Archive for Oktober, 2008

Der Staat trägt alle Schuld

Samstag, Oktober 25th, 2008

Nachdem die Apostel des Marktes und die Verfechter seiner “Freiheit” für eine mehrere Monate dauernde Schrecksekunde den Mund hielten, derweil dessen mächtigste Säulen und Türme wie Kartenhäuser einstürzten, so haben sie jetzt, da die Staaten mit unvorstellbaren Summen den völligen Kolaps verhindert haben, den Schuldigen an der Krise identifiziert, nämlich “den Staat” (welchen eigentlich?).
Der Staat habe seine Aufgaben als Kontrollor nicht wahrgenommen, er habe zu stark privatisiert (Rating-Agenturen) und dereguliert (den Finanzmarkt). Höre ich richtig? Das sind genau die Punkte, die die selben Leute in den 90er Jahren “dem Staat” vorwarfen, daß er sich zu sehr in den Markt einmische (kontrolliere), zu wenig privatisiere und dereguliere. Nun, die Regierungen der USA haben genau diese Forderungen in den letzten Jahrzehnten verwirklicht, um den Markt zu “befreien”, also total zu liberalisieren. Und genau das wird jetzt dem Staat mit umgekehrten Vorzeichen vorgeworfen.
Solch Doppelzüngigkeit kann nur heißen, daß die Apologeten des “Freien Marktes” die Menschen für dumm verkaufen wollen oder selbst an Gedächtnisverlust leiden. Und außerdem, trüge der Staat tatsächlich Schuld an der gegenwärtigen Krise, dann -wie gesagt - deshalb, weil er dem “Markt blindlings vertraut hat und dieses Vertrauen sich jetzt als katastrophaler Fehler herausstellt, den die Allgemeinheit, also alle Steuerzahler, teuer bezahlen muß.

In dieser Krise

Montag, Oktober 20th, 2008

Du hast kein Scheißhaus auf vier Rädern,
Hast keine ferngeheizten Unterhosen,
Kein chip-gestütztes Lenksystem für Krücken?
Du hast nicht dieses und nicht das gekauft?
Den ganzen Plunder eben, den kein Mensch
Verwenden kann für irgendwas, obwohl
Ein jeder sich beeilt, ihn schneller zu besitzen
Als all die anderen, die Gleiches tun. Jedoch
Was ist nun mit den Aktien, den vielen,
Die keinen Cent mehr wert sind? Kaufen, ja!
Und nochmals kaufen, kaufen, jetzt! Vielleicht
Sind sie noch schneller Rauch, als jene, die
Wir vorher schon zu Stapeln aufgehäuft,
Bis sie, wer kann denn was dafür, so rasend schnell
Zu Asche wurden, Asche, die
Des Windes zornverzerrtes Maul
Uns in die rot gequollnen Augen bläst.
Du hast nicht dieses und nicht das gekauft,
Nicht heute und nicht gestern, auch nicht morgen
Kaufst du kein Scheißhaus auf vier Rädern mehr,
Kein Ticket für das Morgenrot
Auf den Bahamas oder so. Das heißt
In dieser Krise wohl, du bist bankrott,
Am Ende gar ein Fall für die
Justiz, denn wer nicht kauft, der wird verkauft
Und zahlt die Rechnung dafür selbst,
Doch nicht in Dollar, Franken oder Gold.

Der stürzende Gott

Mittwoch, Oktober 15th, 2008

Der Freie Markt ist unser Gott,
Nun liegt er flach und sein Prophet
Hat sich versteckt, verkrochen und
Verharrt und schweigt in seinem Loch.
Doch weltweit warten sehnsuchtsvoll
Die Jünger zitternd auf ein Wort
Des Herrn, vergeblich, ja,vergeblich, denn
Der Meister schweigt und wartet ab,
Bis alle Staaten Gottes Thron
Erneuert haben und poliert,
Wofür all die Betrogenen
Wie Blut gezapft und ausgeraubt,
Verhökert werden. Narren sind
Wir allesamt und schlimmer noch,
Wir sind es gern, wir bleiben es.
Schon wird der Gott, er stinkt, geschwind
Frisch ausgestopft und ausstaffiert,
Auf den geschminkten Thron gehievt,
Sodaß das Alte wieder neu
Und mehr denn je zugrunde gehn
Und hoffentlich auch bleiben kann.

