Archive for Juli, 2009

Die Rumpelkammer *

Donnerstag, Juli 30th, 2009

In der alten Rumpelkammer
Traf ich heimlich meinen Schatz.
Bücher, Möbel, auch ein Hammer
Zierten den versteckten Platz,
Wo wir träumten und uns küßten.

Direkt auf dem Dach daneben
Bauten Schwalben sich ihr Nest.
Schön war damals unser Leben,
Jeder Tag ein neues Fest,
Und die Stunden tanzten Reigen.

Während die Gedanken stiegen,
Wie die Drachen hoch im Wind,
Saßen wir beinand und schwiegen,
Fühlten nicht mehr wie ein Kind,
Hörten unser Herz wild schlagen.

Keinem haben wir verraten
Jemals den geheimen Ort,
Wo wir erstmals Dinge taten,
Die viel tiefer als ein Wort
Unser ganzes Leben prägen.

* für Gerda

Magische Pilze

Mittwoch, Juli 29th, 2009

Hinter den Häusern, draußen im Wald,
Wo Füchse und Rehe verstecken spielen,
Wo Rhythmen trommelt der schwarze Specht,
Und Menschen nur selten das Dickicht verziern,
Dort liegt ganz tief im Innern verborgen,
Von mächtigen Buchen und Ahorn umringt,
Dazwischen wächst dichtes Brombeergebüsch,
Eine kleine Lichtung mit silbernem Teich,
Darin eine einzige Seerose blüht.
Dort ist es, wo, wenn der Morgen dämmert,
Du der Elfen lustigen Reigen erblickst,
Das Ufer entlang, voll Blüten ihr Haar,
Das golden hinab in die Erde fließt,
Und dann wieder flattert wie Flügel im Wind.
Auf dem weichen, moosbewachsenen Grund,
Der ihre zartweißen Füße beschwingt,
Nimmst du Platz, den Rücken an einen Stamm
Gelehnt, die Augen geöffnet, um zu schaun,
Die Ohren bereit, noch die Stille zu hörn,
Die Nase empfängt den harzigen Duft,
Da das Land ringsum dir die Wunder zeigt.
Die Haut der Luft hat riesige Poren,
Durch die du den Wandel der Zeit vernimmst;
Und ihr Mund atmet Wind, der viele Stimmen
Versammelt zu einem einzigen Chor,
Dessen Lied in allen Höhen und Tiefen
Sich schillernd wölbt wie ein Regenbogen,
Das Echo wie Tau von den Blättern tropft.
Und du siehst und du hörst und du staunst.
Und du spürst wie der Boden unter dir
Sich bewegt, weil er lebt, und die Stunden stehn still,
Bis sich die Augen schließen, mitten im Traum.
Und wenn sie aufgehn, ist alles vorbei.
Die Sonne ist fort, und der Abend legt
Sein dunkelndes Kleid über Wald und Welt.
Du aber glaubst dich von fremden Sternen
Zurück, da du einschlägst den Weg nach Haus.

Ein alter Blues

Sonntag, Juli 26th, 2009

Ich hab den Blues
Seit Wochen schon,
Seit meine Braut
Mich in der Nacht
Und mit dem Freund
Verließ.

Die ersten Tage
Hoffte ich,
Daß sie zurück,
Zurück zu mir,
Zurück nach Hause
kommt.

Die ersten Tage
Suchte ich,
Und suchte sie,
Und suchte
Wie ein Hund.
In jedem Loch,
Bei Nacht und Tag,
Doch was ich fand,
War Abfall nur,
Der auf zwei Beinen
kroch.

Ich hab den Blues.
Seit Wochen schon
Bin ich allein,
Und meine Braut
Ist nicht allein,
Und nicht bei mir.

Ich hab mir ein Gewehr gekauft
Und Schachteln voll mit Schrot.
Und find ich sie,
Erschieß ich sie
Mit einer Ladung Schrot.

Kehrt sie zuvor
Zurück zu mir,
Und kniet vor mir,
Verzeih ich ihr
Vielleicht.

Ich hab den Blues
Seit Wochen schon,
Und hab genug,
Genug davon.

