Drei Glieder

Ihr Damen, Herrn, verehrtes Publikum:
Lauscht alle nun dem Schicksal der drei Glieder.
Das Leben tarnt sich gern als Gaudium,
Bevor es platzt aus allzu engem Mieder.
Was aber macht den Mann zum Mann, kurzum,
Es ist sein Ding, das aufsteht und gleich wieder
Zusammenkippt in seiner Schwächlichkeit.
Zu klein ist meist das Glied und groß der Neid.

Doch hört nun auf das Jauchzen der Fanfare,
Ihr folgen rasend im Galopp Trompeten,
Und dann das Lied der Pimmel-Exemplare:
Das erste Glied hängt glücklich am Poeten,
Das zweite hat ein Trauma ohne Haare,
Beim dritten ist ein Gürteltier von Nöten.
Doch nun voll Dampf im Takt und eins, zwei, drei:
Am Wort sind Glieder, sind so frank und frei:

Als Dichterpenis bin ich sehr zufrieden,
Andauernd hält der Herr mich in der Hand,
Um wild die Vorhaut hin und her zu schieben,
Sodaß ich glühend schreie: Lösch den Brand.
In seinen Büchern werde ich beschrieben,
Ausführlich, detailliert, mit Unverstand.
Ganz zärtlich nennt er mich oft “Lieber Schwanz”
Und reißt mich hoch zum nächsten Eiertanz.

Einst fuhr ich rein in jeden Weiberschoß.
Als Bobbis Hammer war ich nicht zu schlagen.
Die Ehefrau fand mich so schrecklich groß.
Sie meinte wohl, ich könnte ihr gar schaden.
Die Hexe schnitt mich ab ganz skrupellos
Und schmiß mich nachts brutal aus Bobbis Wagen.
Gefunden wurde ich und angenäht
Dem Mann, dem jetzt sein Schwert nie steif mehr steht.

Aus schwarzem Eisenholz geschnitzt mit Liebe
Und Stacheln außen, groß wie ein Reptil,
Erdacht, gemacht für schweißvolles Geschiebe,
Für das Perverse in dem Puppenspiel.
Ich kenne keine Pannen im Getriebe,
Denn ich, ich bin ein Dauererektil.
Und welches Loch auch immer meine Eichel
Befährt, die Lippen saften Sülz und Speichel.

Doch nun genug von solcherlei Gemächt.
Ein Penis ist ein Wurm, kein Bügeleisen,
Und deshalb ist das Leben ungerecht,
Was ihr schon wißt, das muß ich nicht beweisen.
Vergeßt für eine Weile das Geschlecht,
Vergeßt dies Lied und träumt von Urlaubsreisen,
Von blauen Stränden, duftend roten Rosen
Und nicht vom Beistrich in den Unterhosen.

p.s.: Das Gedicht stammt aus d. Vorzeit der Versfabrik, d.h. es ist schon Anfang der 90er Jahre entstanden, wodurch die realen Bezugspunkte, auf die es anspielt, v.a. Bobbis Hammer, dem heutigen Leser fremd sein dürften, was dem Lesevergnügen aber keinen Abruch tut, wie wir meinen.

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