Nachtrag zu “Madonna”, vom 24.8.

Da manche Leser beim Text “Madonna” den falschen Eindruck gewannen, mich störe es, wenn eine 50jährige ihre Sexualität zeige, sehe ich mich zu einer Klarstellung genötigt, denn das genaue Gegenteil ist der Fall. Aber ich muß gestehen, daß ich die Sexualität eher dem privaten Lebensbereich zuordne, und das öffentliche Haussieren mit ihr weniger mein Fall ist, wobei das Alter der solcherart tätigen Personen völlig nebensächlich ist. Was ich kritisiert habe, ist der Umstand, daß Madonnas Auftritte als Konzerte verkauft werden und nicht als Porno-Show, und daß es bei einem Konzert besonders peinlich und deplaziert wirkt, wenn die Sängerin glaubt, während des ganzen Konzerts ständig ihre Beine spreizen zu müssen, um sich ins richtige Licht zu rücken, wobei mann (ist leider mann) eher geneigt ist, diese Verarschung von einem 18jährigen Neuling zu schlucken als von einer 50jährigen, die diese Masche nun seit 25 Jahren pflegt.
Ein absolut sicheres Zeichen für nicht vorhandenes künstlerisches Talent heutzutage sind die krampfhaften Versuche minder begabter Künstler, in irgendeiner Form zu “provozieren”, d.h. sogenannte Tabus zu brechen. Etwas, das in früheren Zeiten künstlerisch durchwegs Sinn machte, wirkt heute nur mehr lächerlich, langweilig, dümmlich, wie z.B. das Video bei Madonnas Konzert, in dem neben A.Hitler der republikanische Präsidentschaftskandidat J. McCain gezeigt wird. Das ist beinahe so originell wie Madonnas Musik gut ist. Faktum ist leider, daß wir uns in einer Hochzeit kreativer Stümperei befinden, was nicht nur an den Möchtegernkünstlern liegt sondern auch an den Journalisten, also den selbsternannten Auskennern, die, ganz gleich in welcher Kunstrichtung, jeden Neuling, und ist sein Werk noch so mickrig, wie einen Ballon medial zum “Star” aufpumpen, um so ihre eigene “Wichtigkeit” unter Beweis zu stellen. Dabei ist es für den Betrachter ein allzu schwacher Trost, daß bis jetzt noch jeder Nacht ein neuer Morgen folgte.

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