Archive for Oktober, 2008

Es wird zu spät

Dienstag, Oktober 7th, 2008

An nicht verschmutzte menschenleere Strände
Verwünsch ich mich an graugetrübten Tagen,
Da ringsum alle schnattern, doch nichts sagen,
Und nirgendwo vollzieht sich eine Wende.

Ein feuchter Film bedeckt die zitternd Hände,
Wenn grelle Blitze durch die Nerven jagen,
Rasierte Frauen Haut von Tieren tragen,
Geweihte Mörder zahlen Dividende.

Hoch an der Zeit, den Magen leer zu pumpen,
Sonst ist´s zu spät, zu spät, mensch geht zugrunde,
In dieser ausgeräumten Welt der Lumpen.

Ja, meine Seele blutet, schwarz die Wunde,
Gequälte Katzen klagen durch die Träume.
Und Wüste wächst, wo einstmals blühten Bäume.

Blickfeld

Dienstag, Oktober 7th, 2008

Die Augen rollen langsam auf Asphalt
Und höher in die teigigen Gesichter,
Vom Himmel rußt der Rest verbrauchter Lichter,
Die Straßen starrn verlassen, dreckig, kalt.

Du bist ein Hund

Dienstag, Oktober 7th, 2008

An dir riechst du, die Haut beginnt zu stinken.
Die Poren sondern seltsam sauren Saft,
Der Mund spuckt Zähne und das Arschloch klafft.
Insektenrüssel, die dich blutleer trinken.

Die müden Beine können nur noch hinken.
Trotz scharfer Peitsche fehlt dir Mut und Kraft.
Trotz Schlüssel bleibt dein Leben nichts als Haft.
An dir schaust du, die Welt ist am Versinken.

An deinem Leib spürst du den Mensch vergehen,
An deinem Schmerz wird keiner mehr gesund.
Im Erdreich brechen deine faulen Zehen.

Auf Steine fällst du tief und ohne Grund,
Noch einmal dürfen deine Augen sehen
Die Existenz, das heißt, du bist ein Hund.

Das Fenster

Dienstag, Oktober 7th, 2008

Im linken Flügel Verse, rechts die Träume,
So wird das erste Fenster immer aufgemacht,
Zu schauen in die sonst versperrten Räume,
Bei Tageslicht vielleicht, manchmal bei Nacht.
Im Spiegel wiegen sich die nackten Bäume,
Am Trottoir ein Mann in Eisentracht,
Ein dicker Hund verziert die glatten Steine.
In die Gedanken schiebt sich ein Verdacht:
Die Welt ringsum besteht nur aus Attrappen,
Die Zeit beginnt sich schneller zu verknappen.
Die Zukunft ist ein schwarzes Loch.

Politik

Samstag, Oktober 4th, 2008

Schließt den Mund,
Sie machen einen Kompromiß.
Das heißt, wir
Werden nasgeführt in Hundeschiß.

Dein Blick wirft Falten

Samstag, Oktober 4th, 2008

Dein Blick wirft täglich an die hundert Mal
Am Stein der Hausfassaden trübe Falten;
Er speichert all die morschen Menschgestalten
In ihrer Kreisbewegung um die Qual.

Du schaust und siehst nur niedere Gewalten.
Der Himmel wirkt so ausgequetscht und fahl.
Der Leute Schädel glänzen fleischig kahl.
Die Augen können es nicht länger halten.

Sie schließen sich, der Blick läuft nun nach Innen,
Doch auf den Gängen rutscht er aus im Dreck,
Und hinter Wänden schreien fremde Stimmen.

Das Ohr vernimmt, wie sie sich kreischend krümmen,
Und langsam säuft sich an dir voll ein Zeck,
Und draußen fliegen alle Dächer weg.

