als “Thema des Tages”, daß die 16jährige Tochter des Kanzlers mit baldigem Ablaufdatum von der Schule verwiesen wurde, weil…Da bleibt einem die Spucke weg, und das im Lycee Francais, einer Privatschule, für die der Papa 4800 Euro Schulgeld im Jahr blechen muß - jetzt nur mehr mußte. Das sind tatsächlich die Ereignisse, um die sich das Weltgeschehen dreht. Das ist sensationell guter Journalismus. Das will und muß einfach jeder Mensch wissen. Die Seiten 1 und 2 sind für das 100 Euro-Geschenk reserviert, danach werden die Geheimnisse der Innenpolitik gelüftet, oft schneller, als die Geheimnisse entstehen, denn Fellner hat als erster Mensch Einsteins Formel über die Lichtgeschwindigkeit widerlegt: Seine Berichterstatter sind schneller als das Licht und können so die Leser von einem Ereignis in Kenntnis setzen, noch bevor sich dieses ereignet hat.
In den 2 Jahren ihres Bestehens hat dieser Zeit-dung den medialen Gestank hierzulande erheblich verstärkt; ein gelegentlicher Blick auf oder in das Blatt genügt in der Regel, um es genervt oder angewidert auf den Müll zu werfen, den Ärger über die Zeitverschwendung, die daraus resultiert, kann und soll sich jeder sparen .Das ist die einzige Gewißheit aus 2 Jahren “Österreich”.

Allein im Netz ?

Sonntag, September 7th, 2008

Anfang Juli, also vor etwas mehr als zwei Monaten, ging die versfabrik.at mit dem Vorsatz Online, täglich einen Blog der anderen Art zu publizieren. Im Gegensatz zu jener unüberschaubaren Masse von Bloggern, die das Netz dazu verwenden, ihre eigene Person öffentlich zu machen, genauer ihr alltägliches Leben garniert mit ihren belanglosen Gedanken, die in der Regel nicht einmal ihre eigenen sind, sondern irgendwo abgekupfert wurden, der weltweiten Netzcommunity zu offenbaren, richten sich die Texte der versfabrik.at an ein spezifisches Publikum, an Leute, die nicht mit der Masse oder der Mode konform gehen, die nicht nach dem Zeitgeist hecheln, Leute, die sich den Luxus einer tatsächlich persönlichen Meinung leisten, deren Gedanken sich in ihren eigenen Gehirnen formen anstatt bewußt oder unbewußt die Gedanken anderer nachzukauen und sie hierauf zu ihren eigenen zu machen, Leute, die über sich selbst lachen können, die Kritik immer auch als Selbstkritik verstehen, kurzum jene Minderheit von Personen, die im Netz auch Texte lesen will, die sie weder in Zeitschriften noch in Büchern vorfindet, Texte, die Literatur und Kritik abseits von jenem durch das Feuilleton repräsentierten Zeit(un)geist verbinden oder nebeneinand stellen, v.a. aber auch Poesie in Form von Versen. Nun sind die Texte der versfabrik.at primär zum Lesen gedacht, dennoch irritiert der Umstand, daß nach zwei Monaten und über 200 Texten bisher kein einziger Kommentar die versfabrik.at erreicht hat, den Verfasser der Texte doch erheblich. Ist es möglich, daß die Seite bisher total übersehen wurde, daß unter all den Millionen Nutzern und Surfern, die Millionen von Stunden im Netz verbringen, nicht ein einziger Mensch, und sei es nur für einen Augenblick, hier verweilte; ich weiß es nicht, doch wäre der Irritation Einhalt geboten, wenn Personen, die gelegentlich die versfabrik.at besuchen, die Möglichkeit des Kommentars nutzen und sich so als Leser zu erkennen geben, wobei ein Kommentar hierfür gar nicht notwendig ist, es genügt ein Zeichen, eine Ziffer, ein Buchstabe, was auch immer. Entscheidend ist, daß irgendeine Reaktion ersichtlich wird und so dem Verfasser das unangenehme Gefühl nimmt, seine ganze Tätigkeit im Netz sei in Wirklichkeit selbst etwas Virtuelles oder ein Traum, aus dem er bis jetzt noch nicht aufgewacht ist.

Wählt Flasche

Sonntag, September 7th, 2008

Herrn Karl plagen keine Zweifel,
Denn dieses Mal wählt er Herrn Flasche.
Er ist erzürnt, er flucht, zum Teufel,
Ein Gauner griff ihm in die Tasche,
Gesindel, fremdes, kriminell,
Das Bettelpack mit Mitleidsmasche,
Muß weg, muß weg, und das ganz schnell,
Verspricht uns Bürgern nur Herr Flasche.
Er ist, meint Karl, für den Staat,
Fürs Volk der neue Führer.
Denn Flasche fordert in der Tat
Den Spaten für Verlierer,
Den Knüttel für die rechte Hand,
Dem Linkskopf Blut und Wunde.
Auf daß im schönen Flaschenland
Nur Herren sind und Hunde.

