März 31st, 2015
Freunde, das ist schwer zu fassen,
Was es nicht so alles gibt.
In den Straßen turnen Massen,
Völlig nackt, total verliebt
In sich selbst wie die Narzisse,
Während Buben aus den Fenstern
Wässern den Radau mit Pisse.
Und die Wolken gleich Gespenstern
Wechseln raschelnd die Gestalt,
Doch mit wiehernden Sirenen
Rast herbei die Staatsgewalt.
Um die Nackedeis zu zähmen,
Wirft sich selbst rasch aus der Schale
Stimmt dann ein in das Gebrüll.
Welch ein herrliches Finale,
Das da ist: April, April.
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März 16th, 2015
Zum Friedhof ziehen
Elefanten in Schüsseln
Dampft der rote Reis
Schatten tanzen im Mondlicht
Tief ins Mark der Gedanken
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März 10th, 2015
Süß schmecken mir im Mund die lila Feigen,
Die du mir in der späten Nacht gereicht,
Im weichen Moos und unter Ahornzweigen,
Die sich im Winde wiegen, rhythmisch leicht.
Auf schneeverwehten Straßen, über Brücken,
Von Horizont zu Horizont und weiter,
So fliegen wir und wollen Beeren pflücken.
Ich bin dein Roß und du mein blauer Reiter.
Aus trüben Winkeln kriecht das Taggetier,
Erst Schatten bloß, die in den Stiefeln schwellen,
Mit Hörnern auf dem Schädel wie ein Stier,
Beginnt es rot, ins Innere zu quellen.
Mach schnell, bevor der Schranken niederfällt,
Und wir im Sonnenlicht wie Motten brennen.
Die Zeit läuft ab im Herzen dieser Welt.
Die Bäume stürzen, und die Menschen rennen.
Hol uns Tequila, Pfeife, ein Besteck.
Wir wollen den Kristall, den dunklen, fühlen.
Wolln höher steigen aus dem Alltagsdreck,
Wo Zwerge, Larven tragend, Ping Pong spielen.
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März 7th, 2015
Eichkätzchen springen
Durchs Astwerk im milden Wind
Färbt sich die Welt grün
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Februar 10th, 2015
Schneegestöber vor dem Fenster,
Weiße Welt, die Flocken tanzen,
Bäume ächzen wie Gespenster,
Und der Kopf ist voll mit Wanzen.
Winterstimmung in den Gliedern,
Kellerstiege führt zum Grund.
In den Ohren Schmalz von Liedern,
Wörter frieren zu im Mund.
Füchse schleichen um die Türen,
Tief im Traum erscheint die Braut,
Ist bereit, mich zu verführen,
Dass der Gletscher in mir taut.
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Februar 9th, 2015
Ich spreize meine prallen Backen
Enthemmt dem neuen Tag entgegen,
Reiß aus der Stunde lange Zacken
Und ritze Zeichen an den Wegen.
Ich scheiße euch die Mäuler voll
Mit einer leuchtend lila Brühe
Und tanze nackt im Schnee wie toll,
Bevor ich mit dem Fahrrad fliehe.
Nach Mullastan, nein, lieber nicht.
Für mich ist das die falsche Strecke.
Da nehm ich lieber Vers, Gedicht
Als Wirt und werde eine Zecke.
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Februar 8th, 2015
Außer Atem vor der Pforte,
Rechter Hand ein neuer Besen,
Rot auf silber glühn die Worte.
Leider kann sie keiner lesen.
Dicke Leiber, dumme Leute,
Sichelmond auf Fleischquadrat,
Blutverschmiert krümmt sich das Heute
Auf dem Riss der Stundennaht.
Bleiche Wölfe, gelbe Maden,
Harte Wolken über mir.
Will in den Gedanken baden,
Reiten auf dem schwarzen Stier.
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Januar 25th, 2015
Der Himmel öffnet seine Winterschleusen,
Mit dichten Flocken unter grauer See.
So fällt in diesem Jahr der erste Schnee.
Ein kalter Wind schickt Blätter noch auf Reisen.
Am Fensterbrett versammeln sich die Meisen
Um Nüsse, schnatternd, wie zum Fünf-Uhrtee.
Der Himmel öffnet seine Winterschleusen,
Mit dichten Flocken unter grauer See.
Gedanken fahren hoch, bis sie entgleisen.
Im dünnen Schuhwerk friert manch nackter Zeh.
Die Welt scheint weich und weiß wie ein Püree.
Das Jahr ist welk; mit uns, das wird sich weisen.
Der Himmel öffnet seine Winterschleusen,
Mit dichten Flocken unter grauer See.
*für Gerda
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Januar 18th, 2015
Vom Dachrand grüßen höhnisch kichernd Krähen.
Ein feister Hund jault ärgerlich zurück.
Hausierer preisen das verlauste Glück,
Das sie, uns blendend, in die Taschen drehen.
Im Keller tanzen Ratten, blasen Flöten,
Und Rentner reiten taktlos übers Bett
Und kriechen ächzend weiter zum Klosett,
Indes im Beichtstuhl speien feucht Trompeten.
Am Abend schütteln Glocken braunen Schnee
Vom Himmel nieder auf die Heimatlosen,
Die frierend schwanken über die Chaussee.
Und später noch beginnt der Wind zu tosen,
Verfängt sich kreischend in den nackten Zweigen,
Zieht fort. Allein tönt dann das Schweigen.
PS: aus d. Vorzeit d. versfabrik.at
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Januar 11th, 2015
Aus Rußlands Kälte fliehn sie Jahr für Jahr,
Um hier bei uns den Winter zu verbringen,
So wie es schon in alten Zeiten war,
Trotzdem wir sie als Gäste nie empfingen.
Wie Statuetten, ohne Regung kauern
Und schweigen sie gelassen in den Bäumen.
Und fliegen kreischend auf in meinen Träumen,
Und schwinden in den dichten Nebelmauern.
Im Morgengrauen sah ich sie spazieren,
Auf schneebedeckten Wiesen, lange Schnäbel
Durchdringen harten Frost wie Reitersäbel.
Und manchmal darf ich ihr Geheimnis spüren.
In dunklen Augen ruhen die Dekaden.
Sie schauten dem Jahrhundert ins Gesicht.
Wer trauert um den toten Kameraden?
Wer fühlt, daß ringsherum die Welt zerbricht?
Bald kommt der Tag, da sie in großen Scharen
Die lange Reise in die Heimat wagen.
Dann heißt es Abschied nehmen, bang die Fragen:
Was kommt zu uns wohl in den nächsten Jahren?
PS.: aus d. Vorzeit der versfabrik.at
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