Der Jörg ist weg

Samstag, Oktober 11th, 2008

Der Jörg fuhr mit dem Auto weg
Und kommt nie mehr zurück.
Das zwickt manch einen in den Speck,
Manch andrer spricht jedoch von Glück,
Und mir ist es egal.

Lieb Heimatland

Freitag, Oktober 10th, 2008

Provinzgetue, Ort der Kleinkomplexe,
Vergangenheit als stolzer Lügenpfuhl,
Sich mästen, mästen, bis er propft der Stuhl,
Und konserviert wird jede Alpenechse.

Damit mann nicht das Kraut mit Gras vertauschle,
Die Häme herrscht allein im Neidgesuhl,
Das Denken kriecht in Richtung somnambul,
Verkommen ist das Land, voll Krankgemauschle.

In naher Ferne wird die Welt noch enger,
Ganz ohne Sinn wird dann das stete Blähen,
Wenn allseits drohend nahen die Bedränger,

Mann kann´s am Bildschirm und im Spiegel sehen.
Ihr Ahnensöhne, macht es nicht noch länger
Fangt endlich an, die Hähne aufzudrehen.

Leberreim

Freitag, Oktober 10th, 2008

Die Leber ist von einem Knecht, und nicht von seinem Weibe.
Die Herren brauchen starke Kost, so nehmt von meinem Leibe,
So sprach der brave Mann, dann wusch er länger als vier Stunden
In rarem Wein das eigne Fleisch, das soll vorzüglich munden.
Die Leber ist von einem Knecht, und nicht von seinem Kinde.
Sie ist ganz frisch, drum eßt sie roh und eßt sie auch geschwinde.

Frau Stiefel und ihr Franz

Freitag, Oktober 10th, 2008

Frau Stiefel strahlt so mild entzückt,
Wie sauber Wand und Boden schielen.
Sie wischt noch etwas an den Stühlen
Und hebt das Haupt, beinah entrückt.
Ihr Franz tut sich den Schweiß abspülen,
Er bohrt im Grind von seinen Schwielen.
Sein Stiefel nickt, von Lust beglückt,
Der Franz indes will Fleisch befühlen,
Will seine fette Leber kühlen,
Da schaut Frau Stiefel leicht bedrückt.
Als Franz beginnt, vorbei zu zielen,
Erkennt sie plötzlich graue Mühlen
Und putzt die Flecken, schon geknickt.
Doch sieht sie nun, wie Schaben spielen
Auf ihren schönen Stiefelstühlen.
Da wird die gute Frau verrückt.

( In Erinnerung an Frau Sinkovics)

PS: Aus d. Vorzeit d.versfabrik.at

Binsenweisheit

Freitag, Oktober 10th, 2008

Der Menschen Leben ist ein Auf und Ab.
Gar mancher fällt da nicht zu knapp.
Und einer müht sich wieder auf,
Den andern steigt mann auf die Köpfe drauf.

Facharztgesindel

Mittwoch, Oktober 8th, 2008

Am Montag war mein Arztbesuch
So etwas von beschissen,
Daß ich gedachte an den Spruch:
Ein Arzt hat kein Gewissen.

Noch schlimmer aber sind die vielen,
Sadisten sind dazu zu zählen,
Doktoren, die gern Richter spielen
Und ihre Patienten quälen.

Ich hab sie alle schon erlebt,
Die Dummen und die Bösen
Im weißen Kittel, der sie hebt
Empor zu Halbgott-Wesen.

Ob männlich, weiblich, ob senil,
Ob in der Praxis, im Spital,
Mit Kranken treiben sie ihr Spiel,
Pervers und trivial.

Jahreszeiten

Dienstag, Oktober 7th, 2008

Nutz den Frühling deines Lebens.
Leb im Sommer nicht vergebens.
Denn gar bald stehst du im Herbste.
Bis der Winter naht, dann sterbste.

p.s.: Dieser alte Bauernspruch, der nicht von der versfabrik.at stammt, saß so lange im Gedächtnis des Betreibers, nämlich schon seit seiner frühesten Kindheit, daß er ihn nun veröffentlicht und ihn so dem unbekannt gebliebenen Verfasser widmet.