Der Staat trägt alle Schuld

Nachdem die Apostel des Marktes und die Verfechter seiner “Freiheit” für eine mehrere Monate dauernde Schrecksekunde den Mund hielten, derweil dessen mächtigste Säulen und Türme wie Kartenhäuser einstürzten, so haben sie jetzt, da die Staaten mit unvorstellbaren Summen den völligen Kolaps verhindert haben, den Schuldigen an der Krise identifiziert, nämlich “den Staat” (welchen eigentlich?).
Der Staat habe seine Aufgaben als Kontrollor nicht wahrgenommen, er habe zu stark privatisiert (Rating-Agenturen) und dereguliert (den Finanzmarkt). Höre ich richtig? Das sind genau die Punkte, die die selben Leute in den 90er Jahren “dem Staat” vorwarfen, daß er sich zu sehr in den Markt einmische (kontrolliere), zu wenig privatisiere und dereguliere. Nun, die Regierungen der USA haben genau diese Forderungen in den letzten Jahrzehnten verwirklicht, um den Markt zu “befreien”, also total zu liberalisieren. Und genau das wird jetzt dem Staat mit umgekehrten Vorzeichen vorgeworfen.
Solch Doppelzüngigkeit kann nur heißen, daß die Apologeten des “Freien Marktes” die Menschen für dumm verkaufen wollen oder selbst an Gedächtnisverlust leiden. Und außerdem, trüge der Staat tatsächlich Schuld an der gegenwärtigen Krise, dann -wie gesagt - deshalb, weil er dem “Markt blindlings vertraut hat und dieses Vertrauen sich jetzt als katastrophaler Fehler herausstellt, den die Allgemeinheit, also alle Steuerzahler, teuer bezahlen muß.

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