Winterkrähen
Aus Rußlands Kälte fliehn sie Jahr für Jahr,
Um hier bei uns den Winter zu verbringen,
So wie es schon in alten Zeiten war,
Trotzdem wir sie als Gäste nie empfingen.
Wie Statuetten, ohne Regung kauern
Und schweigen sie gelassen in den Bäumen.
Und fliegen kreischend auf in meinen Träumen,
Und schwinden in den dichten Nebelmauern.
Im Morgengrauen sah ich sie spazieren,
Auf schneebedeckten Wiesen, lange Schnäbel
Durchdringen harten Frost wie Reitersäbel.
Und manchmal darf ich ihr Geheimnis spüren.
In dunklen Augen ruhen die Dekaden.
Sie schauten dem Jahrhundert ins Gesicht.
Wer trauert um den toten Kameraden?
Wer fühlt, daß ringsherum die Welt zerbricht?
Bald kommt der Tag, da sie in großen Scharen
Die lange Reise in die Heimat wagen.
Dann heißt es Abschied nehmen, bang die Fragen:
Was kommt zu uns wohl in den nächsten Jahren?
PS.: aus d. Vorzeit der versfabrik.at