Dichterfantasie

Juni 11th, 2011

Ach, ich wär so gerne so was wie ein Dichter.
Möchte meine Wörter auf den Bildschirm rotzen,
Daß die Pickel nächtens leuchten wie Laternen,
Von den Käsestangen in verlausten Votzen,
Die den Juckreiz auserwähln zum höchsten Richter,
Über Schweißfußkämpen in Kausalkasernen,
Möcht ich meine Wörter in die Netze kotzen.

Täter gesucht

Juni 6th, 2011

Erst schleiften sie die Gurken vor das Strafgericht.
Die waren schuldlos, wurden freigesprochen.
Jetzt sind die Sprossen dran, der Mensch braucht ein Gesicht.
Nur haben leider auch die Sprossen nichts verbrochen.
Das geht doch nicht, wir brauchen schleunigst einen Täter,
Ganz gleich, ob´s die Karotte ist, vielleicht Tomaten,
Wir brauchen ihn sofort, schon kläffen laut die Köter,
Daß die Experten Blender sind und hilflos raten,
Derweil bei den Betroffenen der Stuhl durch die
Gedärme rast wie eine Lok so schnell wie nie.

Die Traumfrau

Juni 3rd, 2011

Das Reich der Träume ist wild und weit.
Kein Grenzzaun steht. Am Horizont
Öffnet der Regenbogen sein Tor.

Hier hausen seltsam fremde Wesen.
Es leben die Räume. Und die Zeit
Ist glatt rasiert und bärtig zugleich.

Und mitten in diesem wüsten Treiben
Seh ich das Mädchen mit winkendem Arm
Und einem Lächeln, das Jugend heißt,

Und Augen funkelnd wie Edelgestein.
Kaum ruf ich laut, da wendet es schnell
Mir den Rücken zu und eilt hinfort.

Durch Leibergewühl in düsteren Gassen,
Der Schönen folgend, die mir entflieht
Leichten Fußes durch ein Labyrinth

Aus endlos engen Schächten, grell
Öffnen sich Mäuler in den Wänden,
Und borstige Zungen schlängeln heraus,

So flieg ich dahin als wär ich der Wind,
Dem Mädchen, der Liebe, dem Leben nach,
Von Schatten verfolgt und Nachtgeziefer.

Und hat meine Hand dich endlich berührt,
Dann dreht dein Gesicht sich langsam herum,
Mit Augen aus Glas, und die Haut ist Stroh.

Wenn das Blut spritzt (Satire)

Mai 15th, 2011

Er schläft schon. Sag, bist du bereit,
Den Job zu übernehmen.
Nur durch die Tat kommt unsre Zeit.
Du brauchst dich nicht zu schämen.

Los, nimm zur Hand die Säge
Und wirf den Motor an.
Komm, Liebes, komm, zerlege
Jetzt deinen Ehemann.

Den Kopf wirf gleich zum Fenster raus.
Der Rest ist für den Hund.
Dann fackeln wir noch ab sein Haus
Und machen Schiefes rund.

Schon in der Schule sagen sie:
Was anfängt, nimmt ein Ende.
Und dafür ist es nicht zu früh.
Vergiß nicht seine Hände.

Ich hab das Ganze auch auf Bild.
Mensch, Liebes, du warst gut.
Ich werd so geil, ich werd so wild,
Wenn Blut voll spritzen tut.

10.Mai

Mai 10th, 2011

Der Kirschbaum vorm Fenster hat heuer nur kurz geblüht.
Die Gärten dahinter sind voller Zecken auf zwei Beinen.
Durch die Luft sausen Schwalben und eine Wolke zieht
Von Osten nach Westen und fängt plötzlich an zu weinen,
Während in meinen Gedanken die Sonne rot glüht.

In jede Richtung

Mai 7th, 2011

Ich schau nach links und sehe nichts, was mir gefällt.
Ich schau nach rechts, wo Regimenter von Soldaten
In Reih und Glied marschieren für solch faule Taten,
Die einen Ursprung haben, und der nennt sich Geld.
Ich schau nach vorne, spür die Sonne heller strahlen
Als je zuvor. Die Wüste wächst in jedem Ding.
Ich schau zurück und hör die Toten sagen: Sing
Die alten Lieder, such am Strand nach Muschelschalen.

An einem dieser Nachmittage

April 24th, 2011

An einem dieser Nachmittage,
Wenn Zufall alles kontrolliert,
Da krachte aus dem Lot die Waage.
Ich hab´s in jedem Nerv gespürt,
Daß nichts mehr war wie kurz zuvor.

Der Regen trommelt an die Scheiben
Wie Fingerknöchel an die Tür
Und zwingt mich, wo ich bin, zu bleiben:
Im Teehaus, aber nicht bei mir.
In den Gedanken irgendwo

Weit draußen auf dem Feld der Lügen,
Wo eine Schlacht die nächste zeugt,
Wo Wörter stürzen, statt zu fliegen,
Ein Stiefel deinen Rücken beugt,
Als Zeichen, Zeugnis und als Lohn.

Karfreitag (T)

April 23rd, 2011

Über den Dächern
Dehnt sich nachtschwarz der Himmel
Des Windes Atem
Stockt. Kein Laut ist zu hören.
Und die Räder der Zeit stehn
Eine Minute lang still.

Petrus (T)

April 19th, 2011

HInter dem Zaun kräht
Ein Hahn. Es ist neun Uhr und
Ich frage mich, ob
Judas oder Petrus der
Schlimmere von beiden war.

11.4.11

April 11th, 2011

Es ist nicht das, was wir stets wollen und nicht kriegen,
Das mich so fertig macht. Ich sitze im Cafe,
Hab vor mir aufgeschlagen eine Zeitung liegen,
Sodaß ich lese, dann den Kopf zur Seite dreh.
Ich muß an Japan denken, kann die Not nicht fassen,
Und ein System, das sich ergötzt an trüben Tassen.