August 13th, 2009
Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter, in den häßlich schwarzen Schlund,
Dort, wo sich alles Böse sammelt und
Mit roten Augen auf mich starrt, bereit
Nach mir zu schnappen wie ein scharfer Hund
Mit spitzen Zähnen, voller Grausamkeit.
Ich fühle den Verlust von Sinn und Grund,
Indes die Angst entfesselt in mir schreit.
Ich mache Licht: In blanker Deutlichkeit
Hängt da der Nachbar mit gespreiztem Mund
Am Strick, so einsam wie ein Vagabund,
Die Zunge wie ein angekohltes Scheit.
2.Fassung
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August 11th, 2009
Glaub mir, diese Allesgneißer,
Besserwisser, kleinkariert,
Aber große Maulaufreißer,
Sind so sehr auf dich fixiert,
Weil ein kranker Neid sie frißt;
Selbst nicht fähig, was zu schaffen
Außer Humbug oder Mist,
Blöken sie wie Schweißfuß-Laffen.
Deshalb laß dich nicht verdrießen,
Mach dich einfach resistent.
Geht das nicht, dann mußt du schießen
Rücksichtslos und konsequent.
Und ist jeder Schuß ein Treffer,
Ätz die Wunden noch mit Pfeffer.
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August 5th, 2009
Tage gehen, Tage kommen,
Und was bleibt, ist ohne Halt,
Bilder, scharf erst, dann verschwommen,
Spiegeln flüchtig die Gestalt,
Die ich bin, im Kopf benommen,
Fiebert alles heiß und kalt,
Und das Herz schlägt ganz beklommen,
Und das Ich wird zu Asphalt.
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August 4th, 2009
Es war nicht Liebe auf den ersten Blick.
Nicht nach dem zweiten, aber nach dem dritten
Erkannte ich, du bist das wahre Glück.
Bist Berg und Tal zugleich und auch der Schlitten.
Allein durch dich hab ich so tief gespürt
Wie nie zuvor. Du öffnest jede Pforte,
Die in den Dom geheimer Lüste führt,
Wo leer und nichtig lümmeln rum die Worte.
Doch gehst du fort, dann geht´s mir schrecklich mies.
Dann kratzen meine Finger über Wände.
Und immer schlimmer wird der Zustand, bis
Sich endlich wieder fassen unsre Hände.
Du hast aus mir den letzten Hund gemacht,
Läßt mich in Kälte und Verzweiflung münden,
Daß jede Körperfaser fiebert, kracht,
Wenn ich durch Straßen renne, dich zu finden.
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August 3rd, 2009
Letztes Jahr in Griechenland:
Weißt du noch, der rote Strand,
Die Musik aus den Tavernen,
Wo wir Ouzo tranken, wo,
Unter abertausend Sternen,
Wir ganz plötzlich selbst und so
Hell entflammten wie Laternen.
Letztes Jahr in Griechenland:
Weißt du noch, bis an den Rand
Des Vertrauens in die Wellen,
Schwammen wir hinaus ins Meer,
Bis die Angst begann zu quellen.
Endlich kam ein Boot daher
Mit zwei klebrigen Gesellen.
Letztes Jahr in Griechenland:
Als ich an der Reling stand
Und die Insel sah verschwinden,
Schwand mit ihr der Sonnenschein,
Land und Wasser: Dämmerrinden,
Und das Dunkel brach herein,
Um in meinem Herz zu münden.
Letztes Jahr in Griechenland:
Fotos rutschen aus der Hand.
Brief um Brief hab ich geschrieben,
Doch von dir kam nichts zurück.
Nur Vergangnes ist geblieben,
Wenn ins Leere fällt der Blick,
Und sich die Gedanken trüben.
* für Gerda
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August 1st, 2009
Irgendwer hat mir den Freund
Mit einem Messer umgebracht.
Ich habe kurz geweint
Und länger nachgedacht.
Wüsste ich, wer es getan,
Ich würde ihn mir schnappen
Und werfen vor die Eisenbahn,
Um seinen Kopf zu kappen.
Ich meine das, wie ich´s gesagt,
Wer anders fühlt, fühlt feige,
Und werde handeln unverzagt.
Gibt´s Gott, er sei mein Zeuge.
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Juli 30th, 2009
In der alten Rumpelkammer
Traf ich heimlich meinen Schatz.
