Poesie im Netz ?
Alle rennen wie verrückt,
Um im Netz zu leben,
Und sie fühln sich voll beglückt,
Wenn sie dort fest kleben.
Die Zeit, sie läuft vor uns daher,
Und wir, wir wollen mit.
Doch jene, die da wolln nicht mehr,
Die kriegen einen Tritt
Von hinten in den Arsch verpaßt.
Als ich vor ein paar Monaten eine Exkursion im Netz machte, Anfänger der ich war, um die Orte der Poesie aufzusuchen, da fand ich mancherlei, das meiste von schlichten Gemütern, verfaßt für noch schlichtere Gemüter. Aber ich muß leider gestehen, ich fand nichts, das den Namen “Zeitgenössisches Gedicht” auch wirklich verdiente. Gut, dachte ich, die Oberfläche des WWW ist nahezu unendlich groß, Platz genug also für den ganzen Müll, an dem der Planet schon halb erstickt ist und bald ganz zu ersticken droht.
Als ich nun vor ein paar Wochen eine Exkursion ins Netz machte, um neuerlich die Orte der Poesie aufzusuchen und wenn möglich, auch zu finden, dieses Mal ein bißchen weniger Anfänger, da fand ich vielerlei. Und je mehr ich schaute, umso mehr sah ich, aber was ich sah, war genauso unbefriedigend wie bei meiner ersten Exkursion; weder Brüder noch Schwestern im Geiste der Poesie traf ich an, sondern eine verbale wie virtuelle Masse raubte mir den Atem und das Vergnügen. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: All den lieben Leuten, die da Gedichte schreiben und ins Netz stellen, sei eines gesagt: Gut gemacht und Weitermachen. Aber diese Texte sind keine zeitgemäße Lyrik, die gegenwärtig auch in keinen Büchern zu lesen ist, sondern Tagebucheintragungen in Vers und Strophe.
Sagt mir jetzt nicht, dies sei die Essenz von Web 2, daß jeder den eigenen Beistrich in der Unterhose nicht nur fabriziert, sondern ihn auch gleich dazu im Netz publiziert, soviel habe ich nämlich auch schon begriffen, nur interessiert es mich einen feuchten Dreck, denn das Öffentlichmachen der eigenen Nichtigkeit macht diese noch lange nicht zur Wichtigkeit, auch wenn die virtuelle Illusion lebt, daß dem so sei. Die versfabrik.at produziert zeitgenössische Gedichte, für Freunde echter Lyrik. Wie heißt es so schön: Jedem das Seine und allen das Nichts.