Archive for August, 2008

Satt

Sonntag, August 31st, 2008

Ich habe diesen Zirkus wirklich satt,
Wie uns die Medien für blöd verkaufen,
Das ist wie Säuglinge mit Pisse taufen,
Wahlkampfmaschinen walzen alles platt.

Und erst die Kandidaten der Parteien,
Die sind wie Dünnschiß, grinsend, auf zwei Beinen,
Wär´s nicht zum Kotzen, wär´s vielleicht zum Weinen,
Und manchmal ist das Schauspiel nur zum Schreien.

O Österreich mußt österreichisch bleiben,
Das heißt, voll Stolz auf Steißbeinpatrioten,
Die uns den Kren aufs Frühstücksbrötchen reiben.

Doch brauchen wir wohl andere Piloten,
Die wieder aus der Nebelsuppe fliegen.
Wir brauchen Wahrheit - etwas nur - statt Lügen.

Das kleinste Übel

Samstag, August 30th, 2008

Ich habe alle schon einmal gewählt,
Die Roten, Schwarzen, Blauen und den Rest.
Und noch ein jedesmal stand nachher fest:
Du hast dich mit der falschen Braut vermählt.

Doch diesmal bin ich wirklich irritiert,
Denn die Parteien sind die selben und
Ein jeder, der nicht an Gedächtnisschwund
Noch Dummheit leidet, weiß wohin es führt.

Mit Schaudern denkt er an die letzten Jahre,
Als Lügen gingen durch das Land wie Ware.
Und dennoch bleibt manch einer Optimist

Und wählt für sich das kleinste aller Übel.
Doch keinen Rückhalt bietet uns die Bibel,
Weil auch das kleinste Übel übel ist.

Stimmvieh

Donnerstag, August 28th, 2008

Es wachsen ringsum Wälder von Plakaten,
Manch eines größer als ein Zeppelin,
Sogar am Lande grinst, nicht nur in Wien,
Ganz gleich wo, ein Gesicht des Kandidaten,

Der einen wie der anderen Partei
Auf die wie Zwerge buckelnden Passanten
Herab, als Liebling virtueller Tanten,
Politisch ein bemaltes Kuckucksei,

In unser aller Zukunftsnest gelegt,
Sodaß wir es zur Wahl nur brüten müssen.
Das nennt sich Common Sense und wird gepflegt,

Denn reizt die Blase, gehen wir meist pissen,
Und wird gewählt, dann wählen wir, egal
Ob das Gebotene ist ein Skandal.

Vorwahlzeit

Mittwoch, August 27th, 2008

Wir gehen hin - gebeugt - und gehen her
Und werden ringsum ständig voll beschallt,
Bestrahlt, bis es sich in die Därme krallt,
Indes das Ich fühlt sich verbraucht und leer.

Die Lüge frißt uns wie ein Karzinom.
Wir stöhnen. Bilder blenden uns, jedoch
Wir gehen weiter hin und her im Joch,
Und tragen auf den Schultern blanken Hohn.

Hell glänzt der falsche Schein der Demokraten,
Der uns verblödet. Alles ist Partei.
Ob rot, ob schwarz, ob grün, ist einerlei.

Und schlimmer noch sind ihre Kandidaten,
Die sich da dümmlich balgen um die Macht
In einem Schauspiel, finster wie die Nacht.

Nachtrag zu “Madonna”, vom 24.8.

