Graue Tage (T)
Dezember 16th, 2013Braun gefurcht das Feld
Der Himmel weint aus bleichen
Lippen fällt ein Wort
Auf kalten Asphalt von fern
Hör ich die Möwen schreien
Braun gefurcht das Feld
Der Himmel weint aus bleichen
Lippen fällt ein Wort
Auf kalten Asphalt von fern
Hör ich die Möwen schreien
Mein Hund, das alte Stinktier, möchte heute
Mal wieder beißen, kräftig, in die Waden
Der Zeit, der blutig blauen Stunden Beute
Für mich ein Schnellgericht aus gelben Maden.
Im Bus, umringt von klebrigen Gesichtern,
Mit goldnem Stachel trifft mein Skorpion
Das Herz will ich in hohle Köpfe trichtern,
Ein Wort, ein anderes und deren Hohn.
Am Waldrand seh ich junge Hirsche springen,
Wo die Alraune, auch der Schierling blüht.
In den Gedankentälern hausen Spinnen
Und weben Träume um ein altes Lied.
Um 18 Uhr beginnt der Tag
Für mich mit einer Pfeife
Und Zucker braunem manchmal
Ist er weiß auf Wolke sieben
Läuft ein Film Termiten
Wohin ich schaue Antennen
Im Kopf ein Skorpion
An der Tankstelle stehen Leute
Schlange bevor sie mit Benzin
Abgefüllt werden Ringe
Formt der Zigarettenrauch
In der Luft ein seltsames
Gefühl umfängt mich während
Der Stiefelknecht das Maul schließt
Wir schmieren uns die Füße ein mit Butter
Und treten in dem Bottich Sauerkraut,
Befahrn den Ozean mit einem Kutter,
Wo Salz die Augen rötet und die Haut.
Vor Madagaskar werfen wir den Anker
Und tauchen tief im Schatten der Korallen,
Am Horizont brennt himmelhoch ein Tanker,
Dass Möwen ringsum aus den Wolken fallen.
Wir ziehen in den Urwald zu den Affen
Und reiten einen Tiger in die Nacht,
Von Stern zu Stern, vorbei an all den schlaffen
Figuren, die der Mund der Zeit entfacht.
Wir reiben uns die Schläfen ein mit Asche
Und pumpen in die Lungen schwarzen Rauch.
Im Kreis marschiert die halbgeleerte Flasche,
Doch ich und du, wir stehen auf dem Schlauch.
Schneller rollen wir
Hinein in den Tag
Mit morschem Kaffee
Füllt uns der Morgen
Die Zeiger der Uhr
Sind Dornen im Takt
Von Termiten und
Deine Gedanken
Entlaubtes Gesträuch
Im stürmischen Wind
Was bleibt fragst du bloß
Schleim der überall
Glitzert und klebt auf
Flügeln aus Pappe
Und Hufen olé
Später am Abend
Ringen wir lustlos
Geziefer zu Bett
Und träumen hernach
Viel vom Anderssein
EF am 3/4/2010 Titel “Radspur”
Hörst du die Steine
Wispern die Wälder wandern
Die Sonne lächeln
Heut ist ein guter Tag
Zum Jagen zum Tanzen
Ein guter Tag zum Sterben
Über den Horizont
Spannt sich ein Netz aus Wörtern
Fängt das Abendrot
Auf meinem Gürtel
Tier reite ich von Stunde
Zu Stunde raste manchmal
Zwischen den Zeilen
Trinke Tau aus meinen
Schuhen Salz der Erde
Und schwarze Kirschen
Für den freien Fall
Ans Ende des Traums
Unter mir Wasser
Über mir dunkles Gewölk
Auf einer Brücke
Steh ich und weiß nicht wohin
Hinab in den Fluss vielleicht
Münden als Treibgut im Meer
Draußen das fröhliche Zwitschern der Meisen,
Das Blau des Himmels ist klar wie ein See.
Ich spüre, noch ist nicht die Zeit zum Reisen.
Am Fensterbrett rot eine Orchidee.
Durchs Fenster tauchen schräg die Sonnenstrahlen,
Bis ringsherum das Zimmer golden glüht,
Bis sich die Welt ganz plötzlich in dem fahlen
Verdämmern wandelt und die Farben flieht.
Schon leuchten auf den Straßen die Laternen,
Und an den Häusern lehnt ein kühler Wind,
Auf seinen Lippen Laute wie von fernen
Gestalten, die jetzt leere Schatten sind.
Ein Echo, das aus längst vergessnen Tagen
In deine Schläfen dringt, ein fremdes Pfand,
Mit Worten nicht zu fassen, nicht zu tragen,
Wenn es in dir zerbricht an einer Wand.
Für einen Augenblick ist nur die Stille
Zu spüren, während sich das Kleid der Nacht
Um dich legt in des Dunkels ganzer Fülle,
Und du dich fallen läßt in ihre Pracht.