Bäume (T)

September 6th, 2019

Am Wegrand standen
Pappeln, als ich ein Kind war,
Und Kastanien
Waren die Hüter einer
Kleinen Kapelle. Vorm Haus
Wuchs ein Birnbaum, weiß blühend
Vor allen andern. Viel Zeit
Ist seither vergangen. Doch
Manchmal träume ich
Vom Klettern in den Zweigen.

Vorm Fenster späte Rosen

August 31st, 2019

Vorm Fenster späte Rosen
Die Birke trägt heut gelb
Am Himmel Krähen
Voll Hohn ihr Geschrei
Ein roter Maulwurf
Gräbt in Gedanken ein Schloss
Zwischen die Wolken nachts
Wenn der Mond erwacht
Suche ich in den Winkeln
Vergessener Tage
Nach Spuren im Staub

Banditen (TS)

August 23rd, 2019

Der Mond, der alte Gauner, will nicht beichten,
Versteckt sich hinter Wolken, daß der ganze
Geblähte Himmel aussieht wie ´ne Wanze
Mit roten Lippen, die die Luft befeuchten.

In gelben Gummistiefeln gehn die Stunden
An mir vorbei, hinab die Stufen in
Den Keller, gehn zu Ende. Kein Gewinn
Für mich, nur närrisches Gebell von Hunden.

Am Trottoir versammeln sich Passanten
Und lachen sich die vollen Augen leer.
Wir gleiten durchs Gewühl auf weichem Teer.

Die Ruder schlagen Wellen, Konsonanten
In hohle Köpfe, dann folgt Körperpflege
Mit stumpfem Hackebeil und Motorsäge.

Die Trauerweide

August 10th, 2019

Der Baum ist eine alte Trauerweide,
An deren Stamm gelehnt ich gerne sitze,
Am Abend, wenn die Sonne rot vor Freude
Den Horizont verfärbt in eine Pfütze.

Der Wind spielt mit den Zweigen, mit den Haaren,
Und fern im Osten steigt ein schlanker Mond.
Ich hör die Grillen, denk nicht an den Narren,
Der lange schon in den Gedanken wohnt.

Die Füße baumeln in den kühlen Wellen
Des großen Stroms. Am andern Ufer blinkt
Ein Lichtermeer. Die Stadt der Spießgesellen,
Derweil das Dunkel lautlos auf mich sinkt.

Ein Käuzchen schreit. Ich habe nichts zu sagen.
Im Wasser treibt ein unbemannter Kahn.
Für Augenblicke kann ich alles tragen.
Sogar den Menschenmob in seinem Wahn.

Strandparty

August 3rd, 2019

Zu Schlagzeug und Gitarrenriffs versinkt
Am Horizont die Sonne in den Wellen.
Ich lehne an der Bar, ein jeder trinkt.
Im Wasser johlen braungebrannt Gazellen.

Mit Reaggy-Rhythmen, Rum und frischem Pot
Wird aufgetanzt vorm Schnäbeln wie die Tauben.
Dem Nachher, dem Entspannen dient ein shot.
Ich gleite ab. Ich hör die Stunden schnauben

Und wache auf, von fern her heult ein Köter
Zum Mond. Der Strand ringsum ist menschenleer.
Die Schuhe weg. Doch daran denk ich später.
Jetzt gibt es mich nur und das weite Meer.

Komm, laß uns träumen *

Juli 20th, 2019

Bei Sonnenaufgang im taufeuchten Gras:
Einen Kranz Margeriten möchte ich
Dir flechten ins bernsteinfarbene Haar.

Auf Haselflöten spielt der Wind,
Aus dem Süden kommend. Bunte Spechte
Trommeln auf Buchen den Takt für uns.

Komm, reich mir die Hand. Komm, tanzen wir
Zwischen Himmel und Erde. Fast schwerelos
Wirbeln wir aus dem Schatten der Zeit.

Dein bernsteinfarbenes Haar im Wind;
Deine Augen sind Monde im nächtlichen Teich;
Deine Lippen, so zart und weich wie Schnee,
Und doch beim Küssen wie Flammen so heiß.

Komm, lass uns rasten am Waldesrand,
Auf dem kühlen Laub der Seligkeit,
Und träumen die Welt ohne Horizont.

*für Gerda

Schau der volle Mond (H)

Juni 18th, 2019

Schau der volle Mond
Treibt hilflos auf seiner Bahn
Laß ihn uns befrein

Sonne, Mond und Wellen *

Juni 12th, 2019

Komm, lass uns doch für eine Weile plauschen,
Gleich hier, nur du und ich, von Mund zu Mund.
Hörst du die Wellen in den Ohren rauschen
Bei all dem Schweigen ringsum ohne Grund.

Siehst du am Horizont die Dromedare
Nach Norden ziehn, zu einem kühlen Ort.
Dort meißeln Männer das Gesicht der Jahre,
Und tausend Zäune trägt ein einzig Wort.

Wir wollen lieber in den Dünen bleiben,
Am Meer, und wenn die Sonne untergeht,
Beginnen wir im Dunklen fortzutreiben,
Indes ein voller Mond am Himmel steht.

* für Gerda

Status

Juni 2nd, 2019

Die Jahre, die vergangen sind,
Die hatten spitze Zähne.
Heut bin ich beinah taub und blind,
Es gibt auch keine Pläne

Für jenen Sumpf, der vor mir liegt,
Für aufgedrehte Münder.
Ich seh das Leben, wie es flieht.
Ich seh die stumpfen Kinder.

Ich drehe mich herum im Kreis,
Ich kann die Krankheit riechen.
Ich spüre es noch mehr, ich weiß
Wer leben will, muss kriechen.

Mohn (T)

Mai 30th, 2019

In meinen Schläfen
Wurzelt der Mond der volle
Doch an den  Lippen
Friert der Tau zu spitzem Eis
Und bohrt sich tief in das Herz