Archive for März, 2009

Ätzende Tage

Dienstag, März 24th, 2009

Ach, nicht schon wieder einer dieser Tage,
Da mich des Daseins Tücke macht fast toll,
Von früh bis spät. Und hilflos scheint die Frage,
Ob mensch sich ärgern oder lachen soll.

Statt Zucker Salz, statt Milch Orangensaft
In den Kaffee. Sekunden prasseln nieder
Wie Regentropfen, rauben mir die Kraft,
Um aufzuschnüren das kausale Mieder.

Solch Tage sind wie Karten zum Verlieren
Beim Spiel, das wir gemeinhin Leben nennen.
Indes sich mehrt in Galle und in Nieren
Geröll, auf dem wir stolpernd weiter rennen,

In engen Kreisen, um den Hals die Leine
Gebunden an den Pfahl, doch frei die Beine.

Hörst du den Wind

Montag, März 23rd, 2009

Hörst du den Wind durch Mauerritzen stöhnen,
Als steige aus den Gräbern ein Gesang.
Hörst du die Bettler kreischen mit den Zähnen,
Gebeugt vom Elend, ihrem eklen Zwang.

Siehst du der Wolken drohende Figuren,
Als wollten sie das Licht der Welt verschlingen.
Und trotzdem bleiben nachher keine Spuren,
So wie der Mensch sie läßt von allen Dingen.

Und fällt der Regen wie ein letzter Schrei
In die Gedanken, muß das Blut gerinnen:
Der Zufall geht am Leben nicht vorbei,
An dem wir kleben wie im Netz der Spinnen.

Tageszeitung

Montag, März 23rd, 2009

Ich brauche wahrlich selten ein Klistier.
Doch jedes Selten heißt gelegentlich.
Dann greif ich eine Tageszeitung mir
Und lese, bis der Stuhl geht wie ein Strich.

Ketten

Montag, März 23rd, 2009

Schenkt mir ein Feuerzeug zum Namenstag
Und eine Packung starke Zigaretten.
Ich rauche jede mit Genuß und sag
Mich gerne los von all den andern Ketten.

Wer nichts besitzt…

Sonntag, März 22nd, 2009

Jetzt sitze ich auf Wertlos-Aktien
Und krieg die Schadenfreude voll zu spüren,
Von jenen, die der Neid einst nährte, denn
Wer nichts besitzt, der hat nichts zu verlieren.

Experten

Sonntag, März 22nd, 2009

Viel wird in all den Zeitungen geschrieben.
Experten sind, wie früher schon am Wort,
Das Zwielicht, das jetzt herrscht, noch mehr zu trüben,
Dem Stuhlgang gleich, und wir sind der Abort.

Zur Wirtschaftskrise

Sonntag, März 22nd, 2009

Jetzt pflanzen wir im Garten frisch Gemüse,
Romantisch ist das wie in alter Zeit.
Und trotzen so der bösen Wirtschaft Krise
Mit Schadenfreude, wo zuvor war Neid.

Verdrängung herrscht

Freitag, März 20th, 2009

Im Freien sehe ich die Leute eilen,
Das Mobtel in der Hand, ans Ohr gedrückt,
Indes von irgendwo Sirenen heulen,
Sodaß mein Herzschlag wie die Bombe tickt.

Zu Haus vernehm ich, es war eine Übung.
Der Ernstfall wird im Stillen inszeniert.
Und Leben, wie es läuft, will keine Trübung.
Verdrängung herrscht, was immer auch passiert.

Wenn sich die Augen auf den Bildschirm richten
Und auch die Ohren müssen Zeugen sein,
Dann sehnt mein Inneres sich zu Gedichten,
Zurück zum Vers, zum Rhythmus und zum Reim.

Betrogen - in der Hoffnung - selbst Betrüger,
Sind wir Verlierer, bleiben es als Sieger.

Im Lügenrad der Zeit

Donnerstag, März 19th, 2009

Wenn Tag für Tag die größten Idioten
Vom Bildschirm oder aus dem Radio
Aus ihren Mäulern stinkig stotternd koten,
Wird jeder Raum zum öffentlichen Klo.

Was Tag für Tag steht auf Papier geschrieben,
Das blühte nicht, als noch die Sonne schien.
Und heute sind es abgefaulte Rüben,
In New York wie in London und Berlin.

Von allen Seiten werden wir belogen
Und haben diese Lügen noch nicht satt.
Wie Ochsen an den Nasen rumgezogen,
So rufen wir, macht weiter, nicht zu knapp.

Das Rad der Zeit war nie ein Ruhekissen.
Heut sind es wir, die in ihm treten müssen.

Rohbau

Mittwoch, März 18th, 2009

In rohen Ziegeln steht das Haus,
Kein Dach und keine Türen,
Kein Fensterrahmen, nur ´ne Maus
Sah ich in ihm logieren.
Der Tag ein Dieb, die Wochen ziehn,
Wie Wolken durch das trübe Meer.
Der Frühling kommt, die Sträucher blühn,
Doch stumm steht dieses Haus und leer.
Die Krise fraß des Eigners Geld
Er folgte nach und sprang vom Boot.
Dein Leben aber steigt und fällt,
Bevor es fertigmacht der Tod.