Kein Sommer
Dienstag, Juni 30th, 2009Dieses Wetter soll ein Sommer sein?
Regen, Regen, klebrig schwül;
In der Stadt schwitzt Mensch und Stein,
Und der Freude fehlt das Ziel.
Sommer, laß uns nicht allein
Durch solch trübe Tage treiben!
Dieses Wetter soll ein Sommer sein?
Regen, Regen, klebrig schwül;
In der Stadt schwitzt Mensch und Stein,
Und der Freude fehlt das Ziel.
Sommer, laß uns nicht allein
Durch solch trübe Tage treiben!
Immer wieder, - bevorzugt in EU-Wahlzeiten, - schütteln Politiker und Medienvertreter verständnislos den Kopf über die große Anzahl von Bürgern, denen die EU nichts anderes ist, als ein Bollwerk der Bürokratie, ein Privilegienparadies und Selbstbedienungsladen für eine kleine Schicht von Bevorzugten. Friedensprojekt Europa, Wirtschaftsgroßmacht, militärische Supermacht (dieses eher hinter vorgehaltener Hand) und noch andere solche Worthülsen sollen Sympathie für jenen Moloch erzeugen.
Tatsächlich aber müssen wir zur Kenntnis nehmen, daß gegen den Willen von fast 100% der Bevölkerung gentechnisch veränderte Pflanzen,
(also Nahrungsmittel) mit irreversiblen und katastrophalen Folgen auf Mensch und Natur losgelassen werden, weil es ein paar Konzerne so wollen, daß aus wunderschönen Alpentälern eine Transithölle gemacht wird, an der alles, was bisher dort gelebt hat, zugrunde geht, usw. usf.
Aber es gibt nicht nur “neuen” Horror, den wir der EU zu “verdanken” haben. Es gibt noch immer Beispiele extremster Barbarei in Europa, die nur aus dem Grund Bestand haben, weil das Land, in dem dieser Ungeist “gepflegt” wird, ein großes Land ist. Denn genauso funktioniert diese Union: Eine Handvoll großer Länder entscheidet, was und wie Europa ist. Die übrigen 20 Staaten müssen oder dürfen das mit-und nachvollziehen, wobei selbstverständlich ein paar Krümel vom Kuchen für die Befehlsempfänger in den kleineren Staaten abfallen, damit sie auch in Zukunft brav die Anweisungen ausführen, die sie erhalten.
Eines dieser auserwählten Länder ist Spanien. Vor zwei Jahrzehnten, wirtschaftlich fast noch ein Entwicklungsland und politisch eine faschistische Diktatur, wurde es wie ein Ballon aufgepumpt, um unter Einsatz ärgster Pestizide zur europäischen Gemüsekammer, zum giftgasbesprühten Garten Europas zu werden, den nordafrikanische Wanderarbeiter wie Sklaven pflegen und ernten dürfen, damit von Schweden bis zum Balkan spanisches Gift-Obst und Gift-Gemüse die Regale der Supermärkte verstopft.
Auch wenn es mir nicht schwerfiele, eine “Bestsellerliste” der Grauslichkeiten zu erstellen, ist für mich persönlich das Widerwärtigste am Spanien des 21.Jh. der “Stierkampf”, der noch immer nicht verboten ist. Was heißt verboten! Es gibt nicht einmal eine Initiative oder nur irgendein Bemühen europäischer Institutionen, dieses Spektakel der Grausamkeit, diesen exzessiv ausgelebten Voyeurismus an Tierquälerei und Tiermord vor den Augen tausender vor Begeisterung brüllender Barbaren, zu unterbinden. Als wären im 21.Jh. die Freizeitvergnügungen “Tierjagd und Fischfang” als “Brauchtumspflege” nicht schon schlimm genug. Dieses Abknallen völlig wehrloser Tiere aus der Distanz, um sie dann auszustopfen, dies “sportliche” Herauszerren der Fische an einem Eisenhaken, der sich in ihr Maul gebohrt hat und es in Fetzen reißt, soll ja neben einem enormen Adrenalinkick ein einzigartiges “High-Erlebnis” bzw. Ruhe und Ausgeglichenheit liefern. (”Nur wer es kennengelernt hat, kann hier mitreden”…) Diese völlig unzeitgemäße “Beschäftigung”, wehrlose Lebewesen zu quälen und zu ermorden, ist brutal, grausam, widerwärtig und kann eigentlich nur mehr als pervers bezeichnet werden.
Noch schlimmer als dieser Tiermord abseits der Öffentlichkeit, diese still, heimlich und privat durchgeführte Schlachterei, ist das Quälen und langsame Töten großer, prächtiger Stiere zur Unterhaltung x-tausender pervers-primitiver Zuschauer in riesigen Stadien. Diesem in unserer heutigen Zeit eigentlich unfassbaren Schauspiel nackter Barbarei wird von keiner Seite Einhalt geboten. Jahr für Jahr sind in den Medien die bluttriefenden Bilder und Filme dieses Abschlachtrituals zu sehen. Und nichts ändert sich daran.
Brauchtumspflege sieht für mich anders aus. Gerade Spanien, das sich wegen seiner in vielen Bereichen so fortschrittlichen Gesetzgebung auf die stolze Brust klopft, teilweise sogar zu Recht, bietet immer wieder einer gleichgültigen Weltöffentlichkeit dieses Spektakel des Schreckens zum Zwecke der Belustigung einer nach Blut geifernden Masse.
Und “Europa” schweigt dazu im Sinne von “nicht einmal Ignorieren”. Denn wer oder was in dieser EU die allererste Geige spielt, ist ein ausgeartetes kapitalistisches Wirtschaftssystem, und dieses Notenblatt, von dem gespielt wird, gilt natürlich auch für die Tourismusbranche eines großen Landes wie Spanien.
Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval.
Das Immer-weiter-Fahren Ritual,
Trabanten gleich, die um ein Zentrum kreisen.
Das Fernweh singt die schönsten Weisen.
Die Fremde wird zur Heimat ohne Wahl.
Das Haus der Zeit ist nur für die aus Eisen,
Die in der Erde stecken wie ein Pfahl.
Dahin, dahin, auf windgeführten Gleisen,
Im Schnee, im Regen oder Sonnenstrahl,
Zum Horizont, zuletzt ins dunkle Tal:
Wo alles endet, braucht sich nichts beweisen.
2.Fassung
Denk ich zurück, als wir noch Kinder waren,
Da hielt ich jedes Licht für Sonnenschein.
Das Leben aber fließt im Lauf von Jahren
Gleich einem Flusse, groß und manchmal klein.
Und hält der Geist der Zeit uns gern zum Narren,
So kann es, wenn du willst, ganz anders sein:
Dafür genügt ein herzhaft helles Lachen.
Das bläst die Schatten fort wie Wind den Drachen.
Ob Schiff, ob Zug, im Sturm auf Dromedaren,
Durch Wüsten, Meere, wie es uns gefällt.
Wir reisen und wir reisen um die Welt,
Nach Wladiwostok, zu den Balearen.
Mit Wolken ziehen und mit Vogelscharen,
Tief unter uns liegt manch ein Gräberfeld.
Wenn fern am Horizont die Windfanfaren
Aufspielen, hat sich Traum zu Traum gesellt.
Die einen prassen und die andern sparen,
Damit die nächsten prassen mit dem Geld.
Was kümmert´s uns. Wir schaun zum Himmelszelt
Und wissen, morgen wolln wir weiterfahren.
ps: Neufassung von “Die Reisenden”
Das beste, was es gibt, das sind Oliven,
Ob im Salat, als Öl, das ist egal.
Auch jene, die nicht ganz so gut mehr miefen,
Sind innen kernig, außen jovial.
Und jene, die vor Eitelkeit stark triefen,
Die brauchen um den Hals nicht mal ´nen Schal,
Um lyrisch in den Röhren hinzusinken,
Bevor sie schmierig aus dem Auspuff stinken.
Glaubst du vielleicht, du bist besser, bist schöner und größer als andre?
Schau in den Spiegel und sieh: Häßlich und dumm und ein Zwerg.
Schau ich ins Antlitz der Erde, im Spiegel das Heute betrachtend,
Dann wird mir schmerzlich bewußt: Andere zahlen die Schuld.
Sitzen und warten im stickigen Zimmer,
Zeit tropft langsam, Zeit läuft sich leer,
Durch Wände sickert der Schmerz als Gewimmer,
Regen fällt nieder und fällt so schwer.
Liegen und warten in frostigen Betten,
Warten und Hoffen auf Besserung,
Hoffen und Glauben sind Lügensketten,
Leben als Warten macht Leben zu Dung.
Stehen und Warten an feindlicher Pforte,
Gnädig ist keiner, Hohn heißt die Pflicht,
Als Schlüssel taugen nur selten die Worte,
Und auch Erwartung erfüllt sich nicht.
Gehen und Warten auf staubigen Wegen,
Schwielen am Fuß, doch kein Ziel ist zu sehn,
Blätter im Winde und wieder Regen,
Warten und Warten und kein Verstehn.
O dies endlose Harren
Auf etwas, das niemals erscheint,
Bis der Spiegel bricht durch das Starren,
Und keiner mehr wartet und weint.
für Gerda
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at
Als ich im Kindesalter erfuhr, daß die Menschen in der Jungsteinzeit höchstens 20 Jahre alt wurden, tat sich meine Phantasie, der sonst keine Grenzen gesetzt waren, schwer damit, sich 20jährige Greise vorzustellen, alt und aufgebraucht, den nahen Tod schon in den müden Augen.
Als ich in der Schule mit Statistik konfrontiert wurde, hellte sich die Sache schnell auf. Dies war nur ein statistischer Wert, der deshalb so niedrig war, weil 70% der Neugeborenen das dritte Lebensjahr nicht erreichten. Alte Menschen waren auch in der Jungsteinzeit alt, aber selten anzutreffen.
Seitdem sind viele Jahre die Donau flußabwärts geflossen, aber bis heute kann ich immer wieder in Zeitschriften, ja sogar in Büchern lesen, daß die Menschen in der Jungsteinzeit 20 Jahre, im Mittelalter 30 Jahre alt wurden usw. Und ob ihr es glaubt oder nicht - viele Artikelschreiber wie Leser glauben, daß die Leute mit 30 Jahren “uralt” waren, verwechseln also einen statistischen Mittelwert mit der wirklichen Lebensdauer.
Wie ist soetwas möglich? Daß die Statistik v.a. der Manipulation dient, habe ich an anderer Stelle ausgeführt; hier ist allerdings noch ein anderer Mechanismus am Werk, der darin besteht, “Information” unreflektiert zu tanken, zu speichern und wieder von sich zu geben. Die Menschen denken zuwenig und plappern zuviel nach, nämlich das, was sie im Laufe des Lebens so aufschnappen. Das ein Gutteil davon schlicht Unfug ist, wird ihnen nicht bewußt, weil ihr Bewußtsein nicht als solches funktioniert. Es ist keine (selbst)kritisch agierende Instanz, die jegliche Information verifiziert, bevor sie im Gedächtnis gespeichert wird - ein Gedächtnisfilter gewissermaßen - , nein ihr Bewußtsein ist…ich weiß es genaugenommen nicht, was die meisten Menschen stattdessen im Kopf haben. Vielleicht gar nichts. Aber das ist eine Spekulation.