Das Bild der Medien

Freitag, September 5th, 2008

Das Bild der Welt, das uns die Medien
Tagtäglich auf den Frühstückstisch servieren,
Läßt mich schon morgens hyperventilieren,
Verdirbt den Appetit, die Laune, denn

Die Meinungsmacher fühlen sich der Macht,
Dem “Freien Markt” verpflichtet. Wirklichkeit
Ist etwas für die Philosophen. Neid
Und Lügen sind so wirklich wie die Nacht.

Der Kunde darf für die Verarschung zahlen
Und tut es gern und ist darüber froh,
Erspart er sich doch so des Denkens Qualen

Und konsumiert den Müll sogar am Klo.
Der Bildschirm wandelt sich dabei zum Spiegel,
Und für die Dummheit gibt´s ein Gütesiegel.

Das Zeitgedicht hier und heute

Donnerstag, September 4th, 2008

Das Zeit-bzw. Zeitungsgedicht, jene Gedichtform, die für den Tag geschrieben, in ihrer Haltbarkeit aber unbegrenzt ist, falls der Verfasser sich auf das Handwerk des Verse-Machens versteht, hatte seinen künstlerischen wie kommerziellen Höhepunkt im ersten Drittel des 20.Jh., v.a. aber in den 20er Jahren desselben, als Dichter wie Tucholsky, Kästner oder Brecht viele ihrer Gedichte regelmäßig und mit großem Erfolg in Tageszeitungen und Magazinen publizierten, Gedichte, die auch gegenwärtige Leser spielend in ihren Bann ziehen, obwohl sie nur für den Tag, für die Zeitung geschrieben wurden, wobei unter diesen Meistern E.Kästner noch herausragt, dessen Lyrik auch heute noch überaus lesenswert und fällig für ein Wiederentdecken ist, denn Kästners stilistische Souveränität, seine beißende Ironie, den Spießbürger betreffend, dies alles ist nach wie vor einzigartig und aktuell. Die Verdrängung der Lyrik durch postmoderne Pseudopoesie, genauer durch Schrumpfprosa, die das Schriftbild von Gedichten imitiert, die mit der zweiten Hälfte der 60er Jahre begann und bis heute fortwährt, setzte auch dem Zeitungsgedicht ein Ende.
Aber nicht vollständig, wenn wir genauer hinsehen, und auch nicht vergleichbar mit seinen Vorgängern, denn zumindest in zwei großen wiener Zeitungen erscheint täglich eine Rubrik in Versen und gereimt, mit “politischem” Inhalt. Das Niveau von Form und Inhalt dieser gereimten Glossen ist allerdings tiefer als der Mariannengraben, was nicht nur für W. Martins seit einer Ewigkeit in der KronenZeitung abgedruckten ranzigen Speichel des Herausgebers, in paarweise gereimte Verse gegossen, gilt, sondern mehr noch für die lyrische Drillingsmißgeburt auf Seite 2 der Wiener Zeitung, die das Windgepinkle von W.Martin tatsächlich noch unterbietet, eine Leistung der besonderen Art. Daß an und für sich renommierten Journalisten, kaum versuchen sie sich in Versen, jegliches Maß und Kritik am eigenen Text verlorengeht, sodaß sie derartigen Schrott publizieren, bedürfte eigentlich einer sofortigen Psychoanalyse.
Da sich die versfabrik.at der Lyrik und den Lesern gegenüber verantwortlich fühlt, zeigt sie nicht nur die Unzulänglichkeiten anderer auf, sondern publiziert selbst in nächster Zeit vermehrt “Zeitgedichte”, wofür die sechs Sonette zur kommenden Wahl, die auf diesen Text folgen, eine Kostprobe geben sollen.

Wahnsinn Wahl

Donnerstag, September 4th, 2008

Ein jeder Kandidat spielt Weihnachtsmann,
Verspricht uns bald das Paradies auf Erden.
Schon blöken die gedächtnislosen Herden
Und wälzen sich im virtuellen Schlamm.

Geschenke gibts für jeden und für alle,
Wird uns von den Parteien prophezeit.
Wer hört noch die Vernunft, die zornig schreit:
Es ist ein Köder mitten in der Falle,

In die die meisten taumeln, blind und blöd,
Als hätte es das Spiel nicht schon gegeben,
Doch die Verstärker sind voll aufgedreht,

Umzingelt von unzähligen Plakaten,
Die Lügen werden frisch serviert. Das Leben
Manipuliert sich selbst in Plagiaten.