Archive for Februar, 2009

Unglückstage

Samstag, Februar 14th, 2009

Das Unheil sucht sich seine Tage.
Das läßt sich schlichtweg nicht bestreiten
Und wer da glaubt, dies sei nur Sage,
Den wird die Zeit des Unheils reiten,
Vielleicht wird es auch Schlitten fahren
Mit ihm und gleichem Resultat.
Denn Elend hält nicht viel vom Sparen
Und schlecht ist meist des Teufels Rat.

Der Suderant

Samstag, Februar 14th, 2009

Du keifst und keifst wie eine alte Vettel,
Auf dies, auf das, auf jenes, immerdar.
Nur nicht auf dich, obwohl nur schnöder Bettel
Dein Leben ist, das auch im Jetzt schon war.

Betrogen

Samstag, Februar 14th, 2009

Hast du genug
Von dem Betrug,
Dann schrei´s heraus:
Schluß! Ende! Aus?

Wenn du genug
Hast vom Betrug!

Postästheten

Samstag, Februar 14th, 2009

Durch den Hosenschlitz der Dämmerung kriechend,
Wie talggelbe Würmer, haben Gedankenknechte,
Modisch maskiert, mit Zeitgeist geschminkt,
Das Land der Sprache besetzt, okkupiert -
Es war kein Widerstand - sie machten sich breit
Im syntaktischen Netz; wie Parasiten saugend,
Kleben sie im Gebinde der Sätze, entstellen den Sinn
Und verstinken das Wort, Kopffüßler,
Auf virtuellen Krücken taumelnd, massig
Zerebralschweiß absondernd, der sülzig verklumpt,
Doch megamobil, sitzend auf ihren feisten Backen
In zu engen Unterhosen mit braunem Semikolon,
Körperverachtend wie Päpste im Mai, sitzend
In sicheren Häusern, als kollektive Spätlese
Juveniler Ignoranz und Mäulern, größer
Als beide Deutschländer vereint, sitzend
Mit kultiviertem Gebüsch im Gesicht, hinter dicken Brillen
Kurzsichtig blinzelnd, so selbstzufrieden
Grinselnd, Chemotherapeuten des Scheins,
Nicht fähig zur Schönheit, nicht fähig
Zur Poesie, heimlich sie neidend und laut
Sie negierend. Statt Blut in den Adern
Fließt Klärschlamm, gerinnt. Giganten
Der Schrumpfung produzieren Programme,
Container voll Dogmen, höchst arrogant die Welt
Konsequent reduzierend auf eigene Nabel=
Strukturen,Sprache, verbrauchtes Material,
Jammern sie sprachlos, ja, stammelnd, nein, stotternd,
Und ohne Ende Dispute, Diskurse, Diskussion,
Laut brüllend Rede, ihr Unrecht sich schaffend.
Masturbationsphilosophen, freirhythmisch reibend,
Hirn-oder Vorhaut, fortschreitend beschleunigt,
Progressive Zero-Ästheten züchten Textneurosen
In engen Egogärten. Kreative Kretins, maßlos
Sich selbst überschätzend, hoch subventioniert,
Imitieren Kopien letzter Güte und blähn
Sich freudig der Zukunft entgegen, um endlich
Den eigenen, den echten Genius zu klonen, vielleicht
Für Letztgeborene. Wen das schmerzt, hat Pech gehabt.

PS:aus d. Archiv d. versfabrik.at

Bescheidenes Wunschsonett (2. Fassung)

Mittwoch, Februar 11th, 2009

Ein Werk beginnen und auch fertigstellen,
Ein bißchen Laufen in den Morgenstunden
Und mit dem Rad fahrn täglich ein paar Runden,
Das würd die Stimmung in mir schon erhellen.

Die Welt, die ohne Mensch, möcht ich erkunden.
Und finden manche nicht verschmutzte Quellen,
Darin zu treiben sanft im Takt der Wellen,
Die Taue der Gedanken losgebunden.

