Medien und Markt

Ob bewußt oder unbewußt, die Sprache, genauer die Wortwahl entlarvt die Diener und ihre Herren. Denn ganz gleich welcherart die Medien auch sind, ob TV, Rundfunk, Bürgerblätter oder Boulevard: Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter rausschmeißen, und das in Massen, dann wird vom “Freisetzen” oder “Freistellen” der “Arbeitskräfte”, nicht der Arbeiter, geschrieben und gefaselt, pardon, gesprochen, so ist die Wortwahl in den Medien, fabriziert von deren Lohn-bzw. Knechtschreibern, den Journalisten. In diesem Umfeld der eierköpfigen Unintelligenz klingt ja Personalabbau beinahe schon kritisch. Die Vernebelung der Tatsachen mittels Sprache, die Verniedlichung unangenehmer Wahrheiten durch Verwendung unangebrachter Begriffe, so lange, bis sie im kollektiven Bewußtsein der Masse fest verankert sind, dadurch erfüllen die Journalisten bewußt, nicht selten unbewußt, ihre von ihnen erwünschten, ja, geforderten Handlangerdienste.
Daß die Propaganda-Abteilungen der Unternehmer und Wirtschaftsbosse, die Medien nämlich, diese Funktion nicht nur freiwillig übernehmen, daß sie sich richtiggehend an den Hals der “Wirtschaftseliten” schmeißen, liegt nicht in dem Umstand begründet, daß diese sie finanzieren, denn das tun die Konsumenten der Medien nicht minder - aber was wiegt der Konsument, solange er nur brav konsumiert und dabei das Hirn ausgeschaltet läßt - es liegt vielmehr im menschlichen Charakter begründet, der sich nach einem Jahrhundert kapitalistischer Konditionierung in eine moralische Kloake verwandelt hat.
Neid, Gier, Geiz und schrankenloser Egoismus gelten heute als Tugenden, werden beworben und beweihräuchert; wohingegen jegliche soziale Ausprägung als Schwäche verhöhnt wird. Daran wird auch die gegenwärtige Krise des Systems nicht das Geringste ändern, im Gegenteil, die Staaten schaufeln mit Baggern Summen in den Schlund des Marktes, die zuvor nicht einmal denkmöglich waren. Und die Medien tun das, was sie die längste Zeit getan haben: Die Leute für blöd verkaufen, und die Leute lassen sich gern für blöd verkaufen, denn die Wahrheit ist ihnen zwar zumutbar, aber von ihnen selbst unerwünscht weil unbequem. Und das genügt, sie irgendwo unauffällig zu entsorgen.

Leave a Reply