Februar 6th, 2020
Vor meinen Augen
Gestrüpp im Mund ein flaches
Wort oder Tage
Schneller als Beine laufen
Auf einem Weg ohne Ziel
Frage mich wann und
Wo wir uns trafen
Dereinst im Schatten
Alter Bäume haust der Traum
Bunt sein Gefieder
Auf breiten Schwingen
Steigt er hoch durch die Wolken
Ins Blau schließe die Augen
Und singe ein Lied
* für Gerda
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Januar 22nd, 2020
Der Zögling muß des Bischofs Murmeln lecken,
Den Runzelsack bedienen wie die Glocken
Im Kirchturm, bis die ersten feuchten Flocken
Blaß schäumen aus dem aufrecht steifen Stecken.
Des Knaben Lohn hierfür sind reife Pflaumen,
Die ihm sein Lehrer in das Kotloch schiebt,
Samt dürrer Finger, ruhig und geübt.
Hernach schürft er die braune Schicht vom Daumen.
Das Loch wächst lang mal breit und Jahr für Jahr,
Wo es gar häufig auch die Brüder stopfen.
Als er- nun Schwamm- verläßt das Seminar,
Reicht ihm der Bischof einmal noch den Finger.
Der Abschiedskuß auf den geliebten Dünger,
Läßt ihm das Herz im Brustkorb stürmisch klopfen.
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Januar 13th, 2020
Irgendetwas Großes ist mit mir geschehen.
Nichts ist heute so, wie es noch gestern war.
Während sich die schwarzen Schrauben weiter drehen
In des Daseins Schläfen, wird um den Bazar
Eng gespannt und schnell ein Stacheldrahtverhau.
Doch ich fühle mich fast wie ein neues Wesen,
Und mich kümmert weder Stau noch Kreisverkehr;
Spüre, wie sich feste Knoten einfach lösen,
Und Gedanken fließen, fließen bis ins Meer,
Wo sich End und Anfang paarn in tiefem Blau.
* für Gerda
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Januar 6th, 2020
Ich weiß nicht, doch es sind schon mehr als dreißig Tage,
Da ich durchs Leben taumle, meistens voll bezecht,
Doch nicht, weil manche sagen, es ist ungerecht,
Daß Menschen andre Menschen auf den Händen tragen.
Ich klettere bis auf den Wipfel einer Tanne
Und sehe ringsum, wie die Bäume nordwärts fliehen,
Indes aus Wolken über mir die Blitze blühen.
Doch meine Löwin ist so fern. In der Savanne
Hat sie sich einen anderen im Nu gefunden.
Gemeinsam mit ihm schwimmt sie durch den blauen Nil,
Um zu verschmelzen dann im wilden Katzenspiel.
Ich hör das Echo. Und im Schatten kalter Stunden
Verblassen all die Worte, Bilder. Doch was bleibt,
Ist etwas Neues, das jetzt die Geschichte schreibt.
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Januar 1st, 2020
Ich hab mich verirrt
Im Dickicht meiner
Gedanken streifen
Hyänen oder
Uralte Zedern
Träumen vom Tod
In lehmigen Stiefeln
Gibbons hängen
An langen Schwänzen
Vom Astwerk des Mondes
Auch viel anderes
Getier haust in der
Wildnis der weiten
Zwischen den Schläfen
Atmen die Winde
Den Dünkel der Zeit
Und Pilze wuchern
Bis zum Horizont
Dehnt sich das Blau
Ein umgestülptes Meer
Auf Stelzen aus Stein
*Neufassung(EV 22.5.2010)
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Dezember 22nd, 2019
Komm, laß uns heute nach Alaska fliegen,
Eisschollen auf dem Yukon-River zählen,
Die Haut der Stunden bis zum Knochen schälen
Und aus dem Mark ein kleines Häuschen biegen,
Das Traubenblau des Himmels von den Stiegen,
Die sich in höchste Lüfte winden, pflücken,
Durch kleine Löcher ins Nirwana blicken,
Wo nichts zu Ende geht in langen Zügen.
Dort wollen wir die Dämmerung besteigen
Und unsre Köpfe in das Dunkel neigen,
Schnell einen Tunnel graben bis ins Herz
Der Finsternis, ein Kuss dem Feuerdrachen,
Auf einer alten Harley durch den Rachen
Der Trägheit röhren, immer heimatwärts.
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Dezember 15th, 2019
Städte, Länder, fremde Leute
Kreuzte ich in einem Jahr.
Aber nichtig scheint es heute,
So, als ob´s ein Traum nur war.
So, als wär das ganze Leben
Bloß ein Film, der zu schnell läuft,
Zwischen Zäunen, hinter Stäben,
Auf der Rolle, die schrill schleift.
Bald schon ist das Jahr zu Ende.
Und was bleibt? Ich weiß es nicht.
Morgens rot beschmierte Wände?
Eine Lampe, die zerbricht?
Kalt ist mir in solchen Stunden,
In des Winters weißer Pracht.
Doch mein Herz will nicht gesunden,
Will die dunkeltiefe Nacht.
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Dezember 9th, 2019
Die Kälte hat uns (Männer) an den Eiern,
Und Nacht für Nacht wird fester schon ihr Griff.
Der Winter will - so scheint´s - mal richtig feiern.
Ich hoff´, ich find ein Flugzeug rasch, ein Schiff,
Mit Kurs nach Süden, in die Wärme,
Denn hier ist es mir jetzt schon viel zu kalt.
Und zeigen sich in dieser Nacht die Sterne,
So bin ich reif für eine Heizanstalt,
Falls ich nicht winke dann schon aus der Ferne,
Von meinem neuen Inselaufenthalt.
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Dezember 1st, 2019
Durch hohe Häuserschluchten stürzt der Wind
Und läßt die nun entblößten Bäume frieren.
Die Nacht ist einsam. Hinter dicken Türen
Verkriechen Menschen sich, die ängstlich sind.
Die Welt ist grau verfärbt, das Leben blind.
Gedanken kreisen um das Existieren.
Durch hohe Häuserschluchten stürzt der Wind
Und läßt die nun entblößten Bäume frieren.
Dezemberzeit. Die Tage gehn geschwind
Zur Neige. Nebel dämpft den Schritt von Tieren.
Der Himmel ist verhängt mit weißen Schnüren,
Indes das Fremde in dir Raum gewinnt.
Durch hohe Häuserschluchten stürzt der Wind
Und läßt die nun entblößten Bäume frieren.
* für Gerda
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November 24th, 2019
Das verfallene
Haus am Waldrand beherbergt
Gespenster wie mich.
Vom Efeu überwachsen
Und kalt wie Stein verweil ich
Reglos im Wüten der Zeit.
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