Archive for the ‘02 Verse’ Category

Im Spiegel der Wirklichkeit

Samstag, September 27th, 2025

Ich weiß, ich bin in einer Endlosschleife
Der Zeit gefangen, keiner holt mich raus.
Ein Trugbild gaukelt Werden, Wachsen, Reife,
Sogar ein gottverdammtes Totenhaus.

Nur immer wieder immer Gleiches machen,
Als wär ich ein Computer, ein Programm,
Das auch die Träume pflanzt, samt Weinen, Lachen.
Doch wahr ist, wir sind urzeitlicher Schlamm.

Schein - Abhängigkeit

Freitag, September 12th, 2025

Wie Fliegen hilflos am Honigschlauch,
So kleben wir fest im www.
Die Wirklichkeit ist ein gelber Rauch,
Die Wahrheit ein Witz wie kalter Kaffee.

Wir sehen es nicht, wir glauben es nicht,
Daß wir uns verändern ziemlich schnell.
Und jeden, der solche Worte spricht,
Den heißen wir einen üblen Gesell´.

Wir haben uns tief in Schlingen verstrickt.
Sie ziehn sich zusammen mehr und mehr.
Und wem die Flucht aus der Knechtschaft glückt,
Der trägt an der alten Freiheit schwer.

Traumsonett (TS)

Samstag, August 30th, 2025

Er taumelt, strauchelt, ach, es stürzt der Mond
Herab in einen früh versteinten Garten.
Wie finden Wanderer auf Sternenkarten
Nun jenen Ort, wo er so lang gewohnt?

Ganz still erlischt am Irisgrund die Glut.
Um seine Stirne dunkeln schwere Falten.
Das Auge kann die Tränen nicht mehr halten.
Aus offnem Munde strömt mit Wucht das Blut.

Ein irrer Menschenmob eilt rasch zur Stelle.
Mit Äxten hacken sie den Freund in Stücke
Die Kinder geben dem Zerschellten Tritte.

Noch einmal streift sein Blick den öden Hain.
Vor ihm im Nebel liegt die letzte Schwelle.
Und trostlos muß er enden und allein.

PS: aus d.Vorzeit d. versfabrik.at

Täter gesucht

Samstag, August 16th, 2025

Erst schleiften sie die Gurken vor das Strafgericht.
Die waren schuldlos, wurden freigesprochen.
Jetzt sind die Sprossen dran, der Mensch braucht ein Gesicht.
Nur haben leider auch die Sprossen nichts verbrochen.
Das geht doch nicht, wir brauchen schleunigst einen Täter,
Ganz gleich, ob´s die Karotte ist, vielleicht Tomaten,
Wir brauchen ihn sofort, schon kläffen laut die Köter,
Daß die Experten Blender sind und hilflos raten,
Derweil bei den Betroffenen der Stuhl durch die
Gedärme rast wie eine Lok so schnell wie nie.

Schwitzschlag

Montag, August 4th, 2025

Sie haben mir die Nase abgeschnitten
Und einen dicken Rüssel aufgenäht.
Jetzt grunze ich in fensterlosen Hütten
Und merke, wie ein Schlauch die Stunden bläht.

Mit braunem Schleim verklebt sind beide Ohren,
Dass die Gedanken in mir blechern dröhnen.
Schwarzblaue Würmer kriechen in die Poren,
Die Mäuler voll mit zugespitzten Zähnen.

Das ist der Traum in dem die Bäume fliegen,
Und Menschen an versperrte Pforten rennen.
Am Himmel grast ein Rudel weißer Ziegen.
Der Horizont jedoch beginnt zu brennen.

Der Denunziant

Dienstag, Juli 8th, 2025

Manche Menschen schlürfen gern Kaffee,
Manche ziehn sich einen Käfer rein,
Manche schwörn auf alten roten Wein,
Manche träumen auch im Sommer Schnee.

Manche Menschen lassen sich verführen,
Manche rädern lässig Hunde platt,
Manche Menschen werden nimmer satt,
Manche aber müssen denunzieren.

Albtraum am Morgen (FG)

Mittwoch, Juni 25th, 2025

Ein bleicher Finger taucht in blinde Fenster
Ein blauer Reiter wiehert im Affekt
Am Küchenboden gähnt Geschirr verdreckt
Am Rand der Schläfen hasardiern Gespenster

Traumtänzer melken morsche Exorzisten
Restschläfer kompostiert die Müllabfuhr
Auf Ziffernzwang folgt Zeigerdiktatur
Bildschirme laufen mit gespreizten Brüsten

Fleischbanken mästen Turbokannibalen
Feldforscher filtern knieweich Thermokraten
Bankrott-Apostel stiften Tumor-Raten
Prothesenneid stopft Afterkathedralen

Parteiparolen schimmeln auch mit Reim
Ein wildes Röcheln steigt aus Wasserhähnen
Antennen spein den Kot von Kapitänen
Termiten lieben saftig Sex und Crime

Am Ufer des Mississippi (TS)

Donnerstag, Juni 19th, 2025

Mit Sand hab ich dem Mond das Maul geschrubbt.
Jetzt kannst du seine Stirn mit Ruß bemalen.
Dann rollen wir im Wolkenbett, dem fahlen,
Und paaren uns, die Leiber dicht beschuppt.

An Sträuchern hängen Engel mit Trompeten.
Sie spielen eine Sternenmelodie.
Die Nacht sinkt angeschlagen in die Knie
Vorm Horizont, denn der muß stark erröten.

Wir wollen durch den Mississippi schwimmen,
Am andern Ufer Irokesen lecken,
Bis Skorpione ihre Schwänze krümmen,

Und wir uns hinterm Mammutbaum verstecken.
Ein Finger wächst aus deinem linken Ohr.
Die Stunde bricht. Ich klopf ans nächste Tor.

Unwetter (FG)

Donnerstag, Juni 12th, 2025

Am Horizont dräun düstere Kohorten
Schafwölkchen rudeln ziellos um ihr Leben
Augäpfel wurmen hinter Wimperstäben
Rauchfahnen winden sich zu halben Worten

Senile Dächer husten Ziegelsteine
Sensible Bäume brechen sich die Zweige
Passanten kugeln über Bürgersteige
Schoßhündchen wedeln durch die Luft samt Leine

Und Blitze fahrn in Häupter und aus Händen
Ein Donnerschlag verbeult das Firmament
Die Hausfassaden krächzen impotent
Die Fensterrahmen flüchten aus den Wänden

Staub scheuert Leute ohne lang zu fragen
Windzungen lecken Ohrenschmalz in Moll
Der Regen tanzt auf Straßen Rock ‘n Roll
Den steifen Göttern platzt der sture Kragen

Reim-Kalauer

Dienstag, Mai 27th, 2025

Ein Bauer
Scheißt vier Kalauer
hinter die Mauer
Denkt nicht von Dauer
Ist so ein Bauer
Oder Kalauer
Sich die Mauer
Genauer
Gesagt ist die Mauer
Doch wesentlich schlauer
Als so ein Bauer
Oder Kalauer.