Herbstgefühl *

Mürb schon fällt das Kleid der Bäume,
Nebel lagern auf Asphalt,
Heftig klopft ans Tor der Träume
Eine schreckliche Gestalt.
Schnell noch füllen wir die Scheune,
Denn die Sonne wird schon alt,

Ist so müde, will nicht lachen,
Schenkt den Tagen wenig Licht,
Flinten, die in Wäldern krachen.
Tier schaut Mörders Angesicht.
Lang ist´s her, da stiegen Drachen
Hoch hinauf ins Wolkendicht.

Kinder spielten “Fang die Bösen”
Damals, Hoffnung gab es noch.
Abends am Kamin beim Lesen
Luft nach Tannenzapfen roch,
Mutter fegte mit dem Besen,
Mutter war zugleich der Koch.

Jahre purzeln über Stiegen,
Und auf Krücken geht die Scham.
Bettler nah am Rinnstein liegen,
Nachricht aus dem Vatikan:
Ja, es war der Herr der Fliegen,
Der den Mensch besuchen kam.

Gehn zum Friedhof krumme Frauen,
Bange Lippen murmeln: Wer
Wird wohl unsre Gräber bauen?
Ausgestopft der letzte Bär.
Morgens steigt ringsum ein Grauen
Morgen sind auch wir nicht mehr.

* Aus der Vorzeit der versfabrik

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