Archive for August, 2018

Die Schwüle vorm Gewitter

Freitag, August 24th, 2018

Der Wettervogel dreht und schaut herab,
Auf Menschenwesen, die sich ächzend krümmen,
Die in der Gegend hängen völlig schlapp,
Indes die Luft verführt, in ihr zu schwimmen.

Als wär der Körper Ursprung aller Quellen,
Fließt aus den Poren ständig neuer Schweiß.
Die Stunden kleiden sich als Spießgesellen,
Und jeder Atemzug hat seinen Preis.

Und auch der Sonne Antlitz ist verschleiert
Wie eine Jungfrau, da der Horizont,
So schwarz wie Kohle und vom Wind befeuert,
Sich rasend nähert als Gewitterfront.

Stegreif-Verse

Donnerstag, August 16th, 2018

Ihr Leute der Community,
Seid euch nur dessen nicht gewiß,
Der Hoffnung, daß es irgendwie
Schon besser wird - Gedankenschiß
Nennt mancher solch Befindlichkeit,
Verliebt, verlobt, verschnupft, voll Google,
So überdrüber weg und weit,
Wer gibt sich denn da noch die Kugel,
Ihr Leute der Community,
Was ist nun wirklich virtuell,
Und was verdammt noch mal real,
Wer ist zu langsam, wer zu schnell.
Ist Politik per se anal,
Ihr Leute der Community,
Gebt bitte Antwort auf die Fragen,
Ist ein PC der wahre Gott,
Dann habe ich euch das zu sagen,
Nicht der PC, ihr selbst seid Schrott,
Ihr Leute der Community,
Das blas ich euch auf dem Fagott,
Bettnässern inklusive.

Glaubt mir, dieser Sommer
Hat die Hoffnung mir geraubt,
Doch was stört das den Herrn Meier,
Der sogar beim Spritzen glaubt,
Daß nur Fische freut das Schwimmen,
Und vor allem Geld, nur Geld,
Kann die Welt alleine krümmen,
Wie ein echter Superheld.
Wetter, Klima kümmern Narren,
Denn was zählt, ist Kapital,
Alles Andere ist Schmarren,
Sagt Herr Meier jedesmal,
Wenn ans Fenster hämmert Regen,
Seine Blase sich entleert
In die Hose, welch ein Segen,
Daß sie seine Frau geteert.

Liebe Leute, nennt mich Kalle.
Doch jetzt bin ich in der Not,
Denn sie stellen mir ´ne Falle
Und der Köder ist ein Brot.
Ganz erstaunt hör ich euch fragen,
Lieber Kalle, sag warum
Wollen sie mit Brot dich jagen,
Hast du Hunger, bist du dumm?
Darauf sage ich euch Leute,
Hunger habe, dumm bin ich,
Wie geschaffen, um als Beute
Euch zu dienen, jämmerlich.
Aber manchmal werden Fallen
Dem zum Schicksal, der sie stellt,
Denn die Beute zeigt die Krallen,
Und auf den die Pranke fällt,
Dem fehlt dann das Leben.

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Im Beton der Städte

Mittwoch, August 8th, 2018

Nicht im Beton der Städte such ich Glück,
Am wenigsten im Sommer, wenn die Hitze
Die Straßen schmelzen läßt zu einer Pfütze,
Und alles fault, wohin ich wende meinen Blick,
Und alles stinkt, was immer streift die Nase.

Drei Glieder

Donnerstag, August 2nd, 2018

Ihr Damen, Herrn, verehrtes Publikum:
Lauscht alle nun dem Schicksal der drei Glieder.
Das Leben tarnt sich gern als Gaudium,
Bevor es platzt aus allzu engem Mieder.
Was aber macht den Mann zum Mann, kurzum,
Es ist sein Ding, das aufsteht und gleich wieder
Zusammenkippt in seiner Schwächlichkeit.
Zu klein ist meist das Glied und groß der Neid.

Doch hört nun auf das Jauchzen der Fanfare,
Ihr folgen rasend im Galopp Trompeten,
Und dann das Lied der Pimmel-Exemplare:
Das erste Glied hängt glücklich am Poeten,
Das zweite hat ein Trauma ohne Haare,
Beim dritten ist ein Gürteltier von Nöten.
Doch nun voll Dampf im Takt und eins, zwei, drei:
Am Wort sind Glieder, sind so frank und frei:

Als Dichterpenis bin ich sehr zufrieden,
Andauernd hält der Herr mich in der Hand,
Um wild die Vorhaut hin und her zu schieben,
Sodaß ich glühend schreie: Lösch den Brand.
In seinen Büchern werde ich beschrieben,
Ausführlich, detailliert, mit Unverstand.
Ganz zärtlich nennt er mich oft “Lieber Schwanz”
Und reißt mich hoch zum nächsten Eiertanz.

Einst fuhr ich rein in jeden Weiberschoß.
Als Bobbis Hammer war ich nicht zu schlagen.
Die Ehefrau fand mich so schrecklich groß.
Sie meinte wohl, ich könnte ihr gar schaden.
Die Hexe schnitt mich ab ganz skrupellos
Und schmiß mich nachts brutal aus Bobbis Wagen.
Gefunden wurde ich und angenäht
Dem Mann, dem jetzt sein Schwert nie steif mehr steht.

Aus schwarzem Eisenholz geschnitzt mit Liebe
Und Stacheln außen, groß wie ein Reptil,
Erdacht, gemacht für schweißvolles Geschiebe,
Für das Perverse in dem Puppenspiel.
Ich kenne keine Pannen im Getriebe,
Denn ich, ich bin ein Dauererektil.
Und welches Loch auch immer meine Eichel
Befährt, die Lippen saften Sülz und Speichel.

Doch nun genug von solcherlei Gemächt.
Ein Penis ist ein Wurm, kein Bügeleisen,
Und deshalb ist das Leben ungerecht,
Was ihr schon wißt, das muß ich nicht beweisen.
Vergeßt für eine Weile das Geschlecht,
Vergeßt dies Lied und träumt von Urlaubsreisen,
Von blauen Stränden, duftend roten Rosen
Und nicht vom Beistrich in den Unterhosen.

p.s.: Das Gedicht stammt aus d. Vorzeit der Versfabrik, d.h. es ist schon Anfang der 90er Jahre entstanden, wodurch die realen Bezugspunkte, auf die es anspielt, v.a. Bobbis Hammer, dem heutigen Leser fremd sein dürften, was dem Lesevergnügen aber keinen Abruch tut, wie wir meinen.

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