Bücher, Möbel, auch ein Hammer
Zierten den versteckten Platz,
Wo wir träumten und uns küßten.
Direkt auf dem Dach daneben
Bauten Schwalben sich ihr Nest.
Schön war damals unser Leben,
Jeder Tag ein neues Fest,
Und die Stunden tanzten Reigen.
Während die Gedanken stiegen,
Wie die Drachen hoch im Wind,
Saßen wir beinand und schwiegen,
Fühlten nicht mehr wie ein Kind,
Hörten unser Herz wild schlagen.
Keinem haben wir verraten
Jemals den geheimen Ort,
Wo wir erstmals Dinge taten,
Die viel tiefer als ein Wort
Unser ganzes Leben prägen.
* für Gerda
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Juli 29th, 2009
Hinter den Häusern, draußen im Wald,
Wo Füchse und Rehe verstecken spielen,
Wo Rhythmen trommelt der schwarze Specht,
Und Menschen nur selten das Dickicht verziern,
Dort liegt ganz tief im Innern verborgen,
Von mächtigen Buchen und Ahorn umringt,
Dazwischen wächst dichtes Brombeergebüsch,
Eine kleine Lichtung mit silbernem Teich,
Darin eine einzige Seerose blüht.
Dort ist es, wo, wenn der Morgen dämmert,
Du der Elfen lustigen Reigen erblickst,
Das Ufer entlang, voll Blüten ihr Haar,
Das golden hinab in die Erde fließt,
Und dann wieder flattert wie Flügel im Wind.
Auf dem weichen, moosbewachsenen Grund,
Der ihre zartweißen Füße beschwingt,
Nimmst du Platz, den Rücken an einen Stamm
Gelehnt, die Augen geöffnet, um zu schaun,
Die Ohren bereit, noch die Stille zu hörn,
Die Nase empfängt den harzigen Duft,
Da das Land ringsum dir die Wunder zeigt.
Die Haut der Luft hat riesige Poren,
Durch die du den Wandel der Zeit vernimmst;
Und ihr Mund atmet Wind, der viele Stimmen
Versammelt zu einem einzigen Chor,
Dessen Lied in allen Höhen und Tiefen
Sich schillernd wölbt wie ein Regenbogen,
Das Echo wie Tau von den Blättern tropft.
Und du siehst und du hörst und du staunst.
Und du spürst wie der Boden unter dir
Sich bewegt, weil er lebt, und die Stunden stehn still,
Bis sich die Augen schließen, mitten im Traum.
Und wenn sie aufgehn, ist alles vorbei.
Die Sonne ist fort, und der Abend legt
Sein dunkelndes Kleid über Wald und Welt.
Du aber glaubst dich von fremden Sternen
Zurück, da du einschlägst den Weg nach Haus.
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Juli 26th, 2009
Ich hab den Blues
Seit Wochen schon,
Seit meine Braut
Mich in der Nacht
Und mit dem Freund
Verließ.
Die ersten Tage
Hoffte ich,
Daß sie zurück,
Zurück zu mir,
Zurück nach Hause
kommt.
Die ersten Tage
Suchte ich,
Und suchte sie,
Und suchte
Wie ein Hund.
In jedem Loch,
Bei Nacht und Tag,
Doch was ich fand,
War Abfall nur,
Der auf zwei Beinen
kroch.
Ich hab den Blues.
Seit Wochen schon
Bin ich allein,
Und meine Braut
Ist nicht allein,
Und nicht bei mir.
Ich hab mir ein Gewehr gekauft
Und Schachteln voll mit Schrot.
Und find ich sie,
Erschieß ich sie
Mit einer Ladung Schrot.
Kehrt sie zuvor
Zurück zu mir,
Und kniet vor mir,
Verzeih ich ihr
Vielleicht.
Ich hab den Blues
Seit Wochen schon,
Und hab genug,
Genug davon.
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Juli 22nd, 2009
Manchmal in den tiefen Träumen,
Manchmal seh ich ein Gesicht,
In mir unvertrauten Räumen,
Wo ein jeder Herzschlag sticht.
Flüchtig wie des Mittags Schatten,
Taucht es auf, ist wieder fort.
Damals, als wir uns noch hatten,
Damals fehlte nur ein Wort.
Heute könnte ich es sagen,
Aber heute ist zu spät.
Gäbe ich´s dem Wind zu tragen,
Wär es doch im Nu verweht.
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