Zu spät

Mittwoch, Juli 22nd, 2009

Manchmal in den tiefen Träumen,
Manchmal seh ich ein Gesicht,
In mir unvertrauten Räumen,
Wo ein jeder Herzschlag sticht.
Flüchtig wie des Mittags Schatten,
Taucht es auf, ist wieder fort.
Damals, als wir uns noch hatten,
Damals fehlte nur ein Wort.
Heute könnte ich es sagen,
Aber heute ist zu spät.
Gäbe ich´s dem Wind zu tragen,
Wär es doch im Nu verweht.

Dem Traum folgen *

Montag, Juli 20th, 2009

Es war vor langer Zeit, es war im Traum.
Und manchmal kehrt es noch im Schlafe wieder:
Ich bin allein in einem kahlen Raum,
Und durch die Decke sickern alte Lieder.
Vorm Fenster blüht ein Dornenstrauch.

Die Tür geht auf. Ein Mädchen kommt herein,
Im weißen Kleid, berührt sanft meine Hände.
Ich schreck zurück. Ich fange an zu schrein.
Ich eile aus dem Schutz der blauen Wände,
Direkt ins offne Maul der Welt.

Vor Jahren nun hab ich mich losgemacht,
Für eine Reise, das Geschöpf zu finden.
Ging über Brücken bis ins Herz der Nacht,
Trieb lang in Flüssen, die im Ursprung münden,
Und bin dem Ziel so nah wie nie.

* für Gerda

Der Unsinn des Lebens

Sonntag, Juli 12th, 2009

So manche schlagen ihre Köpfe gegen Wände,
Und viele laufen rum mit Schuhwerk aus Beton.
Es gibt auch solche, die zum Beten falten ihre Hände,
Weil deren Kinder galoppiern auf schwarzem Mohn.
Die meisten sind zur falschen Zeit an falschen Orten,
Und spielen Leben, während andre führn Regie.
Ich aber finde keinen Sinn mehr in den Worten,
Die höhnisch lachen über mein Warum und Wie.

Warum

Donnerstag, Juli 9th, 2009

An Tagen, wann, ganz gleich, was ich auch tue,
Woran ich denke, was ich fühle, Frust
Mich löchert wie die Würmer alte Schuhe,
Da wird mir meine Nichtigkeit bewußt.
Und Zweifel wachsen, alles zu ertragen,
Weil aus dem Spiegel geifert ein Warum,
Das noch das Tiefste packt und zerrt am Kragen,
Zur Oberfläche vor ein Publikum.

Ein Foto…

Dienstag, Juli 7th, 2009

Ein Foto auf dem Schreibtisch, blaue Farben
Im Hintergrund, der Himmel und das Meer.
Gedanken gehn auf Reisen trotz der Narben,
Die ihnen schlägt der Raum-und Zeitverkehr.

In seinem Echo, fern am Saum der Jahre,
Gehn sie vor Anker, finden ein Gesicht:
Die Augen leuchten, schwarz und lang die Haare,
Ein Purpurmund, der alle Sprachen spricht.

Ein Foto auf dem Schreibtisch gibt dem Leben
Für manche manchmal jenen Funken Sinn,
Nicht zu verzweifeln an den Gitterstäben
Des Daseins und der anderen Gewinn.

Selbstbeschreibung

Montag, Juli 6th, 2009

Mensch, du bist doch auch von jenen
Selbsternannten Überwichten,
Die sich nach Beachtung sehnen
Mit gedrechselten Gedichten.
Lächerlich wie all die andern
Stierst du blökend in den Spiegel,
Während die Gedanken wandern,
Und du meinst, sie hätten Flügel.
Doch sie gehen nur hausieren
In der namenlosen Menge,
Wo sie immer stärker spüren,
Voll Verzweiflung ihre Enge.

Ein Jahr im Netz

Sonntag, Juli 5th, 2009

Ein Jahr bin ich im Internet nun schon auf Reisen.
Hab viele Seiten angeschaut und manche Foren
Besucht, und wenig fand ich, um es auch zu preisen.
Doch Stunden habe ich genug dabei verloren.
Ob das die schöne, neue Welt ist, wird sich weisen.
Ich aber wurde sicher nicht dazu geboren,
In ihr als virtuelles Wesen scheinzuleben,
Wie Fliegen, die in Spinnennetzen hilflos kleben.