Mittwoch, August 27th, 2008

Da manche Leser beim Text “Madonna” den falschen Eindruck gewannen, mich störe es, wenn eine 50jährige ihre Sexualität zeige, sehe ich mich zu einer Klarstellung genötigt, denn das genaue Gegenteil ist der Fall. Aber ich muß gestehen, daß ich die Sexualität eher dem privaten Lebensbereich zuordne, und das öffentliche Haussieren mit ihr weniger mein Fall ist, wobei das Alter der solcherart tätigen Personen völlig nebensächlich ist. Was ich kritisiert habe, ist der Umstand, daß Madonnas Auftritte als Konzerte verkauft werden und nicht als Porno-Show, und daß es bei einem Konzert besonders peinlich und deplaziert wirkt, wenn die Sängerin glaubt, während des ganzen Konzerts ständig ihre Beine spreizen zu müssen, um sich ins richtige Licht zu rücken, wobei mann (ist leider mann) eher geneigt ist, diese Verarschung von einem 18jährigen Neuling zu schlucken als von einer 50jährigen, die diese Masche nun seit 25 Jahren pflegt.
Ein absolut sicheres Zeichen für nicht vorhandenes künstlerisches Talent heutzutage sind die krampfhaften Versuche minder begabter Künstler, in irgendeiner Form zu “provozieren”, d.h. sogenannte Tabus zu brechen. Etwas, das in früheren Zeiten künstlerisch durchwegs Sinn machte, wirkt heute nur mehr lächerlich, langweilig, dümmlich, wie z.B. das Video bei Madonnas Konzert, in dem neben A.Hitler der republikanische Präsidentschaftskandidat J. McCain gezeigt wird. Das ist beinahe so originell wie Madonnas Musik gut ist. Faktum ist leider, daß wir uns in einer Hochzeit kreativer Stümperei befinden, was nicht nur an den Möchtegernkünstlern liegt sondern auch an den Journalisten, also den selbsternannten Auskennern, die, ganz gleich in welcher Kunstrichtung, jeden Neuling, und ist sein Werk noch so mickrig, wie einen Ballon medial zum “Star” aufpumpen, um so ihre eigene “Wichtigkeit” unter Beweis zu stellen. Dabei ist es für den Betrachter ein allzu schwacher Trost, daß bis jetzt noch jeder Nacht ein neuer Morgen folgte.

Vision

Dienstag, August 26th, 2008

Der Himmel liegt wie Glas zerschellt am Boden und
In den Kanälen jagen Ratten nackte Leute,
Die schreiend gerne wären jetzt ihr toter Hund.
Doch ist kein Gestern mehr, kein Morgen und kein Heute,
Es gibt nur einen schwarzen Schlund, der alles schluckt.

Sonntagmorgen

Montag, August 25th, 2008

Der Sonntagmorgen ist so träg gestimmt,
Der Regen draußen kann mich nicht berühren.
Geschlossen bleiben heut die Wohnungstüren.
Es ist die Faulheit, die den Tag gewinnt.

Im Stiegenhaus hängt schwerer Fleischgeruch,
Die Nachbarn bruzzeln ölig Billigware,
Auf meinem Schädel färben sich die Haare,
Auf blauer Zunge klebt ein roter Fluch.

Die Stunden fließen wie ein zäher Strom,
Und seine Wellen machen mich nur müde,
Im ersten Stock brüllt eine Stimme rüde,

Der Hausherr putzt herab den eignen Sohn,
Im Hof spieln Tauben gurrend mit der Liebe,
Belauscht vom schwarzen Kater am Balkon.

Miethaus

Sonntag, August 24th, 2008

Dem Alten will sein Alter nicht genügen
Die Stufen sind, wie meist, zu hoch gebaut
Die Innenwände halten keinen Laut
Doch blank gescheuert ist der Stein der Stiegen

Nur noch im Filz der müden Stiefelmatten
Erhält der Staub ein längeres Asyl
Der Sinn des Lebens, hier ein Besenstiel
Im Keller hausen Sklaven neben Ratten

Kein Gift kann diese Tiere noch vernichten
Doch manche Kinderlippen färbt es grün
Vom dritten Stock wolln zwei Gebückte fliehn
Und taumeln in den Schleim von Hausgerüchten

Knapp an der Wohnungstür verschimmelt eine Lahme
Zwei Wochen lang, was wiegt das Wechselgeld
Am Horizont der Mietkasernenwelt
Spieln abgelutschte Weiber gern die Dame.

