Juni 16th, 2009
Denk ich zurück, als wir noch Kinder waren,
Da hielt ich jedes Licht für Sonnenschein.
Das Leben aber fließt im Lauf von Jahren
Gleich einem Flusse, groß und manchmal klein.
Und hält der Geist der Zeit uns gern zum Narren,
So kann es, wenn du willst, ganz anders sein:
Dafür genügt ein herzhaft helles Lachen.
Das bläst die Schatten fort wie Wind den Drachen.
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Juni 16th, 2009
Ob Schiff, ob Zug, im Sturm auf Dromedaren,
Durch Wüsten, Meere, wie es uns gefällt.
Wir reisen und wir reisen um die Welt,
Nach Wladiwostok, zu den Balearen.
Mit Wolken ziehen und mit Vogelscharen,
Tief unter uns liegt manch ein Gräberfeld.
Wenn fern am Horizont die Windfanfaren
Aufspielen, hat sich Traum zu Traum gesellt.
Die einen prassen und die andern sparen,
Damit die nächsten prassen mit dem Geld.
Was kümmert´s uns. Wir schaun zum Himmelszelt
Und wissen, morgen wolln wir weiterfahren.
ps: Neufassung von “Die Reisenden”
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Juni 11th, 2009
Das beste, was es gibt, das sind Oliven,
Ob im Salat, als Öl, das ist egal.
Auch jene, die nicht ganz so gut mehr miefen,
Sind innen kernig, außen jovial.
Und jene, die vor Eitelkeit stark triefen,
Die brauchen um den Hals nicht mal ´nen Schal,
Um lyrisch in den Röhren hinzusinken,
Bevor sie schmierig aus dem Auspuff stinken.
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Juni 10th, 2009
Glaubst du vielleicht, du bist besser, bist schöner und größer als andre?
Schau in den Spiegel und sieh: Häßlich und dumm und ein Zwerg.
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Juni 4th, 2009
Schau ich ins Antlitz der Erde, im Spiegel das Heute betrachtend,
Dann wird mir schmerzlich bewußt: Andere zahlen die Schuld.
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Juni 3rd, 2009
Sitzen und warten im stickigen Zimmer,
Zeit tropft langsam, Zeit läuft sich leer,
Durch Wände sickert der Schmerz als Gewimmer,
Regen fällt nieder und fällt so schwer.
Liegen und warten in frostigen Betten,
Warten und Hoffen auf Besserung,
Hoffen und Glauben sind Lügensketten,
Leben als Warten macht Leben zu Dung.
Stehen und Warten an feindlicher Pforte,
Gnädig ist keiner, Hohn heißt die Pflicht,
Als Schlüssel taugen nur selten die Worte,
Und auch Erwartung erfüllt sich nicht.
Gehen und Warten auf staubigen Wegen,
Schwielen am Fuß, doch kein Ziel ist zu sehn,
Blätter im Winde und wieder Regen,
Warten und Warten und kein Verstehn.
O dies endlose Harren
Auf etwas, das niemals erscheint,
Bis der Spiegel bricht durch das Starren,
Und keiner mehr wartet und weint.
für Gerda
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at
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Juni 1st, 2009
Als ich im Kindesalter erfuhr, daß die Menschen in der Jungsteinzeit höchstens 20 Jahre alt wurden, tat sich meine Phantasie, der sonst keine Grenzen gesetzt waren, schwer damit, sich 20jährige Greise vorzustellen, alt und aufgebraucht, den nahen Tod schon in den müden Augen.
Als ich in der Schule mit Statistik konfrontiert wurde, hellte sich die Sache schnell auf. Dies war nur ein statistischer Wert, der deshalb so niedrig war, weil 70% der Neugeborenen das dritte Lebensjahr nicht erreichten. Alte Menschen waren auch in der Jungsteinzeit alt, aber selten anzutreffen.
Seitdem sind viele Jahre die Donau flußabwärts geflossen, aber bis heute kann ich immer wieder in Zeitschriften, ja sogar in Büchern lesen, daß die Menschen in der Jungsteinzeit 20 Jahre, im Mittelalter 30 Jahre alt wurden usw. Und ob ihr es glaubt oder nicht - viele Artikelschreiber wie Leser glauben, daß die Leute mit 30 Jahren “uralt” waren, verwechseln also einen statistischen Mittelwert mit der wirklichen Lebensdauer.
Wie ist soetwas möglich? Daß die Statistik v.a. der Manipulation dient, habe ich an anderer Stelle ausgeführt; hier ist allerdings noch ein anderer Mechanismus am Werk, der darin besteht, “Information” unreflektiert zu tanken, zu speichern und wieder von sich zu geben. Die Menschen denken zuwenig und plappern zuviel nach, nämlich das, was sie im Laufe des Lebens so aufschnappen. Das ein Gutteil davon schlicht Unfug ist, wird ihnen nicht bewußt, weil ihr Bewußtsein nicht als solches funktioniert. Es ist keine (selbst)kritisch agierende Instanz, die jegliche Information verifiziert, bevor sie im Gedächtnis gespeichert wird - ein Gedächtnisfilter gewissermaßen - , nein ihr Bewußtsein ist…ich weiß es genaugenommen nicht, was die meisten Menschen stattdessen im Kopf haben. Vielleicht gar nichts. Aber das ist eine Spekulation.
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Mai 30th, 2009
Herr Karl ging nach USA,
Um rasch sein Glück zu finden.
Als alles war ganz anders da,
Begann er zu erblinden.
Schon schickte ihn ruck zuck der Staat
Zurück, wo einst entsproß die Saat.
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Mai 29th, 2009
Pfingstrosen
Weiß und rot leuchten
Die Blüten, groß wie Köpfe,
Zart wie das Leben.
Wo die Amsel singt,
Glitzern die Träume wie Schnee,
Zwischen Nacht und Tag.
Die Sonne versinkt
Hinter den fernen Bergen.
Ringsum schweigt der Wald.
Vor meinem Fenster
Blühn rot die Kastanien
Und färben den Traum.
Amseln und Finken,
Stare besuchen den Baum.
Die Kirschen sind reif.
Ein Schwarm Krähen kreist
Kreischend in eisiger Luft.
Was ist nur geschehen.
Hebst du deinen Blick,
So siehst du keine Grenzen,
Nur des Himmels Blau.
Regen wäscht Schminke
Aus dem Gesicht und dunkelt
Den Schatten der Zeit.
Den Arsch ins Gesicht
Gedrückt, werden die Tage
Zu fauligem Obst.
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Mai 28th, 2009
So elend wie ich heute bin,
So eingedrückt, so ausgebrannt,
Macht Existieren wenig Sinn,
Läuft alles nicht sehr amüsant.
So wie ich früher einmal war,
Mit Augenstern und heißem Blut,
In Sicherheit wie in Gefahr,
Ich handelte und es war gut.
So wie ich gern geworden wär,
So hat das Leben nicht gespielt.
Schwamm lang im großen Trübsalmeer,
Und Glück hat weit vorbeigezielt.
Wohin ich mich begeben werde,
Ein Gang auf blinder Abwärtsstiege.
Drei Meter tief in kalte Erde,
Wo ich bei Würmern stumm dann liege.
für Gerda
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at, 1992
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