November 24th, 2008
Mir scheint, mit jedem Tag, der neu beginnt,
Läßt eines immer schärfer sich erkennen,
Daß nämlich alle Menschen schneller rennen,
Und dabei dennoch einer nur gewinnt.
Mir scheint, mit jedem Tag, der schon vergangen,
Wird eines immer stärker mir bewußt
Und mehrt den ohnehin schon großen Frust,
Daß wir allein zum Schlechteren gelangen.
Und schaue ich nach vorne und zurück,
Dann wünsche ich mich ohne Zögern weit
Und maßlos fern in die Vergangenheit,
Denn keine Zukunft offenbart der Blick
Dem Individuum, wie es einst war,
Und allen Einzelwesen der Natur,
Stattdessen eine Kreatur,
Fürs Netz geeicht, als Standardexemplar.
Da Wünschen keinem noch geholfen hat,
Verweile ich am liebsten noch in Träumen,
Dort treibend mit dem Wind in alten Bäumen
Und unter Sternen, fern von jeder Stadt.
Denn Leben heißt, wie schon gesagt, Verlieren,
Und jeder, der gewinnt, ist bloß ein Dieb.
Und nur noch Leere bleibt uns noch zu spüren,
Und die ist überall und immer trüb.
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November 23rd, 2008
Ich bin ein Freak, ein echter Freak bin ich,
Bin Schizo, Narr und Neger in Person,
Hab einen Kopf, so rund wie ein Ballon,
Darin Gedanken, doch nicht bürgerlich.
Die blöde Glotzerei, was kümmert`s mich,
Wenn ich die Nacht durchflieg auf wildem Mohn.
Ich bin ein Freak, ein echter Freak bin ich,
Bin Schizo, Narr und Neger in Person.
Ihr seid die Masse ohne Punkt und Strich.
Ihr seid die Norm, die Null, die Nation,
Der Menschenmüll, der sich für Hurenlohn
Verkauft. Ihr seid ganz einfach widerlich.
Ich bin ein Freak, ein echter Freak bin ich,
Bin Schizo, Narr und Neger in Person.
* für Gerda
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November 23rd, 2008
Er reißt die letzten Blätter von den Bäumen,
Der Sturm. Durch Gassen fliegt manch ein Toupet.
Die so Entblößten jodeln laut: Oh Weh!
Der Dichter denkt, was soll ich darauf reimen?
Daß die enthemmten Winde gröhln und greinen.
Das nervt die Tante, wenn sie schlürft Kaffee.
Er reißt die letzten Blätter von den Bäumen,
Der Sturm. Durch Gassen fliegt manch ein Toupet.
Jetzt werfen Dächer gar mit Ziegelsteinen
Und kümmern einen Dreck sich um Fairplay.
Das alles ist doch nichts als ein Klischee.
Die Wolken ziehen Fratzen in den Träumen.
Er reißt die letzten Blätter von den Bäumen,
Der Sturm. Durch Gassen fliegt manch ein Toupet.
* für Gerda
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November 20th, 2008
Leute trinken Bier in Schenken,
Trinken lärmend Stund um Stund,
Bis sich gelbe Nebel senken,
Die Gedanken sich verrenken,
Was ist eckig und was rund.
Vor dem Strich noch einen Klaren
Und dann torkelnd Richtung heim,
Mit dem Auto Schleifen fahren,
Staub und Schweiß von toten Jahren
Kleben an mir zäh wie Schleim.
Kann nicht eure Sprache teilen,
Nicht das Maß und nicht die Zeit.
Stecke zwischen spitzen Keilen,
Im Gewind von Drähten, Seilen
Alles Nahe scheint so weit.
Bin in meiner Haut gefangen
Und die ist mir viel zu eng.
Trotz der Trauer auf den Wangen
Mündet jeglich Unterfangen
In der Kluft von aber - wenn.
Einmal mich im andern finden
Und das andere in mir:
Wie des Baumes morsche Rinde
Fiele Haut. Und mit den Winden
Wandle ich mich rück zum Tier.