Mit dir gemeinsam durch den Wald spazieren,
Die Bäume schauen und die Vögel hören,
Als ob wir ganz allein mit ihnen wären.

Ins weiche Moos sich legen, Erde spüren
Und Wind, an den sich Zweig und Blätter lehnen,
Mit dem Gefühl, sich nach nichts anderm sehnen.

* für Gerda
PS: aus d. Vorzeit d.versfabrik.at

Wunschsonett (1. Fassung)

Mittwoch, Februar 11th, 2009

Ein Buch von Dostojewsky wieder lesen.
Ein Haus voll Katzen, rings ein wilder Garten;
Nicht eine Stunde zugebracht mit Warten;
Ein Glas voll heißer Minze. Keine Besen,

Kein Bildschirm, Politik auf Breitgesäßen;
In mich versenken; Universumfahrten;
Vielleicht ein völlig neues Leben starten.
Ein Erdenball, befreit von Menschenwesen.

Trotz Fehler niemals mit wem andern tauschen.
Wer wünscht sich manchmal nicht ein bißchen Glück?
Ich liebe es, den Vogelstimmen lauschen,

Am Waldrand in dem weichen Moosbett liegen,
Zum weiten Himmel hochgewandt den Blick,
Und mit den Schwalbenzügen fernwärts fliegen.

* für Gerda
PS:aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Der beste Kick

Dienstag, Februar 10th, 2009

Schau weder vorwärts noch zurück,
Schau in den Spiegel, schau in dich!
Und glaube mir, der beste Kick
Ist scharf doch niemals wesentlich.

PS: aus d. Archiv d. versfabrik.at

Die Woche rennt im Kreis

Dienstag, Februar 10th, 2009

Am Montag sprudeln wir meist voll Elan,
Die Ärmel hoch, wir wollen produzieren.
Am Dienstag auch, der Mensch muß existieren.
Am Mittwoch sind wir nicht mehr ganz so zahm.

Der Donnerstag ist schon mehr Schweiß als Socken,
Am Freitag schleppen wir uns heim ganz lahm,
Der Samstag schmilzt wie in der Sonne Rahm.
Und auch der Sonntag macht das Sein nicht trocken.

Die Uhr diktiert und ihre Zeiger treiben.
Beim Warten kriecht sie langsam monoton.
Doch wollen wir mal ungezwungen bleiben,

Dann läuft uns gnadenlos die Zeit davon.
Kaputte Mägen und ein Nervenleiden,
Sind dann am Ende der verdiente Lohn.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Wie hypnotisiert *

Freitag, Februar 6th, 2009

Ins Sesselfleisch gekrallt, so sitzen jene,
Die nicht verstehn, daß ihr verwünschtes Handeln
Nicht aufgeht in dem permanenten Wandeln,
Im Sturm der Zeit, daß altgediente Pläne

Kaum ewig dauern, daß schon jetzt verkünden
Die Lämmer ihren Pakt mit den Hyänen,
Im Glauben, diese solcherart zu zähmen,
Voll Hoffnung und wie Klebstoff an den Pfründen.

So blendet sie der Riß durch die Epochen,
Der Moder der Moderne und die Zeichen
Am Horizont - Es sind nicht ihre Knochen,

Die sie am Bildschirm häufig sehn verbleichen.
Und wenn um´s eigne Haus die Flammen streichen,
Verbrennen sie und haben nichts gerochen.

* für Raoul Frisch, aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Stanze (1)

Mittwoch, Februar 4th, 2009

Ihr Leute, hängt euch kräftig in die Riemen
Und macht den Karren hurtig wieder flott,
Als Sklaven auf den fast verfaulten Bühnen
Des Marktes rudert, rudert euch zu Schrott.
Zuvor jedoch legt auf die Wolken Schienen,
Denn schneller reisen will des Mammons Gott
Und zur Belohnung dürft ihr euch dann bücken,
Weil Kapital will immer Ärsche ficken.