Dem Traum folgen *

Juli 20th, 2009

Es war vor langer Zeit, es war im Traum.
Und manchmal kehrt es noch im Schlafe wieder:
Ich bin allein in einem kahlen Raum,
Und durch die Decke sickern alte Lieder.
Vorm Fenster blüht ein Dornenstrauch.

Die Tür geht auf. Ein Mädchen kommt herein,
Im weißen Kleid, berührt sanft meine Hände.
Ich schreck zurück. Ich fange an zu schrein.
Ich eile aus dem Schutz der blauen Wände,
Direkt ins offne Maul der Welt.

Vor Jahren nun hab ich mich losgemacht,
Für eine Reise, das Geschöpf zu finden.
Ging über Brücken bis ins Herz der Nacht,
Trieb lang in Flüssen, die im Ursprung münden,
Und bin dem Ziel so nah wie nie.

* für Gerda

Der Unsinn des Lebens

Juli 12th, 2009

So manche schlagen ihre Köpfe gegen Wände,
Und viele laufen rum mit Schuhwerk aus Beton.
Es gibt auch solche, die zum Beten falten ihre Hände,
Weil deren Kinder galoppiern auf schwarzem Mohn.
Die meisten sind zur falschen Zeit an falschen Orten,
Und spielen Leben, während andre führn Regie.
Ich aber finde keinen Sinn mehr in den Worten,
Die höhnisch lachen über mein Warum und Wie.

Warum

Juli 9th, 2009

An Tagen, wann, ganz gleich, was ich auch tue,
Woran ich denke, was ich fühle, Frust
Mich löchert wie die Würmer alte Schuhe,
Da wird mir meine Nichtigkeit bewußt.
Und Zweifel wachsen, alles zu ertragen,
Weil aus dem Spiegel geifert ein Warum,
Das noch das Tiefste packt und zerrt am Kragen,
Zur Oberfläche vor ein Publikum.

Ein Foto…

Juli 7th, 2009

Ein Foto auf dem Schreibtisch, blaue Farben
Im Hintergrund, der Himmel und das Meer.
Gedanken gehn auf Reisen trotz der Narben,
Die ihnen schlägt der Raum-und Zeitverkehr.

In seinem Echo, fern am Saum der Jahre,
Gehn sie vor Anker, finden ein Gesicht:
Die Augen leuchten, schwarz und lang die Haare,
Ein Purpurmund, der alle Sprachen spricht.

Ein Foto auf dem Schreibtisch gibt dem Leben
Für manche manchmal jenen Funken Sinn,
Nicht zu verzweifeln an den Gitterstäben
Des Daseins und der anderen Gewinn.

Selbstbeschreibung

Juli 6th, 2009

Mensch, du bist doch auch von jenen
Selbsternannten Überwichten,
Die sich nach Beachtung sehnen
Mit gedrechselten Gedichten.
Lächerlich wie all die andern
Stierst du blökend in den Spiegel,
Während die Gedanken wandern,
Und du meinst, sie hätten Flügel.
Doch sie gehen nur hausieren
In der namenlosen Menge,
Wo sie immer stärker spüren,
Voll Verzweiflung ihre Enge.

Ein Jahr im Netz

Juli 5th, 2009

Ein Jahr bin ich im Internet nun schon auf Reisen.
Hab viele Seiten angeschaut und manche Foren
Besucht, und wenig fand ich, um es auch zu preisen.
Doch Stunden habe ich genug dabei verloren.
Ob das die schöne, neue Welt ist, wird sich weisen.
Ich aber wurde sicher nicht dazu geboren,
In ihr als virtuelles Wesen scheinzuleben,
Wie Fliegen, die in Spinnennetzen hilflos kleben.

Arroganz

Juli 1st, 2009

Ich bin ich, das heißt ein Gott!
Alle, die das nicht kapieren,
Bauen selbst sich ihr Schaffott!
Andre folgen, ich muß führen.
Andre sind humaner Schrott.
Aber ich will heute tanzen
Turbo-Tango-Arroganzen.

Kein Sommer

Juni 30th, 2009

Dieses Wetter soll ein Sommer sein?
Regen, Regen, klebrig schwül;
In der Stadt schwitzt Mensch und Stein,
Und der Freude fehlt das Ziel.
Sommer, laß uns nicht allein
Durch solch trübe Tage treiben!

