Märchen (St)

Am Morgen wenn der
Tag die Beine spreizt
Auch Mars und Venus
Hat die Dämmerung
Verhüllt mit grauem
Schleier im Osten
Steigt zyklopenhaft
Ein rotes Auge
Hoch zieht der Wecker
Mich an den Haaren
In das Bewußtsein
Hämmert seine Faust
Dem Schlaf dem Freund das
Rückgrat schrill zu Brei
Vorm Spiegel stehend
Dann der Augenblick
Mein steter Dämon
Vis-a-vis wirft mir
Häme ins Gesicht
Bevor aus rohem
Maul die Zunge kriecht
Ein fetter Wurm mit
Borsten ekelig
Voll braunem Saft der
Auf den Boden tropft
Stößt unvermittelt
Tief in meinen Schlund
Hinein mit Kraft beiß
Ich das Ding entzwei
Verschluck es würgend
Ein Flimmern Flirren
Schwindel alles dreht
In Farbspiralen
Sich der Raum die Zeit
Die stille stand noch
Kurz zuvor vibriert
An Rumpf und Beinen
Wackelt mit dem Kopf
Ein irrer Schrei das
Glas zerspringt ein Sturz
Bach spült mich fort
Zum Tor hinaus auf
Bleiche Straßen die
Nach Madagaskar
Führen Fassaden
Krümmt Furcht aus Fenstern
Flattern Rentner trotz
Sender im Gehirn
Hoch auf dem Kirchturm
Hängt ein dünner Mann
In Purpurrobe
Und weißen Stiefeln
Neun nackte Knaben
Ans funkelnde Kreuz
Sodaß die Glocken
Enthemmt die Hüften
Zur Mahlzeit schwingen
Gestatten Korbes
Mein Name voll Grimm
Jagt die kreischende
Flut durch Schluchten aus
Beton am Rande
Winken Matrosen
Mit gelben Fahnen
Und blauen Bärten
Aus aufgeplatzten
Müllsäcken oder
Im Rollstuhl klebend
Uralte Lieder
In den Wind schluchzend
Während die Wellen
Mich immer weiter
Tragen an Stätten
Vorbei wo kein Mensch
Mehr in Häusern wohnt
Schwärme von Papier
Vögeln verbrennen
Mitsamt den Bäumen
Bis zu den Wurzeln
Ruinen und Rauch
Werden Routine
Unter fauligem
Himmel gelange
Ich am Abend in
Das Land der Toten
Und endlich ans Ziel
Der traurigen Fahrt

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