Tag und Nacht (T)
August 5th, 2015Nimm du die Tage
Und laß mir die Nächte so
Teilen wir die Zeit
Und tragen sie gemeinsam
An Armen und Beinen durch
Den sich verdünnenden Raum
Nimm du die Tage
Und laß mir die Nächte so
Teilen wir die Zeit
Und tragen sie gemeinsam
An Armen und Beinen durch
Den sich verdünnenden Raum
Sie haben mir die Nase abgeschnitten
Und einen dicken Rüssel aufgenäht.
Jetzt grunze ich in fensterlosen Hütten
Und merke, wie ein Schlauch die Stunden bläht.
Mit braunem Schleim verklebt sind beide Ohren,
Dass die Gedanken in mir blechern dröhnen.
Schwarzblaue Würmer kriechen in die Poren,
Die Mäuler voll mit zugespitzten Zähnen.
Das ist der Traum in dem die Bäume fliegen,
Und Menschen an versperrte Pforten rennen.
Am Himmel grast ein Rudel weißer Ziegen.
Der Horizont jedoch beginnt zu brennen.
Auf meiner Mühle reiten auf Asphalt,
Den Wind an meinen Schläfen, in den Haaren,
Spür ich, das Mark der Stunden wird schon alt.
Doch ringsum sammeln sich zuhauf die Narren.
Ein schwarzer Punkt auf glühend roter Scheibe.
Von Westen nähert sich mit breiten Schwingen
Ein Vogel, Schatten werfend. Wo ich treibe,
Färbt Dunkelheit das Herz. Die Sterne singen.
Das ist die Zeit. Das Blut beginnt zu wallen.
Gedanken tollen im Gefrierschrank rum.
Das Tempo steigt. Die Bannerträger fallen.
Und auch die Narren sind ganz plötzlich stumm.
Mädchen, möchtest du die Nacht mit mir verbringen?
Komm, der stille Weg dort führt hinab zum Fluß,
Wo im Schilf versteckt die Frösche lustig singen,
Wo der Wind vertreibt den Zweifel und das Muß.
Zärtlich kleidet uns das Wasser, wo wir schwimmen.
Und im Takt der Wellen tanzt ein voller Mond.
Wenn am Ufer sich die Weiden flüsternd krümmen,
Zeige ich dir, wo der Elfenkönig wohnt.
Hinter alten Eichen, die den Himmel tragen,
Ist die Lichtung, Faune, Füchse tolln im Spiel,
Feentanz auf goldnem Laub, Sternschnuppen jagen
Knapp am Mond vorbei, den Horizont als Ziel.
* 2. Fassung
Vorm Fenster blühen Rosen, Sonne scheint
In meinen Schädel, wo Gedanken tanzen
Auf weißem Grund. Das Maul der Stunde greint
Wie hundert Bälger oder tausend Wanzen.
Am Himmel treiben Wolkenkrokodile
Verformen sich. Die letzte Wimper sticht
In die Pupille. Rostige Gefühle.
Aus meinem linken Knie wächst ein Gesicht.
Die Glut der Nadel lässt die Flüsse schäumen
In roter Farbe. Sind die Schuhe schwer
Geworden, will ich rasten, will ich träumen
Von fernen Ländern und vom großen Meer.
Am Morgen, wenn ich halb verschlafen aus dem Haustor gehe,
Zum Himmel blicke und dort eine kleine Wolke sehe,
Dann bleibe ich kurz stehen, rauche eine Zigarette
Und überlege, vor dem Laptop sitzend, im Cafe
Nicht lange, schicke meinem Freund zwei Mails nach Übersee,
Bezahl die Rechnung und besuche kurz noch die Toilette.
Die Sprache haben sie entschlackt
Vom Plunder, Schwulst der alten Zeiten,
Grammatik, Syntax ganz zerhackt,
Bis sie die Worte voll befreiten,
Von Inhalt, Klang und jeglich Sinn.
So schufen sie sich neue Welten,
Denn wirklich groß war der Gewinn,
Als Hunde schnurrten, Katzen bellten.
Ob Versmaß, Strophe oder Reim
Sie konnten gern darauf verzichten
Sie wollten einzig und allein
Und zwanglos nur sich selbst belichten.
So düngten sie das Feld der Kunst,
Durchmaßen es vom Rand zum Kern,
Mit Achselschweiß und Deuteldunst,
So schrieben sie nur Post modern.
Die Dummheit wird sehr oft zu Dung,
Der Hahn schreit morgens Kikriki.
Und auch dem Fortschritt fehlt schon Schwung,
Er furzt und furzt und weiß nicht wie.
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at(1994)
Die Augen sind voll Schleim, in beiden Ohren
Klebt brauner Müll von nah und fern. Mein Mund
Ist trocken wie Death Valley. Silbersporen
Bedrohn die Flanken. Pferd bin ich und Hund.
Am Morgen vor dem Spiegel, fette Drohnen
Besteigen mich, und der Gedankenwurm
Frisst frische Träume. Leben soll sich lohnen.
Bei mir hingegen bläst andauernd Sturm.
Mein Körper krümmt sich stärker mit den Tagen.
Der Boden zittert, Fortschritt gallopiert.
Ich seh die Wolken übern Himmel jagen,
Bis an ein Ziel, das nicht mehr existiert.
Frühling ist´s und alle Dichter
Blasen in den gleichen Trichter,
Tippen sich die Finger wund,
Jodeln mit geblähtem Mund:
Lenz ist hier und Lenz ist da,
Heissa ho et cetera!
Kitsch geht mit der Sonne auf,
Und wir legen noch eins drauf.
Lassen alle Blätter sprießen,
Bis die Körpersäfte fließen,
Blaue Lüftlein, voll mit Singen,
Wenn wir die Gedanken schwingen
Und mit Wörtern Breschen schlagen,
Verse durch die Sülze jagen,
Und als Höhepunkt der Mai.
Gott sei Dank ist´s dann vorbei.
Hummeln auf gelben
Blüten im Südwind wachsen
Den Stunden Münder
Bis zum Horizont wo Schnee
Auf den fernen Gipfeln liegt
* für Gerda