Stierkampf

Juni 24th, 2009

Immer wieder, - bevorzugt in EU-Wahlzeiten, - schütteln Politiker und Medienvertreter verständnislos den Kopf über die große Anzahl von Bürgern, denen die EU nichts anderes ist, als ein Bollwerk der Bürokratie, ein Privilegienparadies und Selbstbedienungsladen für eine kleine Schicht von Bevorzugten. Friedensprojekt Europa, Wirtschaftsgroßmacht, militärische Supermacht (dieses eher hinter vorgehaltener Hand) und noch andere solche Worthülsen sollen Sympathie für jenen Moloch erzeugen.
Tatsächlich aber müssen wir zur Kenntnis nehmen, daß gegen den Willen von fast 100% der Bevölkerung gentechnisch veränderte Pflanzen,
(also Nahrungsmittel) mit irreversiblen und katastrophalen Folgen auf Mensch und Natur losgelassen werden, weil es ein paar Konzerne so wollen, daß aus wunderschönen Alpentälern eine Transithölle gemacht wird, an der alles, was bisher dort gelebt hat, zugrunde geht, usw. usf.
Aber es gibt nicht nur “neuen” Horror, den wir der EU zu “verdanken” haben. Es gibt noch immer Beispiele extremster Barbarei in Europa, die nur aus dem Grund Bestand haben, weil das Land, in dem dieser Ungeist “gepflegt” wird, ein großes Land ist. Denn genauso funktioniert diese Union: Eine Handvoll großer Länder entscheidet, was und wie Europa ist. Die übrigen 20 Staaten müssen oder dürfen das mit-und nachvollziehen, wobei selbstverständlich ein paar Krümel vom Kuchen für die Befehlsempfänger in den kleineren Staaten abfallen, damit sie auch in Zukunft brav die Anweisungen ausführen, die sie erhalten.
Eines dieser auserwählten Länder ist Spanien. Vor zwei Jahrzehnten, wirtschaftlich fast noch ein Entwicklungsland und politisch eine faschistische Diktatur, wurde es wie ein Ballon aufgepumpt, um unter Einsatz ärgster Pestizide zur europäischen Gemüsekammer, zum giftgasbesprühten Garten Europas zu werden, den nordafrikanische Wanderarbeiter wie Sklaven pflegen und ernten dürfen, damit von Schweden bis zum Balkan spanisches Gift-Obst und Gift-Gemüse die Regale der Supermärkte verstopft.
Auch wenn es mir nicht schwerfiele, eine “Bestsellerliste” der Grauslichkeiten zu erstellen, ist für mich persönlich das Widerwärtigste am Spanien des 21.Jh. der “Stierkampf”, der noch immer nicht verboten ist. Was heißt verboten! Es gibt nicht einmal eine Initiative oder nur irgendein Bemühen europäischer Institutionen, dieses Spektakel der Grausamkeit, diesen exzessiv ausgelebten Voyeurismus an Tierquälerei und Tiermord vor den Augen tausender vor Begeisterung brüllender Barbaren, zu unterbinden. Als wären im 21.Jh. die Freizeitvergnügungen “Tierjagd und Fischfang” als “Brauchtumspflege” nicht schon schlimm genug. Dieses Abknallen völlig wehrloser Tiere aus der Distanz, um sie dann auszustopfen, dies “sportliche” Herauszerren der Fische an einem Eisenhaken, der sich in ihr Maul gebohrt hat und es in Fetzen reißt, soll ja neben einem enormen Adrenalinkick ein einzigartiges “High-Erlebnis” bzw. Ruhe und Ausgeglichenheit liefern. (”Nur wer es kennengelernt hat, kann hier mitreden”…) Diese völlig unzeitgemäße “Beschäftigung”, wehrlose Lebewesen zu quälen und zu ermorden, ist brutal, grausam, widerwärtig und kann eigentlich nur mehr als pervers bezeichnet werden.
Noch schlimmer als dieser Tiermord abseits der Öffentlichkeit, diese still, heimlich und privat durchgeführte Schlachterei, ist das Quälen und langsame Töten großer, prächtiger Stiere zur Unterhaltung x-tausender pervers-primitiver Zuschauer in riesigen Stadien. Diesem in unserer heutigen Zeit eigentlich unfassbaren Schauspiel nackter Barbarei wird von keiner Seite Einhalt geboten. Jahr für Jahr sind in den Medien die bluttriefenden Bilder und Filme dieses Abschlachtrituals zu sehen. Und nichts ändert sich daran.
Brauchtumspflege sieht für mich anders aus. Gerade Spanien, das sich wegen seiner in vielen Bereichen so fortschrittlichen Gesetzgebung auf die stolze Brust klopft, teilweise sogar zu Recht, bietet immer wieder einer gleichgültigen Weltöffentlichkeit dieses Spektakel des Schreckens zum Zwecke der Belustigung einer nach Blut geifernden Masse.
Und “Europa” schweigt dazu im Sinne von “nicht einmal Ignorieren”. Denn wer oder was in dieser EU die allererste Geige spielt, ist ein ausgeartetes kapitalistisches Wirtschaftssystem, und dieses Notenblatt, von dem gespielt wird, gilt natürlich auch für die Tourismusbranche eines großen Landes wie Spanien.

Immer weiter, immer fort

Juni 23rd, 2009

Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval.
Das Immer-weiter-Fahren Ritual,
Trabanten gleich, die um ein Zentrum kreisen.

Das Fernweh singt die schönsten Weisen.
Die Fremde wird zur Heimat ohne Wahl.
Das Haus der Zeit ist nur für die aus Eisen,
Die in der Erde stecken wie ein Pfahl.

Dahin, dahin, auf windgeführten Gleisen,
Im Schnee, im Regen oder Sonnenstrahl,
Zum Horizont, zuletzt ins dunkle Tal:
Wo alles endet, braucht sich nichts beweisen.

2.Fassung