Dumme Menschen

Samstag, Oktober 4th, 2008

Es ist das Vorrecht des Dummkopfs, sich selbst als klug und die anderen als zumindest weniger klug als sich selbst zu sehen; und je größer der Grad der Dummheit, umso klüger sieht er sich in der Regel selbst und all die anderen dementsprechend umso dümmer. Dieser Umstand, der psychologisch betrachtet, für das Selbstwertgefühl des Dummkopfs als Notwendigkeit erscheinen mag, läßt den Kontakt mit dummen Menschen, von denen es leider mehr als nur viele gibt, zu einer Form des Masochismus werden, der nicht jedermanns Sache ist, wozu ihn aber die geltenden Regeln der Höflichkeit zwingen, denn nur durch Zustimmung fühlt der Dumme sich nicht beleidigt, woraus letztendlich nur die eine Wahl resultiert, entweder sich selbst vor dem Dummkopf herabzusetzen oder ihn durch schlichtes Ignorieren zu beleidigen. Es ist eine Illusion zu glauben, der erwachsene Dumme sei in irgendeiner Form lernfähig bzw. der Argumentation zugänglich, denn Lernfähigkeit bzw. Argumentation sind per se ein Widerspruch zur ausgewachsenen Dummheit.
Abgesehen von der Bedeutungsebene, die dem Dummkopf verschlossen bleibt, gibt es noch die materielle Daseinsebene und die Psychologie als ein Amputationsverfahren.
Ist Dummheit also ein erstrebenswerter Zustand für das Individuum. Das ist eine müßige Frage, denn bei erwachsenen Menschen scheint sie eine normative Notwendikeit für den einzelnen zu sein, um in der Masse nicht unterzugehen. Resultat und nicht Ausgangspunkt einer multifaktoriellen Entwicklung, anders gesprochen, die heutige Kapitalistische Konsumgesellschaft funktioniert v.a. auf der Basis individueller Verdummung; einzig einer dummen Menschheit ist die Welt, so wie sie (geworden) ist, noch zumutbar.

Katzenfreund

Freitag, Oktober 3rd, 2008

Ich bin kein Menschenfreund, das muß ich sagen,
Die Menschen sind meist häßlich oder dumm,
Vom Neid getrieben werden sie ganz krumm.
Und ständig müssen sie die andern schlagen.

Nein, meine Symphatie gehört den Katzen.
Mich faszinieren Schönheit, Eleganz,
Von ihrer Nasenspitze bis zum Schwanz,
Die scharfen Krallen ihrer weichen Tatzen;

Die lustig zucken, wenn die Katze träumt.
Und streichelst du das seidenweiche Fell,
Dann schmiegt sie sich an dich und schnurrt als Freund.

Dann wandelt sich das Seelendunkel schnell.
Und ich wär selber gern ein Katzentier
Und hätte statt zwei Beinen lieber vier.

Der Dopingjäger

Freitag, Oktober 3rd, 2008

Mit weißem Mantel, aufgesetzter Miene,
Stolziert er wichtigtuend durchs Labor,
als Herr und Meister, Tester, Kontrollor,
So unbestechlich wie die Blechmaschine.

Die Jagd auf Sünder, das ist sein Ressort.
Ein Chemodetektiv der Sportlatrine,
Und die Gedopten auf die Guillotine,
Sonst schießt ein Kaffeetrinker gar ein Tor.

Er sieht sich selbst als die Instanz Moral,
Für Fairness, Sauberkeit im Nierensaft,
Den er verkostet täglich und total.

Verräterspuren, ja, die Muskelkraft
Ist nicht von Gott; der Hüter wird brutal.
Er straft. Doch wer prüft die Expertenschaft?

Epilog zur Wahl

Freitag, Oktober 3rd, 2008

Die Wahl ist fehlgeschlagen.
Wir sehn´s am Resultat.
Jetzt müssen wir ertragen
Ein neues Plagiat,
Den alten Apparat.
Spart lieber eure Klagen
Und plant ein Attentat.