November (T)
November 4th, 2019Kalte Winde ziehn
Durch das dunkelnde Tal
Meiner Gedanken
Verblühte Träume welken
Zwischen Föhren und Felsen
Kalte Winde ziehn
Durch das dunkelnde Tal
Meiner Gedanken
Verblühte Träume welken
Zwischen Föhren und Felsen
Der Morgen drückt den Daumen auf die Dinge
Das Frühstück ist mit Info-Schleim garniert
Der Umzug wirkt so peinlich deplaziert
Gedanken bocken heftig, machen Sprünge
Vom Himmel hängen Wolken fahl wie Leichen
Durchs Fenster strömt der Duft von Sommerflieder
Kein Mensch kennt noch die alten Arbeitslieder
Geschwulste bersten in geblähten Bäuchen
Auf hohle Köpfe prasselt hart der Regen
Ein Bild allein täuscht Mensch so wie die Masse
Gespenster gehn nicht um, sie machen Kasse
Globale Netze brauchen Kettensägen
In engen Hosen juckt es juvenil
Am Handgelenk tickt schadenfroh die Uhr
Genossen taugen nur zur Müllabfuhr
Maschinen machen allerorts mobil.
Das Kleid der Bäume
Lichtet sich mit jedem Tag
Da der Himmel grau
Ist mehr bis kahles Geäst
Anstimmt ein frostiges Lied
Mürb schon fällt das Kleid der Bäume,
Nebel lagern auf Asphalt,
Heftig klopft ans Tor der Träume
Eine schreckliche Gestalt.
Schnell noch füllen wir die Scheune,
Denn die Sonne wird schon alt,
Ist so müde, will nicht lachen,
Schenkt den Tagen wenig Licht,
Flinten, die in Wäldern krachen.
Tier schaut Mörders Angesicht.
Lang ist´s her, da stiegen Drachen
Hoch hinauf ins Wolkendicht.
Kinder spielten “Fang die Bösen”
Damals, Hoffnung gab es noch.
Abends am Kamin beim Lesen
Luft nach Tannenzapfen roch,
Mutter fegte mit dem Besen,
Mutter war zugleich der Koch.
Jahre purzeln über Stiegen,
Und auf Krücken geht die Scham.
Bettler nah am Rinnstein liegen,
Nachricht aus dem Vatikan:
Ja, es war der Herr der Fliegen,
Der den Mensch besuchen kam.
Gehn zum Friedhof krumme Frauen,
Bange Lippen murmeln: Wer
Wird wohl unsre Gräber bauen?
Ausgestopft der letzte Bär.
Morgens steigt ringsum ein Grauen
Morgen sind auch wir nicht mehr.
* Aus der Vorzeit der versfabrik
Ein Sturm reißt letzte
Blätter von Bäumen Hüte
Von spitzen Köpfen
Als wär die Luft ein Parkett
Tanzen Krähen im Osten
Färbt sich der Horizont weiß
Unter dem alten
Kobold Mond starren
weiß rot geschminkte
Gesichter durchs Fenster
auf mein Krokodil
durch den Türrahmen
stürmen Pferde und
tragen mich weit weg
entblößt an Laternen
hängen die Reiter
ja manchmal kommt ein
Schanker vor dem Punkt
geht kein Beistrich
im Konjunktiv allein
spazieren Bäume
von den Tapeten
ruft Eva Ahoi
ihr Matrosen werft
Anker im Rinnstein
frisiert ein Feuer
das Dunkel im Takt
*NF von “Träume”, 2010, 2012
Im Farbenrausch der Bäume Blätterkleid,
Wie Flammen rot und gelb im Sonnenstrahl,
Verwandelt Herbst den Wald zum Karneval,
Und du und ich, wir sind zum Tanz bereit;
Frühmorgens, wenn der erste Hahn laut schreit,
Befinden wir uns schon vorm Waldportal,
Im Farbenrausch der Bäume Blätterkleid,
Wie Flammen rot und gelb im Sonnenstrahl,
Zeigt sich Natur in voller Sinnlichkeit,
Aus Zweigen klingt ein Meisen-Madrigal,
Und die Gedanken wandern durch ein Tal
Und rasten lang im Laub der Seligkeit,
Im Farbenrausch der Bäume Blätterkleid.
* für Gerda
Seit meiner Kindheit trag ich Gummihosen,
Und werde sie noch in der Hölle tragen.
Jetzt hör ich schon die Besserwisser sagen:
Sein Harn-Verhalten ist´s, vielleicht Neurosen.
Bleibt mir vom Leib mit Klugschiß und solch Posen,
Sonst will ich euch mit Worten kräftig schlagen.
Seit meiner Kindheit trag ich Gummihosen,
Und werde sie noch in der Hölle tragen.
Der Intellekt, der haust bei den Franzosen;
Der Deutsche muß Gedanken sich erjagen;
Die Austriaken stopfen voll den Magen,
Ich aber weile zwischen Herbstzeitlosen.
Seit meiner Kindheit trag ich Gummihosen,
Und werde sie noch in der Hölle tragen.
* für Gerda
Am Wegrand standen
Pappeln, als ich ein Kind war,
Und Kastanien
Waren die Hüter einer
Kleinen Kapelle. Vorm Haus
Wuchs ein Birnbaum, weiß blühend
Vor allen andern. Viel Zeit
Ist seither vergangen. Doch
Manchmal träume ich
Vom Klettern in den Zweigen.
Vorm Fenster späte Rosen
Die Birke trägt heut gelb
Am Himmel Krähen
Voll Hohn ihr Geschrei
Ein roter Maulwurf
Gräbt in Gedanken ein Schloss
Zwischen die Wolken nachts
Wenn der Mond erwacht
Suche ich in den Winkeln
Vergessener Tage
Nach Spuren im Staub