Archive for August, 2009

Ein kosmisches Gefühl

Sonntag, August 30th, 2009

Was ich suche und nicht finde,
Findet sich nicht durch Kalkül,
Ist das Sprengen meiner Rinde
Für ein kosmisches Gefühl:
Außerhalb der Körperhülle,
Wo nicht Zeit ist und nicht Raum,
Einzig die totale Stille
Und ein schwarzes Loch als Traum.

Die Wahrheit ist…

Samstag, August 29th, 2009

Morgens stieg ich auf den Hügel,
Unter mir das weite Land,
Neben mir, entblößt, ein Spiegel,
Wo zuvor ein Kreuz wohl stand.
Dachte an ein Gipfel-Feuer;
Als ich in den Spiegel schaute,
Traf mein Blick ein Ungeheuer,
Bös und häßlich, daß mir graute.
Bin ins Tal hinab gestiegen,
Hab dort wie bisher gelebt,
Unter Menschen, wo mit Lügen
Jeder Spiegel wird verklebt.

Seelen

Sonntag, August 23rd, 2009

Wollt ihr hören, was ich sah,
Soll ich es erzählen?
Nicht im schwarzen Afrika,
Nein, in euren Seelen
Hab ich weit umhergeblickt.

Manche waren angeräumt,
Platz gab´s nicht zum Stehen.
Welten schafft, wer Welten träumt,
Blinde lernen sehen,
Wenn die Uhr im Herzschlag tickt.

Manche waren grau und kahl
Wie Gefängniszellen,
Wo die Türen sind aus Stahl.
Fertig zum Zerschellen,
Ist der Mensch, der sich nur bückt.

Eine aber war wie Licht,
Nah zugleich und ferne.
In ihr reines Angesicht,
Heller noch als Sterne,
Schaute ich zutiefst beglückt.

Der Garten *

Samstag, August 22nd, 2009

Manche suchen lebenslang nach Sinn,
Gehn dafür auf endlos lange Fahrten,
Manche strampeln einzig nach Gewinn,
Machen sich und andre zu Genarrten,
Während ich meist schon zufrieden bin,
Wenn ich weilen kann in meinem Garten:
Blumen, Sträucher und auch ein paar Bäume,
Vögel, Frösche, Käfer, Schmetterlinge
Schaffen mir ein kleines Reich der Träume,
Sind für mich des Lebens wahre Dinge

*für Gerda

Die weiße Straße

Mittwoch, August 19th, 2009

Ja, wenn wer sagt, du bist nicht mehr zu retten,
Dann laß solch Worte ruhig weiterziehn.
Vor dir liegt eine Straße Kokain,
Auf der sich alle Hürden haltlos glätten.

Da kannst du deine Seele drauf verwetten.
Da fährst du schneller ab als mit Benzin.
Da hellt sich auf das Dunkel in den Städten,
Weil die Gedanken wie Komenten glühn.

Das Leben ist ein Tier in Eisenketten,
Und Zeit brennt schneller als ein Zeppelin.
Horch, von den Dächern kräht der Muezzin,
Und voll verstopft sind ringsum die Toiletten.

2.Fassung

Der Fluß*

Dienstag, August 18th, 2009

Ich schau durchs Fenster auf den machtvoll breiten Strom,
Weiß nichts von seinem Ursprung oder seinem Münden,
Schau hoch zum Himmel, diesem endlos blauen Dom,
Wo Wolken formlos Walzer tanzen mit den Winden.

Oft sitze ich im Schilf des Ufers stundenlang,
Wo die Gedanken treiben in den Wellen. Heute
Wie gestern. Schwalben sausen auf Insektenfang.
Mich aber zieht es rüber auf die andre Seite.

Ich schau durchs Fenster, Land und Fluß sind grau, sind trüb,
Hör Regentropfen rhythmisch an die Scheiben schlagen.
Es ist mir gleich, ob Niederlage oder Sieg,
weil ich bereit bin, noch das Äußerste zu wagen.

* für Gerda

Kind und Keller

Donnerstag, August 13th, 2009

Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter, in den häßlich schwarzen Schlund,
Dort, wo sich alles Böse sammelt und
Mit roten Augen auf mich starrt, bereit

Nach mir zu schnappen wie ein scharfer Hund
Mit spitzen Zähnen, voller Grausamkeit.
Ich fühle den Verlust von Sinn und Grund,
Indes die Angst entfesselt in mir schreit.

Ich mache Licht: In blanker Deutlichkeit
Hängt da der Nachbar mit gespreiztem Mund
Am Strick, so einsam wie ein Vagabund,
Die Zunge wie ein angekohltes Scheit.

2.Fassung

Im Lyrikforum

Dienstag, August 11th, 2009

Glaub mir, diese Allesgneißer,
Besserwisser, kleinkariert,
Aber große Maulaufreißer,
Sind so sehr auf dich fixiert,
Weil ein kranker Neid sie frißt;
Selbst nicht fähig, was zu schaffen
Außer Humbug oder Mist,
Blöken sie wie Schweißfuß-Laffen.
Deshalb laß dich nicht verdrießen,
Mach dich einfach resistent.
Geht das nicht, dann mußt du schießen
Rücksichtslos und konsequent.
Und ist jeder Schuß ein Treffer,
Ätz die Wunden noch mit Pfeffer.

Die Zeit fließt

Mittwoch, August 5th, 2009

Tage gehen, Tage kommen,
Und was bleibt, ist ohne Halt,
Bilder, scharf erst, dann verschwommen,
Spiegeln flüchtig die Gestalt,
Die ich bin, im Kopf benommen,
Fiebert alles heiß und kalt,
Und das Herz schlägt ganz beklommen,
Und das Ich wird zu Asphalt.

Die Eisprinzessin

Dienstag, August 4th, 2009

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick.
Nicht nach dem zweiten, aber nach dem dritten
Erkannte ich, du bist das wahre Glück.
Bist Berg und Tal zugleich und auch der Schlitten.

Allein durch dich hab ich so tief gespürt
Wie nie zuvor. Du öffnest jede Pforte,
Die in den Dom geheimer Lüste führt,
Wo leer und nichtig lümmeln rum die Worte.

Doch gehst du fort, dann geht´s mir schrecklich mies.
Dann kratzen meine Finger über Wände.
Und immer schlimmer wird der Zustand, bis
Sich endlich wieder fassen unsre Hände.

Du hast aus mir den letzten Hund gemacht,
Läßt mich in Kälte und Verzweiflung münden,
Daß jede Körperfaser fiebert, kracht,
Wenn ich durch Straßen renne, dich zu finden.