Archive for Dezember, 2022

Märchen (St)

Dienstag, Dezember 27th, 2022

Am Morgen wenn der
Tag die Beine spreizt
Auch Mars und Venus
Hat die Dämmerung
Verhüllt mit grauem
Schleier im Osten
Steigt zyklopenhaft
Ein rotes Auge
Hoch zieht der Wecker
Mich an den Haaren
In das Bewußtsein
Hämmert seine Faust
Dem Schlaf dem Freund das
Rückgrat schrill zu Brei
Vorm Spiegel stehend
Dann der Augenblick
Mein steter Dämon
Vis-a-vis wirft mir
Häme ins Gesicht
Bevor aus rohem
Maul die Zunge kriecht
Ein fetter Wurm mit
Borsten ekelig
Voll braunem Saft der
Auf den Boden tropft
Stößt unvermittelt
Tief in meinen Schlund
Hinein mit Kraft beiß
Ich das Ding entzwei
Verschluck es würgend
Ein Flimmern Flirren
Schwindel alles dreht
In Farbspiralen
Sich der Raum die Zeit
Die stille stand noch
Kurz zuvor vibriert
An Rumpf und Beinen
Wackelt mit dem Kopf
Ein irrer Schrei das
Glas zerspringt ein Sturz
Bach spült mich fort
Zum Tor hinaus auf
Bleiche Straßen die
Nach Madagaskar
Führen Fassaden
Krümmt Furcht aus Fenstern
Flattern Rentner trotz
Sender im Gehirn
Hoch auf dem Kirchturm
Hängt ein dünner Mann
In Purpurrobe
Und weißen Stiefeln
Neun nackte Knaben
Ans funkelnde Kreuz
Sodaß die Glocken
Enthemmt die Hüften
Zur Mahlzeit schwingen
Gestatten Korbes
Mein Name voll Grimm
Jagt die kreischende
Flut durch Schluchten aus
Beton am Rande
Winken Matrosen
Mit gelben Fahnen
Und blauen Bärten
Aus aufgeplatzten
Müllsäcken oder
Im Rollstuhl klebend
Uralte Lieder
In den Wind schluchzend
Während die Wellen
Mich immer weiter
Tragen an Stätten
Vorbei wo kein Mensch
Mehr in Häusern wohnt
Schwärme von Papier
Vögeln verbrennen
Mitsamt den Bäumen
Bis zu den Wurzeln
Ruinen und Rauch
Werden Routine
Unter fauligem
Himmel gelange
Ich am Abend in
Das Land der Toten
Und endlich ans Ziel
Der traurigen Fahrt

Himmelfahrt

Mittwoch, Dezember 21st, 2022

Auf Treppelwegen
In Spiralform der
Sonne entgegen
Gehn die Füße Schritt
Vor Schritt setzend die
Marmorstufen hin
Auf ins Brombeerblau
Des Himmels oder
Zwei Finger spreizen
Und ausspucken all
Das Gestrige gleich
Musikanten die
Auf Wolkenbänken
Sitzend mit krummen
Flöten Löcher in
Das Labyrinth der
Gedanken blasen
Am Rand der Treppe
Wartet ein Wagen
Mit roten Rädern
Und vollen Spritzen
Den Wind im Geschirr
Der zum Sturm wird wenn
Die Fahrt beginnt ein
Rauschen weit über
Den Horizont und
Bis zu den Sternen
Gibt es kein Halten
Endlich die letzte
Pforte mitten im
Auge weit offen
Dahinter ist nichts
Als der Mundgeruch
Toter Sekunden

Offenbarung

Samstag, Dezember 10th, 2022

Das Tier hat sieben
Köpfe mit spitzen
Hörnern auf seinem
Schuppigen Leib die Hure
Babylon am Horizont
Nähern sich rasend und rot
Das Gewölk färbend
Vier Reiter die Menschen
Blicken zum Himmel
Voll Furcht und falten
Hilflos die Hände
Zum stillen Gebet
Indes die Berge brüllen
Vom Gipfel hinab in das Tal

Das Kreischen der Sterne (St)

Dienstag, Dezember 6th, 2022

Ums Feuer tanzen
Schatten Kristalle
Ritzen die Schläfen
Zerplatzen ziehen
Gedanken aufs Eis
Und Rauch das bleiche
Gespenst steigt hoch ins
Schwarze Geäst den
Balken des Himmels
Daraus die Funken
Springen manch einen
Fängt lässig der Wind
Mit gespreiztem Maul
Spuckt wird´s ihm zu heiß
Den Stachel ins Laub
Das sich krümmt plötzlich
Tunnelt der Schrei der
Eule die Stille
Und bricht dem Moment
Das Rückgrat im Zorn
Ein Wolkentoupet
Bleibt vom Gespenst wenn
Es herabstürzt aus
Höchsten Höhen in
Traumkloaken sich
Schneller verzehrend
Und zurück läßt den
Geschmack von Eisen
Auf blauer Zunge