Leute taumeln durch ihr Leben,
Ohren taub, die Augen blind,
Hände zittern, Lippen beben,
Und zu Hause weint ein Kind.
*aus d. Vorzeit der Versfabrik, geschrieben 1994
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November 18th, 2008
Ich reime Verse, Strophen zum Gedicht,
Das heißt, ich bin auch Maler, Musikant,
Bin höflich meistens, manchmal provokant,
Vor allem hab ´ ich Augen im Gesicht,
Die schaun ins Dunkel und sie schaun ins Licht,
Und was sie sehen, bleibt nicht ungenannt.
Ich reime Verse, Strophen zum Gedicht,
Das heißt, ich bin auch Maler, Musikant.
Solang der Bube noch den König sticht,
Bleib ich den Eierköpfen unbekannt,
Doch nur wer schwimmt, gewinnt schlußendlich Land,
Und alles andere ist bloß Gerücht.
Ich reime Verse, Strophen zum Gedicht,
Das heißt, ich bin auch Maler, Musikant.
* für Gerda
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November 17th, 2008
Der Mann, der morgens mit der Bohrmaschine
Den Leuten Löcher in die Köpfe macht,
Und manchmal kommt er auch im Traum zur Nacht,
Ist ein Produkt aus der Humanlatrine.
Längst taub vom Lärm, mit öliger Routine
Geht er ans Werk, als ging´s zur letzten Schlacht,
Der Mann, der morgens mit der Bohrmaschine
Den Leuten Löcher in die Köpfe macht.
Er bohrt und bohrt mit irr verzerrter Miene,
Mit Stoppel im Gesäß und Klempner-Tracht,
Sodaß das Fundament der Erde kracht,
Wie eine ausgehöhlte Konkubine.
Der Mann, der morgens mit der Bohrmaschine
Den Leuten Löcher in die Köpfe macht.
*für Gerda
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November 11th, 2008
Im Traum auf weiten Wiesen Blumen pflücken,
Zu einem Kranz sie flechten für dein Haupt,
Wild duftend, daß es dir die Sinne raubt,
Wenn alle Gräser tanzen voll Entzücken.
Natur in jede Richtung, die wir blicken,
So unberührt, daß es kein Mensch mehr glaubt.
Im Traum auf weiten Wiesen Blumen pflücken,
Zu einem Kranz sie flechten für dein Haupt.
Und rasten, wo die Amseln uns beglücken,
Am Waldrand, unter Bäumen dicht belaubt.
Fern liegt die Stadt, voll Wahnsinn und verstaubt,
Mit Menschen, die wie Automaten ticken.
Im Traum auf weiten Wiesen Blumen pflücken,
Zu einem Kranz sie flechten für dein Haupt.
*für Gerda
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November 11th, 2008
Ob bewußt oder unbewußt, die Sprache, genauer die Wortwahl entlarvt die Diener und ihre Herren. Denn ganz gleich welcherart die Medien auch sind, ob TV, Rundfunk, Bürgerblätter oder Boulevard: Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter rausschmeißen, und das in Massen, dann wird vom “Freisetzen” oder “Freistellen” der “Arbeitskräfte”, nicht der Arbeiter, geschrieben und gefaselt, pardon, gesprochen, so ist die Wortwahl in den Medien, fabriziert von deren Lohn-bzw. Knechtschreibern, den Journalisten. In diesem Umfeld der eierköpfigen Unintelligenz klingt ja Personalabbau beinahe schon kritisch. Die Vernebelung der Tatsachen mittels Sprache, die Verniedlichung unangenehmer Wahrheiten durch Verwendung unangebrachter Begriffe, so lange, bis sie im kollektiven Bewußtsein der Masse fest verankert sind, dadurch erfüllen die Journalisten bewußt, nicht selten unbewußt, ihre von ihnen erwünschten, ja, geforderten Handlangerdienste.
