Mohn (T)
Donnerstag, Mai 30th, 2019In meinen Schläfen
Wurzelt der Mond der volle
Doch an den Lippen
Friert der Tau zu spitzem Eis
Und bohrt sich tief in das Herz
In meinen Schläfen
Wurzelt der Mond der volle
Doch an den Lippen
Friert der Tau zu spitzem Eis
Und bohrt sich tief in das Herz
Die Käufer fließen ringsab in die Gassen
Die Bettler schimmeln um die Marktkapelle
Dahinter öffnen schmierige Bordelle
Die Tauben landen auf den Schlafterassen
Die Arbeitszeit verflacht im Ausgedinge
Rolläden rasseln nieder aus Metall
Am Horizont ertrinkt ein roter Ball
Taglöhner tragen dunkle Augenringe
Motoren fangen zornig an zu brüllen
Container schlucken gierig Müll und Früchte
Der Wind verbreitet staubige Gerüchte
Zu Haus erzeugt der Alkohol Idyllen
Die Hütten bleiben leergeräumt zurück
Laternen uriniern auf den Asphalt
Der Mond klebt zwischen Wolken krumm und kalt
Die Abfallsammler haben heut kein Glück
Steine knirschen höhnisch unter meinen Füßen,
Doch dann schluckt ein dichter Nebel jeden Laut,
Während die Gedanken stets nach Süden fließen,
Warten Krokodile, bis der Morgen taut,
In den seichten Ufersümpfen, ihre Blicke
Zielen auf mich durch das graue Dämmerlicht.
Doch es ist der Tag, sein Antlitz spiegelt Tücke,
Der das ferne Echo an den Schläfen bricht.
Träume enden nicht, sie laufen schneller,
Da ein dünner Mond in schwarzen Flammen steht,
Und im Osten steigt der Morgen heller
Mit dem Wind, in dem die rote Fahne weht.
Durch dunkle Gassen
Rollt ein dicker Mond und singt
Vergessene Lieder
Vom Strauch der Götter
Mit violetten Blüten
Die wie Trompeten
Sich öffnen zum Licht
Voll mit Stacheln ist das Kleid
Der grünen Früchte
An den Wänden im
Tempel hängen Tierköpfe
Und sprechen mit mir
Über den Torso
Einer verwunschenen Welt
Wo alles nackt ist
Bevor ein Nebel
Auf meine Gedanken fällt
Und der Mond aufbricht
Wie eine reife
Melone in zwei Hälften
Mit schrillem Gewürm