GesternHeuteMorgen

September 27th, 2012

Seltsam die Früchte
Die in den Bäumen reifen
Wie Kinderköpfe
Mit Augen und Mund heute
Mähen wir das Gewölk wie
Früher mit Sensen
Nachts wenn der Mond grunzt
Ziehen wir weiter
In Stiefeln aus Marzipan

Signale (T)

September 20th, 2012

Wieder so ein Tag
Da die Stunden wie Boxer
Zu Boden gehen
Die Luft wird von Signalen
Geschwängert die Erde kreißt

Auf breiter Front

September 16th, 2012

Als würd der Teufel sie verfolgen, sausen
Die Wolken übern Himmel, da der Osten
Sich schwärzt. Die letzten Sonnenstrahlen rosten
Im Westen, wo die weißen Riesen hausen.

Auf breiter Front, mit wehend grünen Fahnen,
Wir kommen auf Kamelen, Dromedaren,
Den Wind in unsren Bärten, in den Haaren,
Und mit uns, wie in alter Zeit, Schamanen.

Die Tage häuten sich und werden härter.
Das hohe Steppengras besingt die Reiter,
Die, wie auf sanften Wogen immer weiter
Dem Ziel sich nähern, scharf sind ihre Schwerter.

Apfelblütentraum *

September 8th, 2012

Vorm Fenster fällt der Schnee in dicken Flocken.
Doch drinnen ist es warm und weich. Wir liegen
Entspannt im bunten Flaum des Teppichs, fliegen
Ins All und Sterne blühn in deinen Locken.

Dein Atem fließt in meinen, trägt das Leben
Ins Mark der Zeit, im grenzenlosen Raum,
Die ganze Welt ein Apfelblütentraum,
Ein stilles über allen Dingen Schweben.

Dann, wie ein Dieb zur Nacht, bist du gegangen,
Und Sehnsucht, unerträglich, brennt in mir.
Die Wände beißen, wenn ich durch die Tür
Ins Freie stürze. Schnee schmilzt auf den Wangen.

* für Gerda

Hände aus Glas

September 6th, 2012

In den Gedanken
Kämpfen A und B(e)meisen
Ein heißes Gefecht
Bevor der Morgen dämmert
Die bleichen Sonnenstrahlen
An Hausfassaden brechen
Erwacht der Schläfer
Den Mund voll braunem Laub
Und Händen aus Glas

Trau keinem Menschen

September 4th, 2012

Schau nur sie jagen
Meerschweinchen ins Nirwana
Mit langen Ruten
Sitzen sie abends zwischen
Harten Stühlen und gähnen

Strichpunkt (H)

August 31st, 2012

Auf den Gedanken
Wächst Moos an manchen Tagen
Fliegen die Steine

Die Zeit (H)

August 30th, 2012

Mit offenem Maul
Kommen die Stunden gierig
Nach allem was lebt

Das Seil (T)

August 29th, 2012

In hoher Felswand
Hänge ich am dünnen Seil
Zwischen Himmel und
Erde spreizen Sekunden
Arme und Beine zum Flug

Verwandlung (TS)

August 23rd, 2012

Auf meinem Körper wächst in dichten Schlingen
Und weißen Blättern Efeu, meine Hände
Sind rot bemalt mit Anfang und mit Ende,
Die ohne Skrupel um die Herrschaft ringen.

Mein Mund ist voller Würmer, dicker Schlangen.
Die Lippen öffnen sich, denn freie Bahn
Braucht das Gezücht, es füttert seinen Wahn
Mit Bohrern oder scharf gewetzten Zangen.

Ich spring zu dir ins kalte Hafenbecken
Und nehme Kurs hinaus aufs offne Meer,
Wo uns die meterhohen Wellen necken.

Der Himmel spreizt sich schwarz wie heißer Teer,
In dem nur staubkorngroß die Sterne kleben,
Bevor sie schmelzen und zu Grunde schweben.