Der Horizont *

Oktober 16th, 2014

Mit roter Tinte auf Papier
Schreibe ich aus tiefstem Grund:
Du bist mein Kapitän,
Mein Anker und mein Boot.

Ein schäbiges Hotel, die Stufen steil,
Das Zimmer eng, tote Fliegen sprenkeln
Die Wände. Auf dem Nachttisch
Brennt eine Kerze, neben dem Besteck

Ein leeres Briefchen, Zigaretten,
Die Glock mit vollem Magazin.
Eingeweide hängen
Aus der Matratze. Ich liege

Auf dem Rücken, starre zur Decke.
Geschminkte Gesichter glotzen zurück.
Die Münder schwarze Löcher,
Durch die der Himmel, sternenklar,

In meine Brust sickert. Der Schweif
Des Kometen wandelt sich zum Lied:
Du bist mein Kapitän,
Mein Anker und mein Boot.

Wie durch Nebel, in dem der Wind schläft,
Dringt Stimmengemurmel ans Ohr.
Fäuste klopfen gegen Holz. Sekunden
Frieren zu Eis, Gletscher kalben.

* für Gerda

18.September 2014

September 19th, 2014

Der Regen geht mir irgendwie gehörig auf die Stulpe.
Der Sommer war ein abgedrehter Säugling, und ein Pflug
Beackert wahllos die Gedanken. Schenk mir eine Tulpe.
Die steck ich zwischen meine Zähne für den Nebelflug.

Traumsonett (1)

September 10th, 2014

Er taumelt, strauchelt, ach, es stürzt der Mond
Herab in einen früh versteinten Garten.
Wie finden Wanderer auf Sternenkarten
Nun jenen Ort, wo er so lang gewohnt?

Ganz still erlischt am Irisgrund die Glut.
Um seine Stirne dunkeln schwere Falten.
Das Auge kann die Tränen nicht mehr halten.
Aus offnem Munde strömt mit Wucht das Blut.

Ein irrer Menschenmob eilt rasch zur Stelle.
Mit Äxten hacken sie den Freund in Stücke
Die Kinder geben dem Zerschellten Tritte.

Noch einmal streift sein Blick den öden Hain.
Vor ihm im Nebel liegt die letzte Schwelle.
Und trostlos muß er enden und allein.

PS: aus d.Vorzeit d. versfabrik.at

Die Insel

August 22nd, 2014

Still steht die Wolke
Am Himmel das Deck
Der Fähre stapelt
Touristen ich schau
Hinaus aufs Meer wo
Langsam die Insel
Versinkt in Gedanken
Wein trinken im Takt
Der Wellen träumen
In den Tavernen
Wenn der Horizont
Glüht vor dem Dunkel
Später vom Hafen
Zum Flugzeug schneller
Kreisen die Zeiger
Der Uhren allein
Der Regen holt mich
Ab morgen schneiden
Die Tage wieder
Eine Grimasse
So häßlich wie Gott

2.Fassung

Der Truthahn

Juli 16th, 2014

Die Welt ist heute nackt, ganz ohne Farben.
In meinen Venen tobt ein wilder Sturm,
Lässt im Gedankentorso tiefe Narben.
Die Zunge windet sich, ein dicker Wurm.

Die Augen treiben auf dem Ozean,
Und aus der Nase quellen Rotz und Maden.
Der Regenbogen bricht auf halber Bahn.
Ein Hundemaul verbeißt sich in den Waden.

Ich friere trotz der 30 Grad im Schatten.
Die Knochen spielen frei von Takt Klavier.
Das Zimmer wird zum Sammelplatz für Ratten.
Die Stunden gehen rückwärts durch die Tür.

Wie Jimi Mo

Juli 3rd, 2014

Ich trage eine schwarze Lederhose
Wie Jimi Mo, mit Latz und handgenäht.
So stehe ich, im Mund den Stiel der Rose,
Vor deiner Tür, und die Minute bläht

Und platzt beim Öffnen wie ein Zeppelin.
Im Rucksack warten noch drei Spielzeugaffen.
Die kommen direkt aus dem Zoo Berlin
Und sind bereit, dir in den Kopf zu krachen.

Gestiefelt wolln wir nach Montana reisen
Ich bin dein Pferd und du mein kleiner Jäger.
Gib mir die Sporen, bis wir voll entgleisen.
Am besten hier, gleich auf dem Bettvorleger.

Ein seltsames Gefühl

Juni 30th, 2014

Ich fühle mich so richtig seltsam heute,
Als hätte mich ein Alien berührt.
Vorm Fenster tummeln sich geschminkte Leute.
Die hat ein blinder Hund heran geführt.

Ich schau zur Decke, wolkige Figuren
Verwandeln sich in Affen und Gazellen.
Auf meinen Armen blühen frische Spuren,
Indes die Nasenlöcher milchig quellen.

Die Zeit hat Durchfall. Die Minuten reiben
Dem Tag die Farben aus dem Angesicht.
Wen kümmert es, was die Verrückten treiben.
Ich tauche ab zu Versen und Gedicht.

Brandmal der Erinnerung

Juni 24th, 2014

Ich werd mich an den Stamm der Buche lehnen,
Am Waldrand, wo sich Licht und Schatten einen.
Minuten gehn vorbei auf schwarzen Zähnen.
Ganz plötzlich möchte etwas in mir weinen.

Ein Apfel, gelb und rot und angebissen,
Liegt in der Wiese neben Aludosen.
Ein Wurm im Kerngehäuse, das Gewissen,
Hängt an den Dornen frisch erblühter Rosen.

Die Luft vibriert. Ein Rudel Schmetterlinge
Tanzt über Blüten. Wind spielt mit den Haaren.
Ich schlafe ein. Der Jäger zieht die Klinge.
Im Schnee ein Fuchs, ein toter, Blut, vor Jahren.

Alptraumklänge

Juni 14th, 2014

Der Regen trommelt an die Fensterscheiben.
Durch leere Gassen ziehen bleiche Schwaden.
Die Nacht beginnt sich langsam zu entleiben.
Im Traum spür ich, mein Mund ist voller Maden,

Die auf den Wörtern in die Ohren reiten.
In den Gedanken nehmen sie Quartier.
Der Kirchturm wankt, wenn alte Glocken läuten.
Auf meinen Schultern grunzt ein Trampeltier.

Um meine Beine weben Spinnen Knoten
Und schleifen mich gefesselt auf den Wall
Aus nackten Leibern und verfaulten Toten,
Die sich erheben bei Trompetenschall.

Amok

Juni 12th, 2014

Ein toter Igel auf dem Radweg. Motten
Höhln seine Augen. 36 Grad
Im Schatten, mittags, Schweiß geht ab in Fladen,
Durchtränkt das Hemd und ätzt die Stundennaht.

Die Sonne grinst. Es tanzen rote Flecken
Auf dem Asphalt mit einem Besenstiel.
An braunen Hälsen saugen dicke Zecken.
In den Gedanken schwimmt ein Krokodil.

Die Kugel fliegt. Der Kegel taumelt, fällt
Zu Boden, löchrig, knirscht mit gelben Zähnen.
Auf den Plakaten brennt der nackte Held.
It´s showtime, baby. Hörst du die Sirenen?