20jährige Greise
Als ich im Kindesalter erfuhr, daß die Menschen in der Jungsteinzeit höchstens 20 Jahre alt wurden, tat sich meine Phantasie, der sonst keine Grenzen gesetzt waren, schwer damit, sich 20jährige Greise vorzustellen, alt und aufgebraucht, den nahen Tod schon in den müden Augen.
Als ich in der Schule mit Statistik konfrontiert wurde, hellte sich die Sache schnell auf. Dies war nur ein statistischer Wert, der deshalb so niedrig war, weil 70% der Neugeborenen das dritte Lebensjahr nicht erreichten. Alte Menschen waren auch in der Jungsteinzeit alt, aber selten anzutreffen.
Seitdem sind viele Jahre die Donau flußabwärts geflossen, aber bis heute kann ich immer wieder in Zeitschriften, ja sogar in Büchern lesen, daß die Menschen in der Jungsteinzeit 20 Jahre, im Mittelalter 30 Jahre alt wurden usw. Und ob ihr es glaubt oder nicht - viele Artikelschreiber wie Leser glauben, daß die Leute mit 30 Jahren “uralt” waren, verwechseln also einen statistischen Mittelwert mit der wirklichen Lebensdauer.
Wie ist soetwas möglich? Daß die Statistik v.a. der Manipulation dient, habe ich an anderer Stelle ausgeführt; hier ist allerdings noch ein anderer Mechanismus am Werk, der darin besteht, “Information” unreflektiert zu tanken, zu speichern und wieder von sich zu geben. Die Menschen denken zuwenig und plappern zuviel nach, nämlich das, was sie im Laufe des Lebens so aufschnappen. Das ein Gutteil davon schlicht Unfug ist, wird ihnen nicht bewußt, weil ihr Bewußtsein nicht als solches funktioniert. Es ist keine (selbst)kritisch agierende Instanz, die jegliche Information verifiziert, bevor sie im Gedächtnis gespeichert wird - ein Gedächtnisfilter gewissermaßen - , nein ihr Bewußtsein ist…ich weiß es genaugenommen nicht, was die meisten Menschen stattdessen im Kopf haben. Vielleicht gar nichts. Aber das ist eine Spekulation.