Madonna

Sonntag, August 24th, 2008

Die “Pop-Diva” Madonna, welch genialer Künstlername, feierte ihren 50. Geburtstag mit einem Konzert in Cardiff, den Beginn einer geplanten Welttournee, und 40 000 Zuschauer waren peinlich berührt von der Sängerin, die seit 25 Jahren ihr nicht vorhandenes musikalisches Können mit vermeintlicher Erotik kompensiert, sehr zur Freude der Medien, die die unappetitlichen Bilder einer dreiviertelnackten, wie eine abgehalfterte Hure ihre welken Oberschenkel spreizenden, Fünfzigjährigen, die dazwischen eine Guitarre hängen hat, obwohl sie nicht einen Akkord auf dem Instrument spielen kann, während aus dem schwarzen Slip das Mikrophon wie ein mächtiges Erektil herausragt, den Lesern zum Frühstück servieren, wahrscheinlich als Mastdarmstimulantium.
Nun, als Madonna in den 80er Jahren bekannt und erfolgreich wurde, begann eine neue Ära, nicht nur in der Populärmusik, die zuvor ein Jahrzehnt lang das musikalische Rad der Welt in Schwung gehalten hatte, sondern auch gesellschaftlich, was sich in einem überaus reaktionären Zeitgeist manifestierte. Die Ära des Rock ´n Roll war endgültig vorbei, die neue Musikszene bevölkerten Figuren, die weder singen noch ein Musikinstrument spielen konnten, die Technik machte es möglich und eine neu heranwachsende, total unkritische Generation von Musikhörern ging den Musikmanagern und ihren Musikmarionetten auf den Leim. Entscheidend war einzig, daß das Geld floß und die Musik gekauft wurde. Insoferne unterscheidet sich Madonna von den anderen musikalischen Abziehbildern der 80er Jahre, daß sie sehr bald das Managment ihrer Karriere selbst in die Hand nahm. Ein extremer Ehrgeiz, übersteigertes Selbstbewußtsein und eine Popularitätsgeilheit sondersgleichen auf der einen Seite und überaus wohlmeinende Musikkritiker in den Medien, interessanterweise v.a. schwule Rezensenten auf der anderen Seite, sind die Grundpfeiler der bis heute überaus erfolgreichen Karriere einer drittklassigen Sängerin. Aber auch der Umstand, daß der qualitative Abstieg der Populärmusik ins musikalische Nirvana ein derart umfassender war, daß in diesem Umfeld sogar Madonna als Pop-Ikone hochgeschrieben werden konnte, mag als Erklärungsansatz für ihren langjährigen Erfolg genommen werden, wobei sich der Erfolg der kommenden Tournee noch erweisen wird müssen, sind doch im Vorverkauf die meisten Karten noch nicht abgesetzt, was durch die Preise verständlich wird, denn die billigsten Konzertkarten kosten 99 Euro, und da bleibt halt manch einem der Mund offen stehen, indes eine Fliege auf der Zunge ihre Eier ablegt.

Erwachen

Samstag, August 23rd, 2008

Grau kommt der Tag durchs Fenster reingekrochen,
Was soll´s, aufwachen muß ich sowieso,
Und das Gedudel aus dem Radio
Klingt so, als würd´der Sänger abgestochen.

Am besten wär´s, den Kopf zur Seite drehen,
Ins Traumreich kippen, Alltagstrott vergessen,
Uhrzeiger, die uns auf den Boden pressen,
Bei Licht ist alles eklig anzusehen.

Jetzt keppelt auch noch blöd das Telefon,
Und irgendwer muß irgendwen schnell sprechen.
Der Nachbar ist seit gestern schon beim Zechen,

Im Vorraum tröpfelt Wasser monoton.
Das reicht, der Ärger zwingt mich auf die Beine,
Ich geh ins Klo und spül mich weg mit Leine.