Die Insel

August 2nd, 2010

Wie hingespuckt ins
Azur klebt eine
Wolke am Himmel
Schneiden Möwen die
Luft mit Flügeln beißt
Der Rost Kerben in
Das Eisen unter
Den Füßen das Deck
Der Fähre stapelt
Touristen alle
Den Rucksack voll Schweiß
An der Reling steh
Ich blicke zurück
Zur Insel langsam
Schluckt sie das Meer in
Gedanken läuft ein
Film zwei Wochen kein
Sattel kein Knecht nur
Wein trinken im Takt
Der Wellen träumen
In den Tavernen
Ankert die Sonne
Im Westen purpurn
Glüht der Horizont
Bis es dunkel wird
Später vom Hafen
Zum Flugzeug schneller
Kreisen die Zeiger
Der Uhren allein
Der Regen holt mich
Ab morgen formen
Die Tage wieder
Eine Grimasse
So häßlich wie Gott.

Lieber tot als untot

Juni 21st, 2010

Ich habe so manchen sterben gesehn.
Und glaubt mir, es ließ mich nicht einmal kalt.
Doch bin ich viel lieber tot als zu alt,
Als über die Jahre siechend vergehn.

Nach dem Fest

Juni 13th, 2010

Das Fest ist vorbei
Die Flaschen leer getrunken
Die Gedanken voll
Berauscht vom Wein vom Leben
Wollen wir nur betäubt sein.

Die Sonne

Juni 5th, 2010

Das gelbe Gesicht
Steigt über den Horizont
Mit stechendem Blick
Schau ich ein Meer voll Tränen
Verdampfen bis auf den Grund.

Mahlzeit für Fortgeschrittene

Mai 28th, 2010

Aufgekocht erst, hochgezogen
Und dann langsam abgedrückt.
Weißes Licht in hohen Wogen
,Das durch rote Pforten zückt.
Die Sekunden stehn “Habt Acht”.

Aphorismus

Mai 24th, 2010

Wer heute noch an den Fortschritt glaubt,
Ist ziemlich weit zurückgeblieben.

Verse *

Mai 24th, 2010

Verse sind Muscheln
Am Rumpf der Jahre machmal
Leuchtet die Perle
Aus nächtlichem Mund vielleicht
Tragen die Wellen mein Lied
Über das Meer her zu dir.

* für Gerda

Reim-Kalauer

Mai 9th, 2010

Ein Bauer
Scheißt vier Kalauer
hinter die Mauer
Denkt nicht von Dauer
Ist so ein Bauer
Oder Kalauer
Sich die Mauer
Genauer
Gesagt ist die Mauer
Doch wesentlich schlauer
Als so ein Bauer
Oder Kalauer.

Träume

April 20th, 2010

Durch Labyrinthe
Mit roten Wänden
Gehetzt und endlich
Aufgewacht seh ich
Die Sprachvitrine
Vor mir voll gefüllt
Mit dicken Fäusten
Und Geierschnabel
Schlägt ein Gnom das Ding
In Scherben Wörter
Zuvor gelagert
In Gallert fliegen
Durch die Luft oder
Rollen Köpfe in
Schwarze Löcher steckt
Ein bleicher Stiefel
Im Boden tropfen
Augen vom Plafond
In stille Ecken
Wo Dornengesträuch
Wächst an den Zweigen
Gedankenfrüchte
Halbreif bis räudig
Ja manchmal kommt ein
Schanker vor dem Punkt
Geht kein Beistrich im
Konjunktiv allein
Spazieren Föhren
Von den Tapeten
Ruft Eva Ahoi
Ihr Matrosen werft
Euch von Bord das Meer
Versickert im Staub
Und Nebel steigt aus
Rostigen Gittern
Im Rinnstein frisiert
Ein Feuer die Nacht
Im Drei Finger Takt.

Basra

April 13th, 2010

Sindbad traf ich nicht
Im Hafengewühl,
Als ich nach Basra
Kam, sah ich dort, wie
Abends, die Hitze
Ließ die Luft braun, den
Asphalt rot flüstern,
Am Rand der Straße
Kinder mit einem
Abgeschnittenen
Kopf Fußball spielten,
Laut lachend, während
Alte Männer in
Der Nähe saßen,
Mit langen, schwarzen
Bärten, die Lippen
Saugten am Geschläuch
Der Wasserpfeifen,
Ein Soldat ging mit
Dem Sturmgewehr an
Der Brust hin und her,
Den bebrillten Blick
Auf das Kreischen des
Verkehrs gerichtet.
In Grenzen, eng wie
Die Zukunft hielt sich
Mein Verlangen, hier
Fotos zu schießen.