Pferd und Hund

April 23rd, 2015

Die Augen sind voll Schleim, in beiden Ohren
Klebt brauner Müll von nah und fern. Mein Mund
Ist trocken wie Death Valley. Silbersporen
Bedrohn die Flanken. Pferd bin ich und Hund.

Am Morgen vor dem Spiegel, fette Drohnen
Besteigen mich, und der Gedankenwurm
Frisst frische Träume. Leben soll sich lohnen.
Bei mir hingegen bläst andauernd Sturm.

Mein Körper krümmt sich stärker mit den Tagen.
Der Boden zittert, Fortschritt gallopiert.
Ich seh die Wolken übern Himmel jagen,
Bis an ein Ziel, das nicht mehr existiert.

Dichterfrühling

April 7th, 2015

Frühling ist´s und alle Dichter
Blasen in den gleichen Trichter,
Tippen sich die Finger wund,
Jodeln mit geblähtem Mund:

Lenz ist hier und Lenz ist da,
Heissa ho et cetera!
Kitsch geht mit der Sonne auf,
Und wir legen noch eins drauf.

Lassen alle Blätter sprießen,
Bis die Körpersäfte fließen,
Blaue Lüftlein, voll mit Singen,
Wenn wir die Gedanken schwingen

Und mit Wörtern Breschen schlagen,
Verse durch die Sülze jagen,
Und als Höhepunkt der Mai.
Gott sei Dank ist´s dann vorbei.

Aprilwind (T) *

April 2nd, 2015

Hummeln auf gelben
Blüten im Südwind wachsen
Den Stunden Münder
Bis zum Horizont wo Schnee
Auf den fernen Gipfeln liegt

* für Gerda

1.April

März 31st, 2015

Freunde, das ist schwer zu fassen,
Was es nicht so alles gibt.
In den Straßen turnen Massen,
Völlig nackt, total verliebt
In sich selbst wie die Narzisse,
Während Buben aus den Fenstern
Wässern den Radau mit Pisse.
Und die Wolken gleich Gespenstern
Wechseln raschelnd die Gestalt,
Doch mit wiehernden Sirenen
Rast herbei die Staatsgewalt.
Um die Nackedeis zu zähmen,
Wirft sich selbst rasch aus der Schale
Stimmt dann ein in das Gebrüll.
Welch ein herrliches Finale,
Das da ist: April, April.

Der dunkle Pfad

März 16th, 2015

Zum Friedhof ziehen
Elefanten in Schüsseln
Dampft der rote Reis
Schatten tanzen im Mondlicht
Tief ins Mark der Gedanken

Bis es Tag wird

März 10th, 2015

Süß schmecken mir im Mund die lila Feigen,
Die du mir in der späten Nacht gereicht,
Im weichen Moos und unter Ahornzweigen,
Die sich im Winde wiegen, rhythmisch leicht.

Auf schneeverwehten Straßen, über Brücken,
Von Horizont zu Horizont und weiter,
So fliegen wir und wollen Beeren pflücken.
Ich bin dein Roß und du mein blauer Reiter.

Aus trüben Winkeln kriecht das Taggetier,
Erst Schatten bloß, die in den Stiefeln schwellen,
Mit Hörnern auf dem Schädel wie ein Stier,
Beginnt es rot, ins Innere zu quellen.

Mach schnell, bevor der Schranken niederfällt,
Und wir im Sonnenlicht wie Motten brennen.
Die Zeit läuft ab im Herzen dieser Welt.
Die Bäume stürzen, und die Menschen rennen.

Hol uns Tequila, Pfeife, ein Besteck.
Wir wollen den Kristall, den dunklen, fühlen.
Wolln höher steigen aus dem Alltagsdreck,
Wo Zwerge, Larven tragend, Ping Pong spielen.

März (H)

März 7th, 2015

Eichkätzchen springen
Durchs Astwerk im milden Wind
Färbt sich die Welt grün

Gletschertraum

Februar 10th, 2015

Schneegestöber vor dem Fenster,
Weiße Welt, die Flocken tanzen,
Bäume ächzen wie Gespenster,
Und der Kopf ist voll mit Wanzen.

Winterstimmung in den Gliedern,
Kellerstiege führt zum Grund.
In den Ohren Schmalz von Liedern,
Wörter frieren zu im Mund.

Füchse schleichen um die Türen,
Tief im Traum erscheint die Braut,
Ist bereit, mich zu verführen,
Dass der Gletscher in mir taut.

Notwehr

Februar 9th, 2015

Ich spreize meine prallen Backen
Enthemmt dem neuen Tag entgegen,
Reiß aus der Stunde lange Zacken
Und ritze Zeichen an den Wegen.

Ich scheiße euch die Mäuler voll
Mit einer leuchtend lila Brühe
Und tanze nackt im Schnee wie toll,
Bevor ich mit dem Fahrrad fliehe.

Nach Mullastan, nein, lieber nicht.
Für mich ist das die falsche Strecke.
Da nehm ich lieber Vers, Gedicht
Als Wirt und werde eine Zecke.

Der Schlüssel

Februar 8th, 2015

Außer Atem vor der Pforte,
Rechter Hand ein neuer Besen,
Rot auf silber glühn die Worte.
Leider kann sie keiner lesen.

Dicke Leiber, dumme Leute,
Sichelmond auf Fleischquadrat,
Blutverschmiert krümmt sich das Heute
Auf dem Riss der Stundennaht.

Bleiche Wölfe, gelbe Maden,
Harte Wolken über mir.
Will in den Gedanken baden,
Reiten auf dem schwarzen Stier.