Gefangen*

Leute trinken Bier in Schenken,
Trinken lärmend Stund um Stund,
Bis sich gelbe Nebel senken,
Die Gedanken sich verrenken,
Was ist eckig und was rund.

Vor dem Strich noch einen Klaren
Und dann torkelnd Richtung heim,
Mit dem Auto Schleifen fahren,
Staub und Schweiß von toten Jahren
Kleben an mir zäh wie Schleim.

Kann nicht eure Sprache teilen,
Nicht das Maß und nicht die Zeit.
Stecke zwischen spitzen Keilen,
Im Gewind von Drähten, Seilen
Alles Nahe scheint so weit.

Bin in meiner Haut gefangen
Und die ist mir viel zu eng.
Trotz der Trauer auf den Wangen
Mündet jeglich Unterfangen
In der Kluft von aber - wenn.

Einmal mich im andern finden
Und das andere in mir:
Wie des Baumes morsche Rinde
Fiele Haut. Und mit den Winden
Wandle ich mich rück zum Tier.

Leute taumeln durch ihr Leben,
Ohren taub, die Augen blind,
Hände zittern, Lippen beben,
Und zu Hause weint ein Kind.

*aus d. Vorzeit der Versfabrik, geschrieben 1994

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