Stufen (H)
November 1st, 2012Am Himmel ein Schaf
Am Gehsteig rote Schuhe
Im Keller kein Licht
Am Himmel ein Schaf
Am Gehsteig rote Schuhe
Im Keller kein Licht
Ich weiß, ich bin in einer Endlosschleife
Der Zeit gefangen, keiner holt mich raus.
Ein Trugbild gaukelt Werden, Wachsen, Reife,
Sogar ein gottverdammtes Totenhaus.
Nur immer wieder immer Gleiches machen,
Als wär ich ein Computer, ein Programm,
Das auch die Träume pflanzt, samt Weinen, Lachen.
Doch wahr ist, wir sind urzeitlicher Schlamm.
Wir hängen ab, wir rauchen Gras, die Witze
Gehn auf wie Luftballons in Miniröcken,
Tequila schlürfen wir im Freiluftbecken,
Zum Nachtisch gibt es Cocktails aus der Spritze.
Wir ziehn auf eine Party und schnell weiter
Zur nächsten, denn wer Zeit hat, ist schon tot.
Wir treten Sauerkraut im Segelboot
Und sehn vor lauter Sprossen keine Leiter.
Über mir ziehen die Wolken nach Süden.
Unter mir glitzert der schwarze Asphalt.
Rings um mich kauern Gestalten, die müden
Köpfe geneigt vor dem Wind. Es wird kalt.
Birken mit goldenem Laub an den Ästen
Krönen den Hügel. Der Krähen Geschrei
Läßt mich verweilen. Ich blicke nach Westen:
Träume von Schwalben, ein Lied geht vorbei.
Wiesen und Wälder, das Lachen der Kleinen,
Leute am Bahnhof, ein Zug der nicht hält,
Masken beim Tanzen, das Quietschen der Leinen,
Füße, die schmerzen von Stoppeln am Feld.
Wollte dem muffigen Kleingeist entfliehen,
Lockten doch Länder, so fremd und so fern.
Sah in den Bergen den Mohn lila blühen.
Folgte auf Jahre dem funkelnden Stern.
Jetzt ist Oktober, und kurz sind die Tage.
Wandernd zum Hügel auf rotbraunem Laub,
Wachsen Gedanken und werden zur Klage
Kommen und Gehen, was bleibt, ist der Staub.
* für Gerda
Ob Käsestangen in verlausten Fotzen,
Ob Fäuste schmerzhaft in den Arsch geschoben,
Ob öffentliches sexuelles Toben,
Es ist voll ekelig, doch alle glotzen
Zum Himmel unten und zur Erde oben.
Vom Himmel hängen
Viele reife Früchte am
Boden fault das Obst
Seltsam die Früchte
Die in den Bäumen reifen
Wie Kinderköpfe
Mit Augen und Mund heute
Mähen wir das Gewölk wie
Früher mit Sensen
Nachts wenn der Mond grunzt
Ziehen wir weiter
In Stiefeln aus Marzipan
Wieder so ein Tag
Da die Stunden wie Boxer
Zu Boden gehen
Die Luft wird von Signalen
Geschwängert die Erde kreißt
Als würd der Teufel sie verfolgen, sausen
Die Wolken übern Himmel, da der Osten
Sich schwärzt. Die letzten Sonnenstrahlen rosten
Im Westen, wo die weißen Riesen hausen.
Auf breiter Front, mit wehend grünen Fahnen,
Wir kommen auf Kamelen, Dromedaren,
Den Wind in unsren Bärten, in den Haaren,
Und mit uns, wie in alter Zeit, Schamanen.
Die Tage häuten sich und werden härter.
Das hohe Steppengras besingt die Reiter,
Die, wie auf sanften Wogen immer weiter
Dem Ziel sich nähern, scharf sind ihre Schwerter.
Vorm Fenster fällt der Schnee in dicken Flocken.
Doch drinnen ist es warm und weich. Wir liegen
Entspannt im bunten Flaum des Teppichs, fliegen
Ins All und Sterne blühn in deinen Locken.
Dein Atem fließt in meinen, trägt das Leben
Ins Mark der Zeit, im grenzenlosen Raum,
Die ganze Welt ein Apfelblütentraum,
Ein stilles über allen Dingen Schweben.
Dann, wie ein Dieb zur Nacht, bist du gegangen,
Und Sehnsucht, unerträglich, brennt in mir.
Die Wände beißen, wenn ich durch die Tür
Ins Freie stürze. Schnee schmilzt auf den Wangen.
* für Gerda