Daß die Propaganda-Abteilungen der Unternehmer und Wirtschaftsbosse, die Medien nämlich, diese Funktion nicht nur freiwillig übernehmen, daß sie sich richtiggehend an den Hals der “Wirtschaftseliten” schmeißen, liegt nicht in dem Umstand begründet, daß diese sie finanzieren, denn das tun die Konsumenten der Medien nicht minder - aber was wiegt der Konsument, solange er nur brav konsumiert und dabei das Hirn ausgeschaltet läßt - es liegt vielmehr im menschlichen Charakter begründet, der sich nach einem Jahrhundert kapitalistischer Konditionierung in eine moralische Kloake verwandelt hat.
Neid, Gier, Geiz und schrankenloser Egoismus gelten heute als Tugenden, werden beworben und beweihräuchert; wohingegen jegliche soziale Ausprägung als Schwäche verhöhnt wird. Daran wird auch die gegenwärtige Krise des Systems nicht das Geringste ändern, im Gegenteil, die Staaten schaufeln mit Baggern Summen in den Schlund des Marktes, die zuvor nicht einmal denkmöglich waren. Und die Medien tun das, was sie die längste Zeit getan haben: Die Leute für blöd verkaufen, und die Leute lassen sich gern für blöd verkaufen, denn die Wahrheit ist ihnen zwar zumutbar, aber von ihnen selbst unerwünscht weil unbequem. Und das genügt, sie irgendwo unauffällig zu entsorgen.
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November 10th, 2008
Am Trottoir verkehren Leder-Huren,
Umkreist vom Freierpack in Limousinen,
Passanten stinken von Kanaltribünen,
Der Lärm schlägt in die zähe Luft Blessuren.
Die Hausfassaden tragen Staubfrisuren.
Der Horizont ist brüchig wie Ruinen.
Am Trottoir verkehren Leder-Huren,
Umkreist vom Freierpack in Limousinen.
Aus Fenstern glotzen blinde Kreaturen,
Hinab auf einen Strom von Blechsardinen.
Darüber bauchen gelbe Wolkendünen.
Laternen krümmen sich wie Zeitskulpturen.
Am Trottoir verkehren Leder-Huren,
Umkreist vom Freierpack in Limousinen.
*für Gerda
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November 2nd, 2008
Sie drücken deinen Kopf in Pisse-Eimer
Und malträtieren dich wie sonst wohl keiner.
Mit Stiefeln treten sie dir in den Magen
Und machen Witze über Schmerz und Klagen;
Sie brechen jeden Knochen dir im Leib
Und fabrizieren aus dem Mann ein Weib.
In Eisen fesseln sie die Hände auf den Rücken,
Um dein Gesicht dann in den Staub zu drücken.
Und liegst du ohne Gegenwehr im Kot,
Dann pendelt ihre Welt zurück ins Lot.
Sie reißen aus das Haar dir büschelweise,
Und wenn du stöhnst und wirst nicht leise,
Dann heißt es: Knüppel raus, der will noch mehr.
Aufs Maul damit, drescht ihm die Kiefer leer.
Sagt einer: Holt doch heißgekochte Fetzen.
Der Doktor meint, ihn nicht zu Tod verletzen.
Ach was, dem schneiden wir die Därme raus
Und stopfen sie für unsre Omis aus.
Zu Hause geben sie den braven Vater
Und haben sie vom Saufen einen Kater,
Dann schnappen sie sich schnellstens frische Beute,
Sie, der Gesellschaft legitime Meute.
Ihr ganzer Stolz ist ihre Uniform
Und in ihr ist ihr Handeln stets konform.
Sie hetzen dich erbarmungslos wie Vieh,
Und du entwischst ihnen schlußendlich nie.
Und siehst du einen Ausweg nur geblieben,
Dann rennst du wie verrückt hinauf die Stiegen,
Zum Fenster raus. Und Schluß im Schmutz der Gassen,
Dort kriegt dich keiner lebend mehr zu fassen.
*Das Gedicht stammt aus d. Vorzeit der versfabrik.at, es wurde 1989, also vor fast 20 Jahren verfaßt;
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