Verse zum Tag

Februar 8th, 2010

Dem neuen Jahr wächst schon ein zarter Flaum,
Und dennoch ist es draußen kalt zum Biegen.
Der Nordwind hat das Maul voll weißem Schaum.
Und wenn mich nicht die meisten Zeichen trügen,
Dann friert noch länger jeden nackten Baum.

Du

Februar 7th, 2010

Du hast mich gelehrt, die Stunden zu kneten,
Die Welt zu verlachen, zum Himmel zu fliegen
Und Lieder zu spielen auf allen Flöten.
Doch kaum siehst du mich auf dem Boden liegen,
Schon fängst du an, mich mit Stiefeln zu treten.

Hahn und Hennen im Netz

Februar 6th, 2010

Alt und häßlich und
Noch immer geil wie
Ein Pfaffe, kräht er
Seine schmierige
Anmache in den
Kreis junger Hennen,
Die, um ihn gescharrt,
Offen die Schnäbel
Und feucht die Keulen,
Das senile Schmalz
Begierig schlucken.
Welch ein Schauspiel. Im
Netz ist fast alles
Möglich und machbar.

Ausgeliefert *

Februar 5th, 2010

Denk ich an dich, beginnt das Sein zu kippen,
Und Tausendfüßler krabbeln rum im Magen,
Spür kalte Schauer hoch den Rücken jagen,
Und trocken werden Gaumen mir und Lippen.

Doch fühle ich nur deine Hand auf mir,
Verwandelt sich zum Himmel selbst die Hölle.
Kristallisch haucht dein Atem, eine Quelle:
Und Lust zum Fließen dringt durch jede Tür.

Dann geh ich barfuß über rote Kohlen
Und spucke dieser Welt ins Angesicht.
Und alle Nächte strahln in weißem Licht.
Doch bleibst du fort, soll dich der Teufel holen.

* für Gerda

Folge mir *

Februar 4th, 2010

Folge mir in meine Träume
Und ich zeig dir eine Welt,
Wo zum Himmel wachsen Bäume,
Und die Menschen nicht für Geld
Ihre Haut zu Markte tragen.

Oder folge deinem Fühlen,
Folge ihm gedankenlos.
So gelangst du zu den Zielen,
Die das Leben machen groß,
Während andre sinnlos jagen.

Folge furchtlos meinen Worten,
Die sich binden Satz zu Satz,
Und du siehst, an manchen Orten
Liegt tatsächlich noch ein Schatz,
Der sich auftut ohne Fragen.

* für Gerda

Wenn es vorbei ist

Februar 2nd, 2010

In schwarzen Gewässern
Treibt der Mond wie eine
Entwurzelte Insel
Gegen wolkiges Land.
Noch liegt in tiefem Schlaf
Der Tag auf meinem Weg
Durch schmutzige Gassen,
Während in Gedanken
Ein Feuer lodert. Das
Echo schwerer Schritte
Verfolgt mich. Voller Hohn
Schütten die Laternen
Ihr trübes Licht herab.
Wohin ich gehe, dort
Wartet keiner auf mich.
Woher ich komme, seit
Einer Stunde nicht mehr.
Warum bieg ich nicht ab
Zum Fluß, der jeden nimmt
Auf seinem Weg zum Meer.

Die Muslim-Bruderschaft *

Januar 29th, 2010

Wir haben es bei unserm Gott geschworen
Und halten diesen Schwur bis in den Tod.
Ihr aber habt die Herrschaft längst verloren
Und merkt nicht mal das Nahen eurer Not.

Erst sind die Juden dran, hernach die Christen.
Dann folgt das ganze übrige Geschmeiß.
Denn Gott ist groß, wenn wir es nicht schon wüssten,
So gäb es keinen andern, der dies weiß.

Wir treiben euch aus den verfaulten Höhlen
Und schlagen euch die morschen Köpfe ab.
Wir werden euch die Haut vom Körper schälen.
Die Messer sind gewetzt und nicht zu knapp.

Und eure Weiber, allesamt nur Huren,
Die rösten wir auf Spießen kurz und klein.
Was übrig bleibt, die schwarzen Schrumpf-Figuren,
Zerschmeißen wir bald an der Wand aus Stein.

Heut meuchelt ihr uns noch als Terroristen.
Doch morgen nennen wir für euch den Preis.
Denn Gott ist groß, wenn wir es nicht schon wüssten,
So gäb es keinen andern, der dies weiß.

Was kommen wird - es steht längst aufgeschrieben:
Hinab zur Hölle führt der Feinde Bahn,
Ob Kreuz, ob Stern, und was davon geblieben.
Das kann ein jeder lesen im Koran.

* = ein radikaler, auch in den meisten islmischen Ländern verbotener Geheimbund

Zugfahrt

Januar 27th, 2010

Wir sitzen im Zug
Und rasen dahin,
Auf Schienen aus Bein,
Durch Länder, die kahl,
Verkrümmt sind und krank.
Der Himmel hängt tief,
Ist bleiern gefärbt,
Die Lok spuckt und pfeift.
Ich weiß nicht warum.
Wo endet die Fahrt,
Wie hieß nur das Ziel,
Wann fing alles an?
Hab es vergessen,
Will es nicht wissen.
Wir sitzen im Zug
Und rasen dahin,
Auf Schienen auf Bein,
Durch Länder, die kahl,
Gekrümmt sind und krank.

Spontaner Wunsch

Januar 19th, 2010

Gestern, als ich durch die
Verschneiten Straßen ging,
Kamen mir eine junge
Frau und ihr Hund entgegen,
Der, erfreut über den Schnee,
An mir hochspringen wollte,
Worauf er von der Frau,
Die dabei häßlich zischte,
Brutal an der Leine
Zurückgerissen wurde.
In diesem Moment hätte
Ich am liebsten einen
Gummihandschuh über=
Gestreift und dem dumpf-derben
Gesicht eine heftige
Ohrfeige verabreicht.

Will dich *

Januar 17th, 2010

Will deine Augen küssen,
Von deinen Lippen trinken,
Will fühlen, will nicht wissen,
Im Fühlen ganz versinken.

Will streicheln deine Haare
Und Blumen in sie binden,
Mit Muschelhorn, Fanfare,
Mysterien zu finden.

Will deinen Herzschlag spüren
Auf meinem wie Sonaten
Und öffnen alle Türen
Zu warmen, tiefen Taten.

Will deinen Träumen bauen
Wie Wolken hohe Türme,
Den Horizont zu schauen.
Und nahn von dort auch Stürme.

*für Gerda